Brankovići, serbisches Adelsgeschlecht des 14./15. Jh.s, benannt nach dem Sebastokrator Branko Mladenović, unter Zar Dušan Statthalter von Ohrid. Die Familie B. stellte nach dem Aussterben der Lazarevići die serbischen Despoten bis zum Jahre 1502. Die B. führten gemäß zeitgenössischen Genealogien ihre Abstammung auf Stefan Nemanja zurück.
Leben
Vuk I., serbischer Landesherr, † Mazedonien 6.10.1398, Sohn des Branko Mladenović. Nach dem Zerfall des serbischen Zartums 1371 war Vuk einer der mächtigen Teilherrscher, die Serbien unter sich aufteilten. In enger Verbindung mit seinem Schwiegervater, Fürst Lazar, und König Tvrtko I. von Bosnien behauptete er seinen Besitz, das zentrale Gebiet Serbiens um das Amselfeld, und erweiterte ihn auf die Gebiete um Prizren und Skopje. Augenscheinlich ohne den Ehrgeiz, Nachfolger der Nemanjiden zu werden, erkannte er die Priorität Tvrtkos und des Fürsten Lazar an, herrschte jedoch unabhängig, fertigte eigene Urkunden aus und prägte eigenes Geld. Vom Vordringen der Osmanen unmittelbar bedroht, trat Vuk gemeinsam mit dem Fürsten Lazar und Truppen König Tvrtkos am 15. Juni 1389 auf dem Amselfeld dem Heer Sultan Murads I. entgegen. Sein Rückzug nach der Wende der Schlacht wurde in der serbischen Überlieferung als Verrat und Ursache der Niederlage gedeutet. Vuk leistete dem türkischen Vordringen weiterhin entschieden Widerstand, während die Lazarevići Vasallen des Sultans wurden. 1392 jedoch verlor er große Teile seines Gebietes und mußte die Oberherrschaft des Sultans anerkennen. 1396 wurde er als unbotmäßiger Vasall aus seiner Herrschaft vertrieben und sein Land den Lazarevići übergeben. Gemäß späteren Quellen starb Vuk am 6. Oktober 1398 in Mazedonien, vielleicht durch Gift. In der serbischen Amselfeld-Epik wird ihm die Rolle des Verräters und Gegenspielers von Miloš Obilić zugelegt. Erst die moderne Historiographie hat diese Legende zerstört.
Djuradj (Georg), serbischer Despot 1427(1429)-1456, *um 1375, † 24.12.1456, Sohn von Vuk I. und mütterlicherseits Enkel des Fürsten Lazar. Djuradj nahm 1402 auf Seiten Sultan Bayezids I. an der Schlacht gegen Tamerlan bei Angora teil. Durch die Niederlage Bayezids der Vasallität ledig, suchte er im Streit mit seinem Onkel Stefan Lazarević Unterstützung bei einem der Prätendenten auf den Sultansthron, Prinz Süleyman. Die Kämpfe zwischen Stefan Lazarević einerseits, dessen Bruder Vuk Lazarević und den Brüdern Djuradj, Grgur und Lazar Branković-Vuković andererseits verflochten sich im folgenden mit den Kämpfen der Söhne Bayezids I. Erst die Aussöhnung Djuradjs mit Stefan Lazarević (1412) stellte den inneren Frieden in Serbien wieder her. 1414 heiratete er Irene Kantakuzena. 1426 ernannte der kinderlose Despot Stefan nach Absprache mit König Sigismund von Ungarn ihn zu seinem Nachfolger. 1427 starb Stefan und Djuradj übernahm die Herrschaft, 1429 verlieh ihm der byzantinische Kaiser die Despoteswürde. Die Stellung Djuradjs war bedeutend schwieriger als die seines Vorgängers, da er - sowohl ungarischer als auch türkischer Vasall - die bisherige Hauptstadt Belgrad an Ungarn abtreten mußte und die Städte Kruševac und Golubac an die Türken verlor. 