|
|
|
Križanić, Juraj, kroatischer katholischer Geistlicher, Schriftsteller und Politiker, * Obrh bei Ribnik 1618, † bei Wien 12.09.1683.
Leben
K., der einem kroatischen Adelsgeschlecht entstammte, besuchte bis 1636 das Jesuitengymnasium in Zagreb, studierte dann Philosophie in Graz und Theologie in Bologna und promovierte 1642 am Collegium Graecum in Rom. Schon 1641, anläßlich seines Überwechselns auf das den orthodoxen Unierten zugedachte Collegium, hatte er der Congregatio de propaganda fide seine Absicht dargelegt, in Rußland als Missionar für die Union der Kirchen zu wirken („Deila Missione in Moscovia“), wobei er zum erstenmal von einer Vereinigung aller Slawen unter dem Zaren sprach. Ab Herbst 1642 war er als Priester in Kroatien tätig. Im Sommer 1646 erhielt er die Einwilligung der Kirche, sich nach Rußland zu begeben, doch gelang es ihm erst im Spätherbst 1647, für knapp zwei Monate mit einer polnischen Delegation nach Moskau zu kommen. Vom Zaren Alexej Michajlovič, an den er sich mit zwei Schreiben über die slawischen Völker und die „Korrektur“ der slawischen Volkssprachen zum Kirchenslawischen hin wandte, wurde er nicht empfangen. Nach Reisen durch Europa und dem Studium für das Schisma wichtiger Schriften in Istanbul arbeitete er ab 1652 in Rom an russisdien und griechischen Übersetzungen für das enzyklopädische Werk „Bibliotheca Schismaticorum universa“. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte er in einem vielsprachigen Sammelband Athanasius Kirchers vier eigene „Carmina illyrica“, überwiegend in štokavischer Mundart geschrieben. Da seine erneuten Bemühungen, als Missionar nach Rußland geschickt zu werden, fehlgeschlagen waren, brach K. 1658 ohne Zustimmung des Papstes nach Moskau auf. Im September 1659 gelang es ihm endlich, vom Zaren empfangen zu werden, der ihn in seine Dienste aufnahm. Aus bisher ungeklärten Gründen wurde K. im Januar 1661 nach Tobolsk in Sibirien verbannt. In den fünfzehn Jahren der Verbannung schrieb er seine wichtigsten Werke: darunter die Grammatik einer von ihm künstlich geschaffenen allslawischen Sprache hauptsächlich aus kirchenslawischen, russischen und kroatischen Elementen, die zur Einheit der Slawen beitragen sollte, sowie seine in dieser Kunstsprache verfaßte „Politika“, ein programmatisches Werk, durch das er mit historischen und konkreten Beispielen die Notwendigkeit der Vereinigung aller Slawen unter einem autokratischen Zaren beweisen wollte und gegen die Überfremdung der slawischen Völker polemisierte. Nach dem Tode des Zaren Alexej wurde K. 1676 begnadigt. Er lebte noch zwei Jahre in Moskau und ging dann nach Wilna, wo er dem Dominikanerorden beitrat und eine „Historia de Sibiria“ verfaßte. Er fiel 1683 vor Wien im Entsatzheer des Polenkönigs Jan Sobieski. Durch sein Leben und seine Werke verkörperte K. die besonders bei den unter fremder Herrschaft stehenden südslawischen Völkern verbreitete Idee einer slawischen Einheit, verbunden mit dem gegenreformatorischen Streben, die beiden Kirchen zu vereinen. Er wird daher auch als „Vater des Panslawismus“ bezeichnet. Da seine wichtigsten Bücher jedoch nicht veröffentlicht wurden, blieb K.s Wirkung auf seine Zeitgenossen sehr gering.
Literatur
Dančić, Djuro: Gramatika Gjurgja Križanića. In: Rad JAZU 16 (1871) 159-198.
Jagić, Vatroslav: Život i rad Jurja Križanića. Zagreb 1917.
Šmurlo, J.: Jurij Križanić. Panslavista o missionario? Roma 1926.
Škerovič, Nikola P.: Djuro Križanić. Njegov život, rad i ideje. Beograd 1936.
Puškarev, L. N.: Ob ocenke dejatel’nosti Jurija Križaniča. In: Voprosy istorii (1957) 1, 77-86.
Morduchovič, L. M.: Filosofskie i sociologičeskie vzgljady Jurija Križaniča. In: Kratkie soobščenija Instituta slavjanovedenija 36 (1963) 61-84.
Kadić, Ante: Križanić's Memorandum. In: Jb. Gesch. Osteuropas 12 (1964) 331-349.
Goljdberg, A.: J. Križanić i Rusija. In: Hist. Zborn. 21/22 (1968/69) 259-281.
|
|
|
|
|