Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Kallistos I.

Kallistos I., griechischer Patriarch von Konstantinopel 1350-1353, 1355 † Serrhes August 1363.

Leben

 K. ist geschichtlich zunächst als Mönch des Iberon-Klosters auf dem Athos greifbar. Auf dem Hl. Berge lernte er den berühmten Theologen der Ostkirche, Gregorios Palamas, persönlich kennen. Als 1341 der Streit um Palamas und seinen Gegner Barlaam von Kalabrien die Ständige Synode des Reiches in Konstantinopel zu beschäftigen begann, zeigte sich K. als glühender Parteigänger von Palamas. Unter Kaiser Johannes VI. Kantakuzenos gelangte K. im Juni 1350 auf den Patriarchenthron und hatte in dieser Eigenschaft wesentlichen Anteil an der Blachernen-Synode des Jahres 1351, welche der Theologie des Palamas zum endgültigen Sieg verhalf. Im November 1353 setzte ihn Johannes VI. jedoch ab, weil der Patriarch sich in den Bürgerkriegskämpfen zwischen den Anhängern der legitimen Palaiologen-Dynastie und der Kantakuzenen- Partei für Johannes V. Palaiologos entschied. Nach dem Sturz JohannesVI. (November 1354) wurde K. in seinem Amt restituiert (Januar 1355). Seine starke Persönlichkeit vermochte die Jurisdiktion des Patriarchats von Konstantinopel auf das zwischenzeitlich entstandene bulgarische Patriarchat auszudehnen. Das 1346 eigenmächtig entstandene serbische Patriarchat belegte K. sofort mit dem Banne und Zar Stefan Dusan sowie der von diesem zum autokephalen Patriarchen erhobene Sava IV. (1354-1375) wurden exkommuniziert. Der Patriarch nahm darüber hinaus auch kräftigen Einfluß auf die Reichspolitik seiner Zeit. War er dem jungen Johannes V. treu ergeben, so offenbarte er sich später als ein scharfer Gegner der Unionspolitik des Herrschers, der in der Hoffnung auf militärische Hilfe gegen die Türken eine Verständigung mit der römischen Kurie und eine Wiederherstellung der Einheit der orthodoxen und westlichen Christenheit erstrebte. Das Engagement für die weltliche Politik war es auch, das den Patriarchen auf eine Gesandtschaftsreise nach Serrhes führte, wo er, von einer plötzlichen Krankheit befallen, im August 1363 starb. K. hinterließ u. a. zahlreiche Homilien (Predigten) sowie Heiligenviten. Sein patriarchales Wirken fand einen Niederschlag in umfangreichen Akten, die die dogmatischen Kämpfe des 14. Jh.s erhellen. Die überzeitliche Bedeutung des K. gründet in seinem Verdienst um die Entwicklung und Prägung der Dogmatik der orthodoxen Christenheit.

Literatur

Mošin, Vladimir: Sv. patrijarh Kalist i srpska crkva. In: Glasn. Srpske pravosl. Crkve 9 (1946) 192-206.
Meyendorff, Jean: Introduction à l’étude de Grégoire Palamas. Paris 1959, 141-169.
Beck: S. 774-775.
Ostrogorsky: S. 442-445.

Verfasser

Peter Wirth (GND: 132882191)


GND: 100938787

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/100938787

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Empfohlene Zitierweise: Peter Wirth, Kallistos I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 328 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1082, abgerufen am: (Abrufdatum)

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