|
|
|
Kolowrat-Krakowsky, Ferdinand Alois Graf, österreichischer Staatsmann, * 11.05.1682, † Wien 13.07.1751, aus einem weitverzweigten böhmischen Adelsgeschlecht.
Leben
Maria Theresia ernannte K. im Jahre 1745 zum Präsidenten einer aus dem Kompetenzbereich der Plofkammer neu ausgegliederten Zentralbehörde, der „Hofdeputation (-kommission) in Banaticis, Transylvanicis et Illyricis“. Besondere Bedeutung erlangte K.s Tätigkeit für das Banat. Mit der Lage dieser Provinz bereits seit längerem beschäftigt - leitete K. doch im Aufträge der Staatskonferenz ab März 1740 eine Hofkommission, deren Beratungen die Wiedereinrichtung des kaiserlichen Regimes im Banat seit dem Türkenkrieg 1737-1739 zum Gegenstand hatten -, widmete sich K. mit großem Interesse ganz der Entwicklung dieses neu erworbenen Gebietes. Das von ihm entworfene „Banater System“ war erfüllt vom Geist der Produktionspolitik und der Populationistik des Merkantilismus. Wichtigster Punkt dieses Systems bildete die Kolonisation, in deren Verlauf bis 1753 fast 5 000 Süddeutsche und Lothringer hauptsächlich in Dörfern um Temeschwar (vgl. die Gründung des Dorfes Neubeschenowa [Dudeștii Noi] und die Besiedlung des Prädiums Billed [Biled]) angesiedelt wurden. Nachhaltig hat K. auch die Ansiedlung von katholischen Bulgaren, den sogenannten „Kiementinern“, gefördert, ebenfalls von Italienern, zur Einführung der von ihm neubegründeten Spezialkulturen: neben Reis und Indigo die Anpflanzung von Maulbeerbäumen zur Förderung der Seidenraupenzudrt, wobei aus klimatischen Gründen nur dieser ein dauernder Erfolg beschieden war. Im Gegensatz zur Zeit des Gouvernements Mercys bildete nicht das Streben nach Autarkie des Landes in agrarischer und industrieller Hinsicht das oberste Ziel der Wirtschaftspolitik K.s, sondern die Entwicklung des Banats zum Rohstofflieferanten und zum Absatzgebiet der deutsch-erbländischen Industrie. Damit im Zusammenhang erfolgte die Förderung des Bergbaus in genossenschaftlicher Organisation sowie eine systematische Entwicklung des Straßennetzes. Die vom Standpunkt des Merkantilismus betriebene Opposition K.s gegen die Bildung einer Banater Militärgrenze vermochte die von den Militärs geforderte Neueinrichtung nicht zu verhindern. Größere Schwierigkeiten bereitete auch die Verkleinerung der Theiß-Mieresch-Militärgrenze in den Jahren 1750/51. Die dadurch bedingte Umsiedlung der serbokroatischen Grenzer brachte für die deutsche Kolonisation starke Einschränkungen. Diese kam nach dem Tod K.s zeitweise überhaupt zum Erliegen, da die Temeschwarer Landesadministration die extensive Bewirtschaftung des Landes durch die Viehzüchter auf den seit dem Türkenkrieg sich stark vergrößernden Prädien sehr begünstigte.
Literatur
Zimmermann, J. W.: Die Kolowrate. In: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 15 (1824), Nr. 50/51, 55, 58, 62/63, 66/67.
Kallbrunner, Josef: Die Planung der deutschen Siedlung im Banat unter Mercy und Maria Theresia. In: Dt. Arch. Landes- und Volksforsch. 7 (1943) 453-458.
Lotz, Friedrich: Die frühtheresianische Kolonisation des Banats (1740-1752). In: Gedenkschrift für Harold Steinacker. München 1966, 146-181.
Jordan, Sonja: Die kaiserliche Wirtschaftspolitik im Banat im 18. Jahrhundert. München 1967.
|
|
|
|
|