Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Wladislaw I. Jagiello
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Wikidata: Q54053

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Wladislaw I. Jagiello

Wladislaw I. Jagiello (I. Ulászló), König von Ungarn 1440-1444 (als Wladislaw III. König von Polen 1434-1444), * Krakau 31.10. 1424, † Varna 10.11.1444, erstgeborener Sohn König Wladislaws II. von Polen und dessen vierter Gemahlin Sophia von Wyazma.

Leben

W. folgte 1434 seinem Vater auf dem polnischen Thron, konnte sich jedoch gegenüber dem hohen Adel nur mit Schwierigkeiten behaupten. Als König Albrecht II. von Ungarn 1439 starb, hinterließ er nur zwei junge Töchter. Um der Türkengefahr besser widerstehen zu können, verlangte die Mehrheit des Reichstages die Berufung W.s auf den Thron. Auch die Königinwitwe Elisabeth, die noch ein Kind erwartete, gab zuerst ihr Einverständnis, zog es aber nach der Geburt ihres Sohnes Ladislaus (V-, Postumus) wieder zurück und ließ diesen zum König von Böhmen und Ungarn ausrufen (22.02.1440). W. entschloß sich trotzdem, die ungarische Krone zu erwerben. Daraufhin ließ Elisabeth ihren Sohn am 15. Mai 1440 in Stuhlweißenburg krönen, ohne dafür die Zustimmung des Reichstages einzuholen. Dieser erkannte die Krönung nicht an und huldigte dem bald darauf angekommenen W., der am 17. Juli 1440 mit einer anderen Krone gekrönt wurde. (Dieser Zwischenfall trug zur Entfaltung der Theorie der Heiligen Krone bei: demnach wurzelt die Legitimität des Königs in der Zustimmung des Reichstages als Vertreter der Nation, und nicht in seinem eigenen Erbrecht durch Blutsverwandtschaft).
Es folgte nun ein zweijähriger Bürgerkrieg, in dem Elisabeths Partei unter Führung László Garais und Ulrichs II. von Cilii sich in Westungarn behauptete, da diejenige W.s - geführt von Johann Hunyadi - auch gegen die Türken zu kämpfen hatte. Durch Vermittlung Papst Eugens IV. kam es angesichts der drohenden Türkengefahr nach langen Verhandlungen am 14. Dezember 1442 in Raab endlich zu einem Kompromiß: beide Seiten behielten den derzeitigen Besitzstand, W. sollte Ungarn bis zum 15. Lebensjahr von Ladislaus regieren, der dann als König folgen sollte, und dessen ältere Schwester heiraten. Als Elisabeth unmittelbar danach starb, war W. praktisch Herr im größten Teil des Landes und begann im Herbst 1443 mit polnischer, serbischer, albanischer und walachischer Unterstützung den berühmten „Langen Feldzug“ gegen die Osmanen bis vor Sofia. Die tatsächliche Führung des Feldzuges lag freilich nicht bei dem jugendlichen König, sondern bei Hunyadi.  Es folgte eine Kette von Siegen im Winter 1443/44 über die Truppen Sultan Murads II. und der triumphale Einzug in Ofen im Februar 1444. W. schwor vor dem päpstlichen Legaten Giuliano Cesarini, den Feldzug noch im selben Jahr 1444 weiterzuführen. Anstatt neuer christlicher Hilfstruppen erschien jedoch nur eine türkische Gesandtschaft mit einem vorteilhaften Friedensangebot: sie verlangte zehn Jahre Frieden und bot dafür die Räumung Serbiens, Albaniens, die Übergabe von 24 Grenzfestungen und 100000 Gulden Kriegsentschädigung an. Trotz Widerstand des Legaten schloß W. in Szegedin den Frieden und bestätigte ihn mit Eid (1.08.1444). Die Übergabe der Festungen verzögerte sich aber, und als W. die Nachricht von der Ankunft einer genuesischen Flotte vor Konstantinopel erhielt, fühlte er sich von seinem Eid entbunden und erklärte den Krieg. Es kam jedoch nur ein kleines Heer von 16000 Ungarn und 4000 Walachen zusammen, die bei Varna mit den Türken zusammenstießen und von diesen am 10. November 1444 vernichtend geschlagen wurden. Unter den Gefallenen befand sich auch W.
W.s ritterlicher Charakter, seine edlen Vorsätze und Taten wurden durch seinen Eidbruch befleckt: Zeitgenossen und Nachkommen werteten seinen Tod als Gottesgericht.

Literatur

Callimachus Experiens (d.i. Filippo Buonaccorsi): De rebus Vladislai 1440-1444. Cracoviae 1582 ( 1891(4)).
Dlugossi (Longinus), Jan: Historiae Polonicae libri XX. Hrsg. A. Przedziecki. Cracoviae 1863/78.
Cieszkowski, A.: Acta Uladislao Jagellonidae regnante. Poznan 1890. = Fontes rerum Polonicarum et tabulario Reipublicae Venetae. II/2.
Smátána, Dezső: Közjogi és forráskritikai tanulmány. I. Ulászló megválasztásához. Budapest 1910.
Angyal, David: Le traité de paix de Szeged avec les Turcs (1444). Budapest 1911.
Dąbrowski, J.: Władysław I. Jagiellończyk na Węgrzech (1440- 1444). Warszawa 1922.
Halecki, Jan: Nouvelles observations critiques au sujet de la croisade de Varna. In: Bulletin international de l’Académie Polonaise. Warszawa 1937.
Kolarov, Hristo: Die Teilnahme der Bulgaren am „Langen Feldzug“ des Königs Wladyslaw III. Jagiello von 1443-1444. In: Bulgarian Historical Review 1 (1973) 65-71.  

Verfasser

I. Hunyadi (GND: 103729569)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119195798.html


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Empfohlene Zitierweise: I. Hunyadi, Wladislaw I. Jagiello, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 469-470 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1879, abgerufen am: (Abrufdatum)

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