Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Branković, Sava

Branković, Sava (Mönchsname; Taufname: Simeon), rumänischer orthodoxer Metropolit von Karlsburg (Alba Iulia), *1615/1625, † April 1683, Sohn von Ioan B., einem ehemaligen Hauptmann in der Armee Michaels des Tapferen, serbischer Herkunft.

Leben

Nachdem B. eine Zeitlang an den Kämpfen gegen die Türken teilgenommen hatte, empfing er in Târgovişte die Priesterweihe und ging anschließend in das Banat, wo er als Protopop wirkte. Auf die Empfehlung des kalvinistischen Superintendenten Csulay, dessen volles Vertrauen er genoß, wurde er vom siebenbürgischen „Sobor“ zum Metropoliten gewählt. Am 14. September 1656 empfing er in Târgovişte die Bischofsweihe. Georg II. Rákóczy stellte dem neuen Metropoliten nicht so strenge Bedingungen für die Einführung der rumänischen Sprache und der kalvinistischen Riten wie seinen Vorgängern und bestätigte ihn am 28. Dezember 1656. Der Fürst gab B. aber nicht die Jurisdiktion über das Gebiet von Fogarasch (Făgăraş), wo seine Mutter, die Fürstin Zsuzsanna Lórántffy, eine rumänische Schule mit lateinischer Sprache für die Ausbildung der orthodoxen Priester und Lehrer gründete (1657).
Nach dem mißglückten Feldzug Georgs II. Rákóczy gegen Polen folgten ihm die Fürsten Ferenc Rhédey und Ákos Barcsay (1657-1659) auf dem Thron. Der letztere bestätigte B. als Metropoliten am 9. Januar 1659 auf dem Landtag von Dés (Dej) und unterstellte ihm auch das Gebiet von Fogarasch. Am 14. September 1661 wurde der Kalvinist Michael Apafi Fürst. Der „Sobor“ wählte B. am 12. März 1662 wieder zum Metropoliten und Apafi bestätigte ihn, stellte aber strengere Bedingungen für die Einführung der rumänischen Sprache und der kalvinistischen Riten in der Liturgie, ohne ihm auch die Jurisdiktion für das Gebiet von Fogarasch gegeben zu haben. Diese erhielt der Metropolit Daniil, ein gelehrter Mönch aus der Moldau.
Um Einfluß und Geld zu gewinnen, reiste B. mit seinem Bruder Georg nach Moskau. Am 31. Mai und am 2. August 1668 wurde er vom Zaren empfangen, der eben den berühmten Patriarchen Nikon durch einen Prozeß abgesetzt hatte. Der Metropolit versicherte den Zaren der Bereitschaft der Serben, Bulgaren und Rumänen, sich gegen die Türken zu erheben.
Bei seiner Rückkehr nach Siebenbürgen wurde B. Mißtrauen entgegengebracht, da Apafi ein Verbündeter der Türken war. 1669 wurden die Maßnahmen für die Kalvinisierung verstärkt. B. widersetzte sich schon seit längerer Zeit der Veröffentlichung der liturgischen Bücher in rumänischer Sprache.
B. hielt unter dem Druck der Regierung zwei Synoden ab: 1673 und 1675. Nach der ersten Synode mußte er einige liturgische Bücher doch in rumänischer Sprache drucken lassen (1674). In der zweiten Synode nahm er alle Bedingungen der Kalvinisten an, und einige von diesen betrafen nicht nur den Ritus, sondern auch Glaubenssätze. Die rumänische Sprache setzte sich in der orthodoxen Kirche durch.
Infolge dieser Unterwerfung des Metropoliten wurde Georg B. am 8. Oktober 1675 von Apafi als Gesandter nach Istanbul geschickt. Im Diplom vom 30. Dezember 1675 bestätigte der Fürst alle Privilegien des Metropoliten und des rumänischen Klerus. Doch wurde sein Bruder nach zwei Jahren wegen politischer Intrigen abberufen, und die Spannungen zwischen dem Metropoliten und dem Fürsten hielten an. 1680 kam es gegen B. zum Prozeß, nachdem ihn bereits der „Sobor“ verurteilt hatte. Er wurde am 23. August abgesetzt und ins Gefängnis geworfen. Sowohl der Fürst der Walachei, Şerban Cantacuzino, als auch der Metropolit Teodosius von Târgovişte sprachen nicht von religiösen Gründen, sondern von seinem „Unglück“ oder seinen „Versuchungen“. Nach drei Jahren, am 7. Juni 1683, rehabilitierte Leopold I. auf Drängen Georg B.s - der damals Gesandter des Fürsten Şerban Cantacuzino bei der Hohen Pforte war - den Metropoliten. Gleichfalls postum wurde B. in den Stand eines Barons erhoben.
B. war ein Verteidiger der slawischen Orthodoxie unter den Rumänen. Auch die Erfahrungen des Metropoliten Dosofteiu, seines Zeitgenossen in der Moldau, zeigten, daß die rumänische Sprache allein kein geeignetes Werkzeug der Kalvinisierung war. Die Heilige Synode der rumänischen orthodoxen Kirche sprach B. am 28. Februar 1950 als Märtyrer der Orthodoxie heilig.

Literatur

Puşcariu, Ioan: Ioan Circa de Gambutz, ca episcop al Marmaţiei, c. 1660-1730. Bucureşti 1901.
Mangra, Vasile: Sava II Brancovici, 1656-1680. Arad 1906.
Bunea, Augustin: Mitropolitul Sava Brancovici. Blaj 1906.
Lupaş, Ioan: Principele Ardelean Acaţiu Barcsai şi Mitropolitul Sava Brancovici. In: An. Acad. Rom. Serie 2. Bd 35. Bucureşti 1913, 1-24.
Lupaş, Marina: Mitropolitul Sava Brancovici. Cluj 1939.
Lupaş, Ioan: Pastorirea mitropolitului Sava Brancovici-Brîncoveanu. In: Stud. teol. 5 (1946) 71-95.
Moisescu: Bd 2, 89-90.

Verfasser

Flaviu Popan (GND: 107020866)


GND: 1109930704

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Empfohlene Zitierweise: Flaviu Popan, Branković, Sava, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 247-249 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=610, abgerufen am: (Abrufdatum)

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