Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Andronikos I. Komnenos
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Andronikos I. Komnenos

Andronikos I. Komnenos, byzantinischer Kaiser 1183-1185, *um 1120, † Konstantinopel 12.09.1185, Sohn des Sebastokrators Isaak und Cousin Kaiser Manuels I.

Leben

A. war 1151 Kommandeur in Kilikien, nach einer empfindlichen Niederlage dann Dux von Niš und Braničevo. Wegen unverhohlen geäußerter Thronansprüche, diesbezüglicher Abmachungen mit dem Ungarnkönig Géza II. und zwei mißlungener Anschläge auf das Leben Manuels wurde er 1155 inhaftiert; 1164 flüchtete er zum Großfürsten Jaroslav Osmomysl von Galizien. Wenige Monate später söhnte er sich aber mit Manuel aus und erhielt wiederum das militärische Kommando in Kilikien. Nach blamablen Mißerfolgen begann sein unstetes Wanderleben an fast allen Fürstenhöfen vom Toten bis zum Kaspischen Meer. 1180 wurde er schließlich von Manuel zur Heimkehr gezwungen und erhielt einen Gouverneursposten in Paphlagonien.
Als sich nach dem Tod Manuels die Unzufriedenheit über die westlich orientierte Regierung der Kaiserinwitwe Maria (Xene) von Antiochia und ihres Günstlings Alexios Protosebastos anstelle des unmündigen Alexios II. in einem Pogrom an den in Konstantinopel ansässigen Abendländern 1182 (wohl kaum ohne Wissen des A.) entladen hatte, gelangte er, nominell zunächst als Vormund und Mitkaiser, 1183 dann, nach der Ermordung des Alexios, als Hauptkaiser auf den Thron und vermählte sich mit der 13jährigen Witwe des Ermordeten, der Tochter Ludwigs VII. von Frankreich, Agnes-Anna.
Seine innenpolitischen Maßnahmen (besonders gegen Ämterkauf, Korruption und erpresserische Steuereintreibung) waren im Kern positiv, ihre oft brutale Durchführung jedoch und die blutigen Racheakte, hervorgerufen durch ein panisches, hinsichtlich der kleinasiatischen Magnaten freilich nicht unbegründetes Mißtrauen und wohl auch zunehmende Resignation, machten seine Herrschaft bald zum Terrorregiment. Hinzu kamen außenpolitische Sorgen: Die verbündeten Ungarn und Serben kamen bis vor die Tore Philippopels, und Stefan Nemanja erweiterte sein Reich auf eigene Faust bis Albanien. Als schließlich noch die Normannen nach der Eroberung Salonikis gegen Byzanz zogen, wurde A. vom aufgebrachten Pöbel auf bestialische Weise zu Tode gefoltert.
Die von seinem Nachfolger Isaak II. Angelos verhängte damnatio memoriae stempelte A. zwar zum Tyrannen par excellence, die Faszination jedoch, die von diesem an Abenteuern und Liebesromanzen überreichen Leben ausging, konnte sie nicht ganz auslöschen.

Literatur

Hecht, Winfried: Die byzantinische Außenpolitik zur Zeit der letzten Komnenenkaiser (1180-1185). (Diss. Würzburg) Neustadt/Aisch 1967.
Brand, Charles M.: Byzantium confronts the West (1180-1204). Cambridge/Mass. 1968 (mit Bibliographie).
Jurewicz, Oktawiusz: Andronikos I. Komnenos. Amsterdam 1970.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)


GND: 100729932

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/100729932

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Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Andronikos I. Komnenos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 74 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=457, abgerufen am: (Abrufdatum)

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