Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Erizzo

Erizzo, venezianische Adelsfamilie, die ursprünglich aus Capodistria stammte und sich der Überlieferung nach 805 oder, nach einer anderen, 966 in Venedig niedergelassen haben soll. Mitglieder dieser Familie, die sich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hauptsächlich mit Levantehandel befaßte, bekleideten bedeutende Posten im Militärwesen und in der Verwaltung der Markusrepublik. Die Familie erlosch 1847.

Leben

Stefano E. wurde 1446 Podestà und Capitano von Napoli di Romania (Nauplia), dann Kapitän der Galeeren von Beyrouth und später Govvernatore von Spalato (Split).
Sein Sohn Marco wurde 1421 Kapitän der Galeeren von Alexandria, 1428 Govvernatore von Žara (Zadar), 1434 mit dem Titel „Conte“ Govvernatore von Sebenico (Šibenik) und dann, 1444, von Skutari.
Sein Bruder Nicolò war Kapitän der Galeeren von Beyrouth und dann Provveditore von Canea auf Kreta.
Paolo E., † 1470, war ab 1462 venezianischer Bailo auf Zypern, zeichnete sich dort in Seegefechten gegen die Türken aus und bekam daraufhin die Verwaltung von Negroponte (Euböa) übertragen. Berühmt wurde er durch die heldenmütige Verteidigung dieser Insel gegen die Türken 1470: Obwohl seine Amtszeit bereits abgelaufen war, blieb er auf seinem Posten, zog sich mit den wenigen ihm zur Verfügung stehenden Truppen in die Zitadelle von Negroponte zurück, mußte dann aber aus Mangel an Lebensmitteln und Munition kapitulieren. Entgegen der von Mehmed II. zuvor gegebenen Zusicherung, sein und seiner Soldaten Leben zu schonen, wurde er vor den Augen der gefangenen venezianischen Mannschaft grausam hingerichtet.
Antonio E., der Sohn von Marco E., war zunächst Hafenkommandant von Korfu, dann Kommandant der Galeeren von Alexandria und 1478 schließlich Mitglied des Magistrats des Königreiches Zypern.
Domenico und Ludovico E. zeichneten sich 1537 im Kampf gegen die Türken aus: Domenico war Befehlshaber der Galeazze, Ludovico Kapitän einer Galeere.
Einem Mitglied der Familie E., Francesco, * 1565, † Venedig 3.1. 1646, gelang es sogar, das höchste venezianische Staatsamt zu erlangen. Nachdem er bereits verschiedene Posten bekleidet hatte (u. a. Savio grande im Consiglio dei Dieci, Provveditore der Grenzfestung Palma während des sogenannten Uskoken- oder Gradiscakrieges (1615 bis 1617), Procuratore von S. Marco und Provveditore Generale in Terraferma), wurde er 1632 Doge. Die ersten 12 Jahre seines Dogats bedeuteten eine Friedenszeit für Venedig und zeichneten sich durch keine besonderen Vorkommnisse aus. Als es 1645 wegen Kreta zum Krieg mit den Türken kam, übernahm Francesco E. am 9. Dezember 1645 selbst den Oberbefehl über die venezianischen Streitkräfte. Mitten unter den Vorbereitungen für die Abreise nach Kreta starb er am 3. Januar 1646 völlig unerwartet.
Nicolò II. Bartolomeo, * 1661, Sohn von Francesco E., nahm 1684 am Moreakrieg teil, war vier Jahre später bei der Belagerung und Eroberung von Navarino und 1690 der Einnahme von Valona beteiligt. Als Provveditore von Cattaro (Kotor) konnte er sich erfolgreich der Angriffe des Paschas von Skutari erwehren. Nach dem Frieden von Karlowitz (1699) kehrte er zunächst nach Venedig zurück, wurde 1702 Provveditore Generale der Terraferma, 1715 Provveditore des Arsenals und war 1723-1726 schließlich Provveditore Generale von Dalmatien. Als solcher förderte er die vom Erzbischof von Zadar Vicko (Vinzenz) Zmajević angeregte Ansiedlung von Albanern in der Umgebung von Zadar; ihm zu Ehren erhielt die albanische Kolonie den Namen Borgo Erizzo (heute Arbanasi).

Literatur

Trevisan, Marco: Vita di Francesco Erizzo principe di Venetia. Venetiae 1651.
Litta, Pompeo: Famiglie celebri italiane. Bd 2. Milano 1836.
Enciclopedia biografica e bibliografica „italiana“. Ser. XIX: Condottieri, capitani, tribuni. Bd 1. Milano 1936, 325-327.

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd101225920X.html


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Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Erizzo, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 468-469 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=783, abgerufen am: (Abrufdatum)

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