Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Glondys, Viktor

Glondys, Viktor, evangelischer Bischof von Siebenbürgen, * Bielitz-Biala (Bielsko- Biała) 7.12.1882, † Hermannstadt 28.10. 1949, Sohn eines Bäckereibesitzers.

Leben

G. besuchte das Staatsgymnasium in Bielitz und studierte danach an den Universitäten Graz, Wien, Marburg/Lahn und Straßburg und erwarb 1916 in Marburg das philosophische Doktorat. Seine berufliche Laufbahn führte G. zunächst in die Bukowina, wo er 1907-1909 in Eisenau (Prisaca-Dornei) als Personalvikar und Religionslehrer eingesetzt war. Nach dreijähriger Seelsorgetätigkeit in Czernowitz wählte ihn die dortige evangelische Gemeinde 1911 zum Stadtpfarrer. 1919 wurde G. außerdem Dozent für Philosophie an der deutschen Universität von Czernowitz. Als die Universität 1922 geschlossen wurde, ging er als Stadtpfarrer der Schwarzen Kirche nach Kronstadt, wo er sich nebenbei für ein Jahrzehnt auch als engagierter Philosoph und Jugenderzieher betätigte. Seiner Verbundenheit zu Kronstadt und Siebenbürgen zuliebe lehnte er eine Berufung an die Universität Wien ab. 1930 zum Bischofsvikar aufgestiegen, wurde G. 1933 als Bischof der Evangelischen Landeskirche A. B. in sein Amt eingeführt. Nach Auseinandersetzungen mit der damaligen Volksgruppenführung der Deutschen in Rumänien unter Andreas Schmidt dankte G. am 1. Februar 1941 als Bischof ab. Nach dem rumänischen Frontwechsel vom 23. August 1944 wurde er vorübergehend wieder in sein Amt eingesetzt, trat aber 1945 endgültig in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde der Bischofsvikar Friedrich Müller-Langenthal († 1969).
Der 1930 mit dem Breslauer theologischen Ehrendoktorat ausgezeichnete Kronstädter Stadtpfarrer G. war erst während seines Grazer Philosophiestudiums 1902 vom Katholizismus zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis übergetreten. Dieses tiefgreifende Erlebnis und das geschichtliche sowie geistige Grenzerschicksal Siebenbürgens formten seine Persönlichkeit ganz entscheidend. Er gründete in den 1930er Jahren die Evangelische Bischofskonferenz Südosteuropas, an der sich unter seiner Leitung die Bischöfe Österreichs, der Tschechoslowakei, Jugoslawiens und Rumäniens regelmäßig beteiligten. Er war auch Mitarbeiter am Weltverband für „Innere Mission“ in Berlin, und als solcher gründete er die „Luther Akademie“ in Hermannstadt und pflegte intensive Beziehungen zum Weltprotestantismus.
Sein Beitrag zum Ökumenismus war gerade in einer Zeit des deutschen Kirchenkampfes von Gewicht. Der besondere Auftrag des Bischofs und Lehrers bestand jedoch im unablässigen Appell an die säkularisierten Intellektuellen der Zwischenkriegszeit. Im übrigen aber empfand G. in seiner siebenbürgischen Wahlheimat die besondere Verpflichtung gegenüber dem evangelischen Bekenntnis und eine unabdingbare Verbundenheit mit seinem Volkstum in Siebenbürgen und in den übrigen deutschen Siedlungsgebieten Rumäniens. Mit dem Tod G.s war eine Epoche deutscher Volkskirchen in Südosteuropa zu Ende gegangen.

Literatur

Beyer, Hans: Viktor Glondys (1882-1949). Ein Beitrag zur Geistes- und Kirchengeschichte des Südostdeutschtums zwischen den beiden Weltkriegen. In: Festschrift für Balduin Saria zum 70. Geburtstag. München 1964, 408-459. = Buchreihe der Südostdt. Hist. Kommission. 11.

Verfasser

Otto R. Ließ (GND: 172238870)


GND: 118096141

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/118096141

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Empfohlene Zitierweise: Otto R. Ließ, Glondys, Viktor, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 60-61 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=886, abgerufen am: (Abrufdatum)

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