Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Krek, Janez Evangelist

Krek, Janez Evangelist, slowenischer Politiker und Schriftsteller, * St. Gregor (Sv. Gregor pri Ribnici, Unterkrain) 27.11.1865, † Johannisthal (Šentjanž, Unterkrain) 8.10.1917, Sohn des Lehrers Valentin K.

Leben

 K. wurde 1888 in Laibach zum Priester geweiht und studierte danach in Wien Theologie (1892 Dr. theol.). Nach Laibach zurückgekehrt, wurde er Domvikar und 1895 Professor für Fundamentaltheologie und Thomistik am Priesterseminar. In Wien verfolgte K. mit großem Interesse die sozialen Probleme, vor allem die Arbeiterfrage, und lernte die christlich-soziale Bewegung kennen. Hier schon reifte sein Plan für die künftige wirtschaftliche, politische und kulturelle Organisierung der Slowenen im Sinne der Enzyklika Rerum novarum Papst Leos XIII. und der sozial- reformerischen Ideen Karl von Vogelsangs. In den slowenischen Gebieten bedrohte die Agrarkrise die in ihrer Zahl stark überwiegenden Klein- und Mittelbauern, und mit der rasch sich entwickelnden Industrie wuchs die Zahl der Arbeiter. Um diesen verarmenden sozialen Schichten zu helfen, entwickelte K. eine rege organisatorische Tätigkeit, indem er sie in berufsständische Organisationen zusammenzuschließen begann. Er verwirklichte so das vom ersten slowenischen Katholikentag in Laibach 1892 angenommene Programm, das zum offiziellen Programm der Katholischen Volkspartei (Katoliška narodna stranka) wurde. Ab 1894 gründete er in großer Zahl Spar- und Darlehenskassen nach dem System von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und landwirtschaftliche Genossenschaften unterschiedlicher Art (Molkerei-, Maschinen-, An- und Verkaufsgenossenschaften u. a.), die er dann in zentralen Verbänden zusammenschloß. 1910 waren in diesen Zentralverbänden bereits 560 Genossenschaften vereinigt. Auf K.s Initiative entstanden in Laibach 1908 die erste Genossenschafterschule der Monarchie, 1913 eine Landwirtschaftsschule und Haushaltungsschulen für Mädchen. Auf dem Lande wurden landwirtschaftliche Fortbildungskurse und Haushaltungskurse eingerichtet. Damit hat K. wesentlich zur Verbesserung der Landwirtschaft und zur Festigung des slowenischen Bauernstandes beigetragen. Gleichzeitig machte er aber auch die Klein- und Mittelbauern zur Basis der politischen Macht der Katholischen Volkspartei (die sich ab 1905 Slowenische Volkspartei [Slovenska ljudska stranka] nannte). Von großer Bedeutung war K.s organisatorische Tätigkeit auch unter den Arbeitern. Am 22. Juli 1894 gründete er in Laibach den Slowenischen katholischen Arbeiterverein (Slovensko katoliško delavsko društvo), dem dann ähnliche Vereine in allen größeren slowenischen Industrieorten folgten. Daneben entstanden Konsumvereine, Bildungsvereine und ein sehr aktiver Verein für die Errichtung von Arbeiterwohnhäusern. Auf dem ersten Treffen der Arbeiterdelegierten am 13. Oktober 1895 wurde der von K. erstellte „Soziale Plan der slowenischen arbeitenden Stände' genommen, der das Programm der christlich-sozialen Bewegung wurde. 1897 schloß er die katholischen Arbeitervereine im „Slowenischen christlich-sozialen Arbeiterverband“ (Slovenska krščansko-socijalna delavska zveza) zusammen, der aber bald in einen unpolitischen Verband der Bildungsvereine (SKSZ) umgewandelt wurde. Gegen die verstärkte Aktivität der Sozialdemokraten gründete er ab 1900 zahlreiche Arbeiterfachorganisationen, aus denen 1909 der Südslawische Fachverband hervorging. K.s Tätigkeit hatte zur Folge, daß sich der größere Teil der slowenischen Arbeiter, im Gegensatz zur übrigen Monarchie, nicht der Sozialdemokratie, sondern der Katholischen Volkspartei anschloß. Auch als Abgeordneter zum Reichsrat (1897-1900, 1907-1917) und zum krainischen Landtag (1902-1917) entfaltete K. eine rege sozial-, wirtschafts- und kulturpolitische Tätigkeit. Nationalpolitisch lehnte er den extremen Nationalismus ab und verfocht den Zusammenschluß der österreichisch-ungarischen Südslawen in einer eigenen staatsrechtlichen Einheit innerhalb der Habsburgermonarchie, in der er den Slowenen eine bedeutende wirtschaftliche und kulturelle Rolle zudachte. Am Zustandekommen und vor allem an der Propagierung der Maideklaration, in der die im Reichsrat vertretenen Südslawen 1917 diese Forderung stellten, war er maßgeblich beteiligt. Von ihm gingen auch wichtige Anregungen für die Gründung von Genossenschaften in Dalmatien und Kroatien aus. K.s umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit war vor allem der sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Belehrung gewidmet. Eine Auswahl seiner Werke (Izbrani spisi) erschien 1923/33 in vier Bänden in Laibach. Nachhaltigen Einfluß auf die nachfolgende Generation gewann K., der der bedeutendste slowenische Sozialpolitiker und Organisator war, durch die zahlreichen von ihm veranstalteten Seminare für Studenten und die junge Intelligenz.

Literatur

Erjavec, Fran: Zgodovina katoliškega gibanja na Slovenskem. Ljubljana 1928.
Gestrin, Ferdo und Vasilij Melik: Slovenska zgodovina od konca osemnajstega stoletja do 1918. Ljubljana 1966.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)


GND: 119168375

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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Krek, Janez Evangelist, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 500-501 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1195, abgerufen am: (Abrufdatum)

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