Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Cesarini, Giuliano
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Cesarini, Giuliano

Cesarini, Giuliano, römischer Kardinal, * Rom 1398, † Warna 10.11.1444.

Leben

Aus einem verarmten alten römischen Geschlecht stammend, studierte C. in Perugia, Bologna und Padua, wo er sein Studium mit dem Doktor beider Rechte abschloß. Unter seinen Studienfreunden befanden sich Nikolaus von Cues, Dominico Capranica und Gregor Heimburg. Nach seinem Eintritt in den Dienst der Kurie führten C. erste Gesandtschaftsreisen 1422-1425 nach Deutschland, Frankreich und Venedig. Am 24. Mai 1426 ernannte ihn Papst Martin V. zum Kardinal, die Publikation erfolgte am 8. November 1430. Sein Wirken als päpstlicher Legat für den Krieg gegen die Hussiten endete 1431 mit dem Sieg der Hussiten bei Taus und der Flucht C.s aus Böhmen. Am 1. Februar 1431 beauftragte ihn Martin V. mit der Präsidentschaft über das Baseler Konzil. In Basel trat C. zunächst als Verfechter der konziliaren Theorie auf und erreichte auch mit den Hussiten eine Annäherung, doch gegen Ende des Konzils trat er immer mehr auf die Seite Papst Eugens IV. und setzte sich in Übereinstimmung mit dem Papst für die Abhaltung eines Unionskonzils mit der griechischen Kirche in einer italienischen Stadt ein. Wesentlichen Anteil hatte er dann auch 1439 bei der Abfassung des Unionsdekretes auf dem Konzil von Florenz-Ferrara, mit dem er sich endgültig für die Seite des Papstes entschied.
In engem Zusammenhang mit dem Unionsdekret stand für den Papst der Kampf gegen die Osmanen. Bevor, als dessen Voraussetzung, Eugen IV. C. am 1. März 1442 zur Beilegung der ungarischen Thronstreitigkeiten zum Legaten für Böhmen, Österreich, Polen und Ungarn ernannt hatte, verbrachte der Kardinal mit humanistischen Studien zwei Jahre in Florenz, wo er mit seinem Biographen Vespasiano da Bisticci zusammen traf. Als C. Ende Mai 1442 nach Ungarn kam, bemühte er sich zunächst um einen Ausgleich zwischen König Wladislaw I. von Ungarn und der Witwe König Albrechts II., Elisabeth. Nach einem vorübergehenden Waffenstillstand, der am 8. August 1442 zwischen dem Jagellonen und der Habsburgerin geschlossen wurde, gelang es C., einen endgültigen Frieden zwischen den beiden streitenden Parteien herbeizuführen, der am 16. Dezember 1442 in Raab in deutscher, polnischer und ungarischer Fassung verkündet wurde. Nach dem kurz darauf erfolgten Tod von Elisabeth war es wieder C., der mit Hilfe von Kaspar Schlick und Enea Silvio einen Waffenstillstand zwischen Wladislaw I. und König Friedrich III. herbeiführte und damit die Lösung des ungarischen Thronfolgeproblems, das sich durch Friedrichs III. Eintreten für Ladislaus Postumus ergab, aufschob. Nach dem Erlaß der Kreuzzugsbulle vom 1. Januar 1443 wandte sich C. an die abendländischen Fürsten (besonders an Venedig), um Unterstützung für den Krieg gegen die Osmanen zu gewinnen. Eine ernsthafte Hilfe des Abendlandes blieb dennoch aus und es waren nur C.s glänzende Rednergabe, seine Kreuzzugsgelder sowie die Unterstützung des serbischen Despoten Georg Branković, die Johann Hunyadys Sieg über die Osmanen am 3. November 1443 bei Niš ermöglichten. Ein Friedensangebot von Sultan Murad II. und der Abschluß des in der Forschung umstrittenen Friedens von Szegedin im Sommer 1443 verhinderten den weiteren Vormarsch des Kreuzfahrerheeres, das vergeblich auf die Unterstützung zur See gewartet hatte. Wieder war es C., der in der Hoffnung auf die päpstliche Hilfsflotte zur Fortführung des Kreuzzuges drängte, der dann mit der Schlacht von Warna am 10. November 1444, der Niederlage des Kreuzzugsheeres und dem Tod von Wladislaw I. und C. endete. Der Tod C.s symbolisierte nicht nur eine große Niederlage des Abendlandes gegenüber den immer stärker vorrückenden Osmanen, sondern kündete auch die baldige Gegenstandslosigkeit des römischen Primates über die oströmische Kirche an.

Literatur

Fraknói, Vilmos: Cesarini Julián bíbornok, magyarországi pápai követ élete. Budapest 1890.
Radonić, Jovan: Zapadna Evropa i balkanski narodi prema Turcima u prvoj polovini XV veka. Novi Sad 1905.
Becker, Paul: Giuliano Cesarini. (Diss. Münster). Kallmünz 1935.
Halecki, Oskar: The Crusade of Varna. A Discussion of Controversial Problems. New York 1943.
Tuleja, Thaddeus V.: Eugenius IV. and the Crusade of Varna. In: Catholic Hist. Rev. 35 (1949) 257-275.
Vespasiano da Bisticci: Vite di uomini illustri del secolo XV. (Hrsg. P. d’Ancona und E. Aeschlimann). Milano 1951.

Verfasser

Karl Nehring (GND: 170892018)

GND: 118519956

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118519956.html


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Empfohlene Zitierweise: Karl Nehring , Cesarini, Giuliano, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 303-304 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=659, abgerufen am: (Abrufdatum)

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