Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Basarab, Matei
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Basarab, Matei

Basarab, Matei, Woiwode der Walachei 1632-1654, *Brîncoveni 1580, † Tîrgovişte 19.04.1654, Sohn des Vornic Danciu und der Bojarentochter Stanca von Brîncoveni, somit zugleich ein unmittelbarer Nachkomme der Craioveşti-Bojaren.

Leben

Einen ersten, mißlungenen Versuch, den walachischen Fürstenthron zu besteigen, unternahm B. während der Herrschaft von Leon Tomşa im Jahre 1630, wobei er dabei von György I. Rákóczy von Siebenbürgen unterstützt wurde. Erfolgreich war hingegen sein zweiter Versuch im Jahre 1632, als er trotz der Machenschaften des bei der Hohen Pforte gut eingeführten griechischen Würdenträgers Curt Celebi sein Vorhaben ausgerechnet mit osmanischer Hilfe verwirklichte. Durch die gleichzeitige empfindliche Reduzierung der griechischen Ämter und einer großzügigen Beschränkung der Athos- Stiftungen gelang es ihm einerseits den griechischen Einfluß zu neutralisieren, ohne sich die Griechen zu Feinden zu machen, andererseits die Spannungen zwischen der rumänischen Bevölkerung und den privilegierten griechischen Oberschichtangehörigen weitgehend zu lösen und die aufkeimende Unruhe im Lande beizulegen. Gegenüber den Türken gelang es ihm trotz wiederholter, von Dritten angestifteter Konflikte und seiner auf die Erlangung der Unabhängigkeit ausgerichteten Politik, den Frieden zu bewahren. Die Beziehungen zu Siebenbürgen waren von Anfang an gut, und B. ging 1635 gegenüber György I. Rákóczy ein beide Seiten befriedigendes Lehnsverhältnis ein. Ähnlich gute Beziehungen entwickelte der auch in seiner Außenpolitik geschickte und glückliche B. zu Polen und zu Venedig, mit denen er 1637 bzw. 1639 Freundschafts- und Beistandsverträge abschloß. Allein mit dem moldauischen Woiwoden Vasile Lupu - der wiederholt durch Intrigenspiel an der Hohen Pforte oder mit fremder Unterstützung seine Absetzung zu erreichen versuchte - führte B. mehrere Male Krieg. Er schlug jedoch Vasile verhältnismäßig leicht sowohl in Focşani (1637) als auch in Ojogeni (1639). 1644 führte der Moldauische Metropolit Varlaam die Versöhnung zwischen den beiden verfeindeten Landesfürsten vorübergehend herbei, was zu jenem Zeitpunkt um so leichter gelang, als Vasiles Sohn, den sein Vater zum Nachfolger B.s auf dem Thron der Walachei auserkoren hatte, 1640 gestorben war. Bereits sechs Jahre später drohte Vasile jedoch erneut mit dem Krieg. 1653 gelang es allerdings B., seinen beharrlichen Widersacher mit Hilfe seines langjährigen Bündnisgenossen György I. Rákóczy zu vertreiben und auf den verwaisten moldauischen Thron den aufsässigen Bojaren Gheorghe Ştefan zu setzen. Der Friede zwischen den beiden Fürstentümern war jedoch damit nicht endgültig hergestellt. Vasile unternahm vielmehr noch einmal einen verzweifelten Versuch, B. mit Hilfe seines Schwiegersohnes, des Kosakenchans Timusch, zu stürzen. Bei Finta wurde Vasile im Mai 1653 ein letztes Mal von B, besiegt. Dieser hatte allerdings in der blutigen Schlacht selber eine schlimme Verletzung davongetragen, die ein Jahr später seinen Tod verursachte. Die letzten Monate seines Lebens waren darüber hinaus von dem Aufstand der Söldnertruppe (seimeni) überschattet.
Während seiner für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich langen Herrschaft war es B. gelungen, den inneren Frieden durch eine weise fiskalische Politik und gute Verwaltung zu festigen und mit Ausnahme der Moldau den äußeren Frieden zu wahren. Die Bevölkerungszahl nahm beachtlich zu. B. ließ entsprechend der Landessitte mehrere Klöster errichten, er baute jedoch auch mehrere Schulen und Krankenhäuser. Er sorgte ferner dafür, daß die slawonische Amtssprache durch die Landessprache ersetzt wurde. Von ihm stammt das erste geschriebene rumänische Gesetzbuch, die „Pravila mică“ von Govora (1640), eine Übersetzung aus dem Slawonischen und die „Indreptarea legii“, die 1652 in Tîrgovişte gedruckt wurde.

Literatur

Giurescu, Constantin: Istoria Românilor. Bd 3. T. 1 Bucureşti 1944.
Daicoviciu: Bd 3.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)


GND: 121092070

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/121092070

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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Basarab, Matei, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 144-145 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=523, abgerufen am: (Abrufdatum)

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