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Kritobulos, byzantinischer Geschichtsschreiber, * 1400/1410.
Leben
K. - sein Vorname Michael ist nicht gänzlich gesichert - entstammte einer angesehenen Familie der Insel Imbros. Über seinen Lebensweg gibt es nur wenige sichere Anhaltspunkte. Vielleicht war er schon in seiner Jugend am Hofe Sultan Mehmeds II. tätig. In der Zeit nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken hielt er sich wieder auf seiner Heimatinsel auf. Dort wurde K. 1456 Statthalter. Es war sein Verdienst, daß die Insel ohne Kämpfe und Zerstörungen an die Osmanen überging. Im Frühjahr 1466 eroberten die Venezianer Imbros. K. dürfte damals nach Istanbul geflohen sein. Vielleicht hat er sein Lebensende als Mönch auf dem Athos verbracht. K. ist neben Laonikos Chalkokandyles der letzte Nachfahre einer zweitausendjährigen Tradition byzantinischer Geschichtsschreibung. Seine „Históriai“ schildern die Ereignisse der Jahre 1451-1467. Dabei steht im Mittelpunkt als dramatischer Höhepunkt die in reichen Farben und ergreifenden Worten geschilderte Belagerung und Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453, obwohl K. nicht Augenzeuge dieses Ereignisses war. Allerdings hat sich K. im Gegensatz zu seinen vielen Vorgängern bereits von der prohellenischen Warte weit entfernt. Sein Werk ist nur noch nach Sprache und hinsichtlich des zum Muster auserwählten großen Vorbildes Thukydides ein Zeugnis griechischer Historiographie. Seiner Tendenz nach gehört das Werk, wie schon die Widmung an Sultan Mehmed II. bekundet, bereits ins Oeuvre osmanischer Geschichtsschreibung. Die Historien des K. verherrlichen den Sultan einseitig. Dennoch ist das Werk weithin angesichts des oftmaligen Mangels an sonstigen Zeugnissen zu von K. berichteten Vorgängen eine erstrangige, unentbehrliche Geschichtsquelle.
Literatur
Udal’cova, Z. V.: Vizantijskij istorik Kritovul o južnych slavjanach i drugich narodach Balkanskogo poluostrova v XV veke. In: Viz. Vrem. 4 (1951) 91-121.
Moravcsik: Bd 1, 432 bis 435.
Grecu, Vasile: Critobul din Imbros din domnia lui Mahomed al Il-lea anii 1451-1467. Bucureşti 1963.
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