Curri, Bajram, albanischer Politiker, Revolutionär, * 1862, † bei Gryka e Matinës 29.03.1925.
Leben
Der aus dem Kosovo-Gebiet stammende C. nahm in seiner Jugend wiederholt an Aufständen der Albaner gegen die Türken teil. Diese Aufstände trugen meist ausgesprochen regionalen Charakter und waren Ausdruck des traditionellen Autonomiebewußtseins der Nordalbaner. Nach einigen Jahren als Offizier der türkischen Armee kam C. mit den in immer größerer Zahl entstehenden patriotischen Zirkeln in Kontakt. Als die ursprünglich von den albanischen Autonomisten unterstützten „Jungtürken“ eine immer zentralistischere Politik zu führen versuchten, schloß sich C. dem aktiven Widerstand gegen diese Politik an und wurde zu einem der bekanntesten Vertreter albanischer Autonomieforderungen. Nach der Konstituierung des autonomen Albanien (28.11.1912) organisierte er zusammen mit Hasan Prishtina und Isa Buletini den Widerstand gegen die nach dem Vertrag von London (1913) erfolgte Abtrennung albanischer Siedlungsgebiete vom Mutterland (Annektion Kosovos durch Serbien).
Während des Ersten Weltkrieges gehörte C. zu den Gegnern der offiziellen Neutralitätspolitik und trat für einen Pakt mit den Mittelmächten ein, wodurch die Befreiung Kosovos ermöglicht werden sollte. Als in diesem Zusammenhang 1915 in Shkodra (Skutari) ein Geheimbund zum Zweck der Belebung patriotischer Kräfte gegründet wurde, gehörte C. bald zu den maßgebenden Mitgliedern. Während des Kampfes um Vlora 1920 wurde er zum Minister ohne Portefeuille ernannt und mit der Bekämpfung von Aufständen in Mittelalbanien beauftragt. Ermuntert durch den bei Vlora gegen die Italiener errungenen Erfolg, organisierte ein „Komitee zum nationalen Schutz Kosovos“ („Komiteti i mbojtjes kombëtare të Kosovës“), zu dessen Führern C. gehörte, im Herbst 1920 den bewaffneten Kampf gegen jugoslawische Truppen in Kosovo und auf der Hochebene von Dukagjin. Diese Aktivität wurde aber bald von der albanischen Regierung, die internationale Verwicklungen fürchtete, unterbunden.
1921 wurde C. u. a. zur Leitung einer Kommission bestimmt, die dem Nationalrat eine neue Regierung vorschlagen sollte. Als er allerdings im Frühjahr 1922 eine Gruppe unterstützte, die den vergeblichen Versuch unternahm, die immer mehr unter den diktatorischen Einfluß Ahmed Zogus geratende jugoslawienfreundliche Regierung zu stürzen, wurde er aller seiner Ämter enthoben. Im Januar 1923 nahm C. zusammen mit Hasan Prishtina u. a. die Organisierung des bewaffneten Widerstandes gegen die Zogu-Regierung wieder auf. Auch diese Aktivität wurde durch das gemeinsame Vorgehen der albanischen und der jugoslawischen Regierung unterbunden, wobei letztere vor allem Unruhen in Kosovo befürchtete. Während der „Demokratischen Revolution“ von 1924 leitete C. die militärischen Aktionen der Aufständischen in der Zone Kosovo/Dibra. Nach dem erfolgreichen Verlauf dieser Revolution begleitete er den neuen Ministerpräsidenten Fan Noli nach Genf, um die albanischen Interessen vor dem Völkerbund zu vertreten. Nach dem Sieg der Gegenrevolution im gleichen Jahr setzte C. den Kampf gegen das Zogu-Regime weiter fort. Er fiel 1925 im Kampf gegen die Truppen Ahmed Zogus.
Literatur
Moro, K[arl] : Unter jungtürkischer Gewaltherrschaft. Wien 1910.
Dokumenta e Materiale Historike nga Lufta e Popullit Shqiptar për Liri e Demokraci 1917-1941. Tiranë 1959.
Hist. Shqip.: Bd 2, passim.
Mbi Lëvizjen Kombëtare Dhe Demokratike Shqiptare Në Vitet 1918-1924. Tiranë 1966.
Skendi, Stavro: The Albanian National Awakening 1878-1912. Princeton 1967.