Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Karl von Österreich
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Karl von Österreich

Karl, Erzherzog von Österreich, Reichsgeneralfeldmarschall und österreichischer Feldherr, * Florenz 5.09.1771, † Baden bei Wien 30.04.1847, dritter Sohn Kaiser Leopolds II. und der Prinzessin Maria Ludovica, Tochter König Karls III. von Spanien, verheiratet ab 1815 mit der protestantischen Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg.

Leben

Nach erfolgreichem Kommando im Ersten Koalitionskrieg 1795/96 und im Zweiten Koalitionskrieg 1799 wurde K. nach der militärischen Katastrophe des Jahres 1800 (Niederlagen bei Marengo in Oberitalien am 14. Juni und bei Hohenlinden in Bayern am 3. Dezember) Anfang 1801 von Kaiser Franz I. (II.) zum Kriegs- und Marineminister sowie zum Präsidenten des Hofkriegsrates ernannt. Über die Reform des Heerwesens hinaus erwarteten sich Kaiser und Öffentlichkeit von K. einen entscheidenden Beitrag zur Neugestaltung der Monarchie, doch von seinen zahlreichen Reformvorschlägen, die auch das Finanz- und Verwaltungswesen der östlichen Reichshälfte betrafen, ließ der Kaiser nur die Neuordnung der obersten Regierungsbehörde verwirklichen. An die Stelle des unhaltbar gewordenen Systems des eben gestürzten Johann Amadeus Franz Freiherrn von Thugut trat nach Auflösung des Staatsrates das „Staats- und Konferenzministerium“, das aus den drei Departements der äußeren, inneren und militärischen Angelegenheiten bestand und dem K. als Vorstand des letzteren angehörte. Der in Nebensächlichkeiten aufgehende Regierungsstil des Kaisers und das tiefe Mißtrauen seiner schwachen Persönlichkeit standen der energischen Führernatur seines begabten und beliebten Bruders K. als Hindernis entgegen und bildeten noch dazu einen günstigen Boden für zahlreiche Intrigen, die im Jahre 1809 - nach K.s Niederlage bei Wagram (5./6. VII.) - zum Rücktritt des Erzherzogs von allen seinen Staatsämtern führten. Doch hat K. die wenigen Jahre seiner umfassenden Wirksamkeit zu einer Reihe einschneidender Reformen im Kriegswesen genützt. Die Neugliederung des Hofkriegsrates in 15 Abteilungen nach Sachgebieten und eine neue Kanzleiordnung sollten die Bereitstellung schlagkräftiger Streitkräfte sichern. Sodann hob K. die stets Wellen von Desertionen auslösende lebenslängliche Dienstzeit auf und schuf 1804 ein „Konskriptions- und Rekrutierungsgesetz“, das die gesamte männliche Bevölkerung vom 18. bis zum 40. Lebensjahr militärpflichtig machte und die Dienstzeit je nach Waffengattung auf 10, 12 und 14 Jahre beschränkte. Für die Weiterbildung der Offiziere gründete K. 1807 die „österreichische militärische Zeitschrift“. Mit Hilfe dieses erneuerten Offizierskorps, dessen Spitze der nach napoleonischem Muster reformierte Generalstab bildete, betrieb K. die gründliche Ausbildung der Infanterie und Kavallerie, die 1806 und 1807 in den neu ausgearbeiteten Exerzierreglements festgelegt wurde. Große Aufmerksamkeit widmete K. der Militärgrenze, die am 7. August 1807 (mit Gültigkeit ab l.Mai 1808) eine neue Verfassung erhielt. Die „Grundgesetze für die Carlstädter, Warasdiner, Banal und Banatische Militär-Gränze“ suchten den Lebensstandard und die Kampfkraft der Grenzer zu heben. Für die Heranbildung der an der Grenze tätigen Offiziere und Beamten wurde 1807 in Graz das „Gränz-Ver- waltungs-Institut“ gegründet. Die Grenzer selbst verwendete man wiederum wie ursprünglich als leichte Infanterie. Die Einführung der Landwehr, die den Armeen als Reserve diente, schloß im Jahre 1808 das Reformwerk K.s ab. Freilich konnte dieses den Ausgang der gegen den Willen K.s begonnenen Kriege von 1805 und 1809 nicht entscheidend beeinflussen, da die Vollendung der Reformen eine längere Zeitspanne benötigte, um volle Wirksamkeit zu erlangen. Auch kamen die Reformmaßnahmen nicht überall zur Anwendung. So widersetzten sich die ungarischen Stände mit Erfolg dem neuen Wehrgesetz K.s, obwohl dieser ihre wirtschaftlichen Forderungen beim Kaiser unterstützte. Die von der Regierung erzwungenen Jahre „im Ruhestand“ nach 1809 widmete K. ganz seinen theoretischen Studien über die Kriegskunst. Sein bedeutendstes Hauptwerk bilden die „Grundsätze der Strategie, erläutert durch die Darstellung des Feldzuges von 1796 in Deutschland“. Ein im Jahre 1836 nach dem Tod von Kaiser Franz auch von seinem Bruder Erzherzog Johann unterstützter Versuch von K., die Macht im Staate zu erlangen, scheiterte am erbitterten Widerstand des Fürsten Metternich.

Literatur

(Carl, Erzherzog): Ausgewählte Schriften des Erzherzogs Carl von Oesterreich. 6 Bde. Wien 1893/94.
Angeli, Moritz Edler von: Erzherzog Carl von Oesterreich als Feldherr und Heeresorganisator. 5 Bde. Wien, Leipzig 1896/97.
Criste, Oskar: Erzherzog Carl von Österreich. 3 Bde. Wien 1912.
Lorenz, Reinhold: Erzherzog Carl als Denker. In: Faust, August (Hrsg.): Das Bild des Krieges im deutschen Denken. Bd 1. Stuttgart, Berlin 1941, 235-276.
Nemetz, Walter: Erzherzog Karl. In: Hahlweg, Werner (Hrsg.): Klassiker der Kriegskunst. Darmstadt 1960, 285-303.
Jedlicka, Ludwig: Erzherzog Carl, der Sieger von Aspern. In: Hantsch, Hugo (Hrsg.): Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck, Wien, München 1962, 313-323.
Rauchensteiner, Manfred: Kaiser Franz und Erzherzog Carl. München 1972.

Verfasser

Gerhard Seewann (GND: 1069961280)


GND: 118723049

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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Seewann, Karl von Österreich, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 364-365 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1100, abgerufen am: (Abrufdatum)

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