Géza II., König von Ungarn 1141-1162, * um 1130, † 31.05.1162, ältester Sohn von Béla II.
Leben
G. wurde am 16. Februar 1141 gekrönt, doch war die Regierung während seiner Minderjährigkeit in den Händen der Königinmutter Ilona, Tochter des serbischen Fürsten Uroš, und ihres Bruders, Banus Beloš. Die Versuche des von König Koloman nicht als Sohn anerkannten Boris, in Ungarn Fuß zu fassen, beunruhigten die Herrschaft G.s von Anfang an. Am 11. September 1146 errangen die Ungarn an der Leitha einen Sieg über das bayerische Heer des mit Boris verbündeten Herzogs Heinrich Jasomirgott, nachdem sie vorher die Söldner Boris’ aus Preßburg vertrieben hatten. Das Verhältnis Ungarns zum Reich beim Durchzug der Kreuzfahrer unter König Konrad III. (1147) war wegen Boris’ Intrigen und einer gelösten Verlobung zwischen Friedrich, dem Sohn des Königs, und der ungarischen Prinzessin Sophia gespannt. Als die Ungarn erfuhren, daß Boris sich im Lager des französischen Königs Ludwig VII. befindet, kühlte sich ihr anfänglich gutes Verhältnis zu den französischen Kreuzrittern ab. Wir verdanken diesem 2. Kreuzzug den lebensnahen Augenzeugenbericht Ottos von Freising über die Ungarn (Gesta Friderici I., XXI ff.). Obwohl er den Rat der Großen erwähnt, findet Otto die Macht des Königs unbegrenzt, fast despotisch; auch die teilweise noch nomadisierende Lebensweise der Magyaren wird registriert.
1148-1152 war G. durch seine Frau Eufrosina, Tochter des Großfürsten Mstislav von Kiev (1125-1132) und Schwester des Großfürsten Izjaslav (1146-1154), in mehrere dynastische Feldzüge zur Unterstützung des Izjaslav verwickelt. Erst der Tod Wladimirs, des Fürsten von Halič, im Jahre 1153, machte diesen Kriegen ein Ende. Aus der russischen Überlieferung erfahren wir, daß der König von Ungarn zu dieser Zeit mit 73 Truppen (polka), wohl ebensoviel Komitaten entsprechend, ins Feld zog. Diese Zahl verrät auch das Ausmaß der Besiedlung des Landesgebietes, die nunmehr bis an den Fuß der Karpaten ging. Unter G. kamen auch die ersten größeren Scharen westlicher Siedler ins Land: zunächst Flamen und Wallonen, dann meist Rheinländer, die in der ungarischen Kanzleisprache bald „Sachsen“ genannt wurden. Der Name des comes curialis Heidrich (1146-1157) weist auch auf die Anwesenheit deutscher Ritter am Hofe hin.
Boris, der 1152 mit byzantinischer Unterstützung nach Ungarn zurückzukehren versuchte, fiel 1154 im Kampf gegen die Rumänen. Der byzantinische Kaiser Manuel I. unterstützte nun den nach Byzanz geflohenen jüngeren Bruder G.s, Herzog Stephan. Die Kämpfe endeten 1156 mit einem Friedensschluß, in dem G. auf die Gebiete jenseits der Save verzichtete und Manuel I. Herzog Stephan von seinem Hof entfernte.
Als der in Paris erzogene Erzbischof Lukács von Gran und dessen Bruder, Banus Apa, Einfluß am ungarischen Hofe gewannen, flüchteten 1158 auch G.s Bruder Ladislaus und Banus Beloš, der 1145 Palatin geworden war, nach Konstantinopel. G. leitete nun eine Annährung an das Reich ein und schickte Kaiser Friedrich I. Barbarossa ungarische Hilfstruppen für die Belagerung von Mailand (1158). Doch im Schisma des Jahres 1159 stellten sich G. und Lukács entschieden auf die Seite des von Friedrich nicht anerkannten Papstes Alexander III., G. bot sogar dem König von Frankreich ein Bündnis gegen die Anhänger des Gegenpapstes an.
G. wurde in Stuhlweißenburg begraben; er hinterließ vier Söhne und vier Töchter. Die Königinwitwe Eufrosina spielte in den Thronwirren der folgenden Jahre eine widerspruchsvolle Rolle und wurde schließlich von ihrem Sohn, König Béla III., 1187 aus dem Lande verbannt; sie starb im Jahre 1193 (?) im St. Sawa-Kloster in Jerusalem. In der Legende wurde sie zu einer russischen Heiligen.
Literatur
Hodinka, Antal: A szerb fejedelemségek állapota és viszonya Magyarország- és Byzánczhoz a XII. század közepén. In: Tört. Tár 12 (1889) 143-149.
Grot, K.: Iz istoriji ugrii i slavjanstva v XII veke 1151-1173. Warszawa 1889.
Schünemann, Konrad: Die Deutschen in Ungarn bis zum 12. Jahrhundert. Berlin 1923.
Holtzmann, Walther: Papst Alexander III. und Ungarn. In: Ung. Jbb. 6 (1927) 397-426.
Dölger, Franz: Ungarn in der byzantinischen Reichspolitik. In: Arch. Eur. Centro-Orient. 8 (1942) 315-342.
Györffy, György: Das Güterverzeichnis des griechischen Klosters zu Szávaszentdemeter (Sremska Mitrovica) aus dem 12. Jahr hundert. In: Stud. slav. Acad. Sci. Hung. 5 (1959) 9-74.