1429-1430 errichtete er nach dem Vorbild der Befestigung Konstantinopels die gewaltige Festung Smederevo, verlor die neue Haupstadt jedoch zusammen mit der Herrschaft schon 1439 an die Osmanen. Als ungarischer Vasall und Magnat hielt er sich danach in Ungarn auf und versuchte vergeblich, seinen Sohn Lazar durch Heirat auf den ungarischen Thron zu heben. Danach wandte er sich in den ihm verbliebenen Teil seiner Herrschaft, die dalmatinischen Städte Budva und Bar. 1441 ging er wieder nach Ungarn, um die Aktionen des ungarischen Königs Wladislaw gegen die Osmanen zu unterstützen. Am Türkenfeldzug 1443 konnte er dank seiner in Dubrovnik deponierten Schätze aus den Einkünften der serbischen Silberbergwerke mit eigenen Truppen teilnehmen und erhielt im Frieden von Szegedin 1444 Serbien zurück. Daraufhin nahm er am folgenden Feldzug König Wladislaws nicht mehr teil, verhielt sich loyal gegenüber Sultan Murad II. (der zugleich sein Schwiegersohn war) und versuchte, den status quo zu halten. Unter Sultan Mehmed II. begann 1454 eine neue türkische Offensive gegen Serbien. 1455 fiel die Festung Novo Brdo mit dem reichsten Bergwerksbezirk in türkische Hände, die Belagerung Belgrads 1456 konnte jedoch dank des Eingreifens von János Hunyady abgeschlagen werden. Im folgenden Friedensschluß verlor Djuradj alles Land südlich der Westlichen Morava.
Stefan, serbischer Despot 1458-1459, † Provinz Friaul 9.10. 1476, Sohn von Djuradj. Gemeinsam mit seinem Bruder Grgur wurde Stefan 1441 von den Osmanen geblendet. Dennoch übte er nach dem Tode seines Bruders Lazar mit dessen Witwe die Herrschaft über Serbien aus. 1459 entsagte er der Herrschaft und ging außer Landes, zunächst nach Ungarn, dann über Kroatien und Dubrovnik nach Albanien, wo er eine Verwandte Skanderbegs heiratete. Später ging er nach Italien, in die Provinz Friaul, wo er auch starb. Stefan hat die Geschichte seines Landes nicht handelnd geprägt, ist vielmehr leidend ein Symbol serbischen Schicksals geworden. Von der serbischen Kirche wird er als „Heiliger und Gerechter“ verehrt. Seine Gebeine wurden mehrfach umgebettet, bis sie 1716 von den Türken zerstört und zusammen mit der Kirche des Klosters Krušedol verbrannt wurden. Auch die Gattin Stefans, Angelina, wird von den Serben als Heilige verehrt.
Vuk II., serbischer Titulardespot ca. 1465-1485, † 16.04.1485, unehelicher Sohn des Grgur. Zunächst Parteigänger der türkischen Orientierung und im türkischen Dienst, ging Vuk bei den türkisch-ungarischen Friedensverhandlungen 1465 auf die ungarische Seite über. Er wurde Befehlshaber der Serben in Slawonien und Syrmien mit der Residenz in Kupinik und erhielt 1471 von König Matthias Corvinus den Titel Despot. Auf zahlreichen Kriegsschauplätzen, besonders im Kampf mit den Osmanen, wurde er zum berühmten Feldherrn, dem die Volksepik den Namen „Zmaj Ognjeni Vuk“ (etwa: Vuk Feuerdrache) beilegte, und zum Führer der Serben in Ungarn. Bei seinen Feldzügen nach Serbien und Bosnien übersiedelte er in großem Umfang christliche Bevölkerungsteile in die südlichen Grenzgebiete Ungarns.
Literatur
Mijatović, Čedomilj: Despot Djuradj Branković. 3 Bde. Beograd 1883.
Novaković, Stojan: Poslednji Brankovići u istoriji i u narodnom pevanju 1456-1502. Novi Sad 1886.
Kovačević, Ljubomir: Vuk Branković. In: God. Nikole Čupića 10 (1888) 215-301.
Stanojević, Stanoje: Die Biographie Stefan Lazarević’s von Konstantin dem Philosophen als Geschichtsquelle. In: Arch. slav. Philol. 18 (1896) 409-472.
Jireček: Bd 2.
Dinić, Mihailo: Oblast Brankovića. In: Pril. Knjiž., Jezik, Ist. i Folklor 26 (1960) 5-30.