Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Dembiński, Henryk Graf
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Dembiński, Henryk Graf

Dembiński, Henryk Graf, polnischer General und ungarischer Honvéd-Feldmarschallleutnant, * Strzałkowo (heute Woiwodschaft Kielce) 16.01.1791, † Paris 13.04.1864.

Leben

D. besuchte 1806-1809 die Wiener Ingenieur-Akademie und trat 1809 ins polnische 5. reitende Jägerregiment ein. 1812 wurde er von Napoleon I. auf dem Smolensker Schlachtfeld zum Kapitän ernannt und nahm 1813 an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. 1815-1830 führte D. ein abgeschiedenes Landleben in Polen. Nach Ausbruch des Aufstandes organisierte er Nationalgarde und Armee in der Woiwodschaft Krakau und tat sich als Oberst einer Kavalleriebrigade durch umsichtiges, kühnes Taktieren gegen weit überlegene russische Kräfte derart hervor, daß er zum General und zum Oberbefehlshaber avancierte. Nach dem verlorenen polnischen Freiheitskampf emigrierte D. und veröffentlichte 1832 in Leipzig „Mein Feldzug nach und in Litauen und mein Rückzug von Kurszany nach Warschau“ sowie 1833 in Paris seine „Mémoires“. Für eine kurze Zeit organisierte D. 1833 in Syrien die Truppen des ägyptischen Vizekönigs Mehmed Ali und lebte anschließend zurückgezogen in Frankreich.
Im Revolutionsjahr 1848 setzte der liberale D. große Hoffnungen auf die panslawistische Bewegung und reiste u. a. zum Prager Slawenkongreß (2.-12.04.), auf dem die Slawen der Donaumonarchie und die Posener Polen statt der möglichen Vereinigung der Deutschöstereicher mit Deutschland die Erhaltung, aber Umformung des Habsburgischen Reiches „in einen Bund gleichberechtigter Völker“ forderten. D. wurde von Ungarns Pariser Gesandtem Graf László Teleki dem Vorsitzenden des Landesverteidigungsausschusses empfohlen und Lajos Kossuth hielt es für politisch opportun, das Honvéd-Oberkommando dem Fremden, in Ungarn Unbekannten anzutragen und das Offizierskorps am 29. Januar 1849 vor vollendete Tatsachen zu stellen. Doch D., behindert durch Sprachbarriere sowie durch Probleme der Truppenzusammensetzung, hatte wenig Erfolg: Artúr Görgey nahm die Niederlage bei Kápolna (26.-27.02.) zum Anlaß einer Offiziersmeuterei und Kossuth verteilte am 4. März die Befehlsgewalt seines Feldmarschalleutnants zunächst zwischen den jüngeren Generälen Artúr Görgey und János Damjanich, die er dann dem eigens zum Feldmarschalleutnant ernannten Antal Vetter unterstellte.
Während die Frühjahrsoffensive noch weitgehend nach den Plänen von D. geführt wurde, arbeitete er zurückgezogen in der Debrecziner Operationskanzlei. Angesichts der Invasionsgefahr aus Galizien wurde D. im April wieder mit aktiven militärischen Aufgaben betraut und leitete im Juli als Generalstabschef des neuen Oberbefehlshabers Lázár Mészáros den Rückzug vor den Russen und wurde am 30. Juli nach dessen Rücktritt auch ein zweites Mal Oberbefehlshaber. Aber seinen großen Plan, in Galizien einzufallen und den Krieg hinter die zaristischen Linien zu tragen, verwarf die Regierung. Er mußte den Oberbefehl auf den Wunsch Kossuths hin am 9. August Józef Bem übergeben, der mit seinen Honvéds den Österreichern bei Temeschwar noch am selben Tag unterlag. D. rettete sich auf türkisches Gebiet und schrieb ab Juli 1850 in Frankreich an seinen „Denkwürdigkeiten über den ungarischen Krieg 1848 und 1849“ (Paris 1853).

Literatur

Danzer, Alphons F.: Dembinski in Ungarn. 2 Bde. Wien 1872/73 (ung. Übers. Budapest 1874).
Borus, József: Dembinski fővezérsége 1849 februárjában. A kápolnai csata előtörténetéhez. In: Századok 95 (1961) 536-561.
Ders.: A felsőtiszai hadtest, 1848 december - 1849 február. In: Hadtört. Közl. 10 (1963) 153-187.

Verfasser

Josef Gerhard Farkas (GND: 108173992)


GND: 116068736

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Empfohlene Zitierweise: Josef Gerhard Farkas, Dembiński, Henryk Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 388-389 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=723, abgerufen am: (Abrufdatum)

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