Bethlen von Iktár, Gabriel (Gábor), Fürst von Siebenbürgen 1613-1629, * Marosillye 1580, † Karlsburg 15.11.1629, aus einer seit 1347 belegten gemeinadeligen Familie, Sohn von Farkas B., der Marosillye im Dienst Stephan Báthorys erworben hatte, und der Széklerin Druzsina Lázár.
Leben
Als Halbwaise kam der 13jährige B. mit seinem Bruder zu seinem Onkel András Lázár, der sich um die Erziehung seiner Neffen wenig kümmerte. B.s Laufbahn begann als Page bei Fürst Sigismund Báthory. Im Alter von 17 Jahren besuchte er in dessen Begleitung den Hof Kaiser Rudolfs in Prag. Er kam schnell voran; mit 20 Jahren war er bereits General und fürstlicher Rat. 1602 kämpfte B. unter Mózes Székely gegen den kaiserlichen General Basta. Nach der verlorenen Schlacht bei Kronstadt (1603) emigrierte er in die Türkei. Mit Zustimmung der Pforte bewog er 1604 István Bocskay zur Annahme der Fürstenkrone. Er heiratete 1605 Zsuzsanna Károlyi und erhielt die Hunyader Burg als Donation und die „ewige“ Obergespanswürde des Hunyader Komitats. Auch Gabriel Báthory wurde 1608 von B. zum Fürstenthron verholfen. Als Báthory sich den Habsburgern näherte, trennten sich ihre Wege: B. mußte wieder fliehen.
Der Klausenburger Landtag wählte B. am 23. Oktober 1613 zum Fürsten. Er hatte zwei Emigrationen und 34 Schlachten hinter sich, und vor ihm lag ein verwüstetes Land. B. schuf eine stark zentralisierte Staatsorganisation, verfolgte eine merkantilistisch geprägte Wirtschaftspolitik, schuf die Grundlage einer gesunden Gewerbeentwicklung und errichtete zur Preiskontrolle das erste Gewerbeamt auf ungarischem Boden. Seine Regierung ist durch einen frühen aufgeklärten Absolutismus mit volksfürsorgerischem Einschlag gekennzeichnet. Er schonte die Bevölkerung und förderte das finanzielle Wachstum bei allen Bevölkerungsschichten. In konfessioneller Hinsicht war er tolerant: so ließ er die Jesuiten wieder zu. Mit der Übergabe von Lippa (1616) sicherte er seine Unabhängigkeit von der Pforte.
B. trachtete nun danach, das Endziel seiner Politik zu verwirklichen: die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Ungarns, diesmal jedoch nicht vom Westen, sondern vom Osten, von Siebenbürgen her. Aus Söldnern, Haiducken und Széklern schuf er seit König Matthias zum ersten Mal wieder ein stehendes ungarisches Heer. Der Dreißigjährige Krieg bot ihm die Möglichkeit, im Interesse seiner Ziele dreimal Krieg gegen Habsburg zu führen. Im August 1619 besetzte er Preßburg, nahm die „Heilige Krone“ in seinen Besitz und umzingelte Wien. Im Januar 1620 schloß er ein Bündnis mit den Tschechen, und am 25. August wählte der Landtag von Besztercebánya ihn zum König von Ungarn. Doch die Tschechen erlitten am 8. November 1620 am Weißen Berg eine entscheidende Niederlage, worauf B. im Nikolsburger Frieden (Januar 1622) auf die ungarische Krone verzichtete. Er wurde zum Fürsten des Heiligen Römischen Reiches ernannt und erhielt die Herzogtümer Oppeln und Ratibor sowie mit der Stadt Kaschau insgesamt sieben oberungarische Komitate. Dadurch verdoppelte B. die Macht des siebenbürgischen Fürsten. Noch im selben Jahr gründete B. das Karlsburger Kollegium (Academicum collegium illustre).
In seinem zweiten Feldzug, im September 1623, umzingelte B. das Lager Caraffas und Wallensteins, zu einer Belagerung kam es aber nicht, weil seine türkischen Hilfstruppen ihm den Gehorsam kündigten. An einen tschechischen Aufstand war nicht mehr zu denken und der im Mai 1624 geschlossene Wiener Friede liquidierte daher einen Plan, der sich als undurchführbar erwiesen hatte. B. versuchte im Interesse seiner Ziele auch mit einer Annäherung an Wien; er bat - nachdem er 1622 Witwer geworden war - um die Hand einer habsburgischen Prinzessin, was ihm jedoch abgeschlagen wurde.
Im März 1626 heiratete B. Katharina von Brandenburg und ließ sie auch zu seiner Nachfolgerin wählen. Durch diese Heirat stärkte er seine Beziehungen zu den protestantischen Mächten. Er geriet auch zu König Gustav Adolf von Schweden in ein schwägerliches Verhältnis. 1626 trat B. auch dem Bündnis von Westminster zwischen England, Dänemark und Holland bei. Er stand im September bei Drégelypalánk Wallenstein gegenüber, zu einem Gefecht kam es jedoch nicht. Der Feldzug endete im Dezember 1626 mit dem die vorherigen Abmachungen lediglich bestätigenden Preßburger Frieden. An der Ausführung seiner weiteren Pläne, im Bündnis mit Schweden und Rußland sich zum König Polens wählen zu lassen, hinderte ihn der Tod.
Literatur
Kemény János erdélyi fejedelem önéletírása. Hrsg. László Szalay. Pest 1856. = Magyar történelmi emlékek. 1.
Kraus, Georg. Siebenbürgische Chronik des Schäßburger Stadtschreibers. 2 T. (1608-1665). Hrsg. vom Ausschusse des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. Wien 1862/64.
Makkai, Ernő: Bethlen Gábor országalkotó politikája. In: Erdélyi Muzeum 31 (1914) 1-20, 65-91, 145-167.
Szekfü, Gyula: Bethlen Gábor. Budapest 1929 (mit Bibliographie).
Makkai, Sándor: Egyedül. Bethlen Gábor lelki arca. Kolozsvár 1929.
Depner, Maja: Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg. Untersuchungen über die Politik Siebenbürgens während des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 1938. = Schriftenreihe der Stadt der Ausländsdeutschen. 4.
Wittmann, Tibor: Bethlen Gábor. Budapest 1952 (mit Bibliographie).
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