Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Krman, Daniel
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Krman, Daniel

Krman (Krmann, Kerman), Daniel, slowakischer Superintendent und Schriftsteller, * Omšenie (Missén, Komitat Trentschin) 28.08.1663, † Preßburg 24.09.1740, aus einer alten Pfarrerfamilie der westlichen Slowakei, Sohn von Daniel K. aus Priwitz (Prievidza) und der Anna Masnicius.

Leben

In der Jugend übten besonders die Schule in Trentschin und der mährische Exulant Tobias Masnicius (Masník), der sein Lehrer war, einen nachhaltigen Einfluß auf K. aus. Das strenge orthodoxe Luthertum wurde ihm in der Lateinschule in Breslau und den Universitäten Wittenberg und Leipzig noch tiefer eingeprägt. Nach seiner Heimkehr wurde K. 1684 Rektor an der Schule in Ilau (Ilava, Komitat Trentschin) und 1685 in Mošovce (Mosóc, Komitat Turz). Im Juni 1687 folgte er seinem Vater als Pfarrer in Turá Luka, und im August 1690 wurde er Pfarrer in Myjava (Miava), unweit der mährischen Grenze. Zusammenstöße mit katholischen Kreisen in diesem seit 50 Jahren evangelischen Diasporagebiet und der Rückhalt, den er auf begehrenden Bauern bot, zwangen ihn - nach kurzer Haft und Flucht aus dem Gefängnis - im Sommer 1699 zum Verlassen des Landes. Er ging nach Wittenberg, wo er zum Jahresende eine „poetische Jahresgabe“ (Noworočny Dar Poeticky, 1700) für den wegen seines Glaubens nach Dresden emigrierten Prager Bürger Johannes Baltazar veröffentlichte. Der Aufstand Franz II. Rákóczys holte K. in das Waagtal zurück. Im Oktober 1700 war er bereits in Myjava, wo er bis Mai 1704 blieb, als er Pfarrer in Sillein wurde. Der reformbereite Katholik Rákóczy dürfte auch die Wahl K.s zum Superintendenten des Evangelischen Kirchendistriktes Bitscha-Sillein im April 1706 unterstützt haben. Der aus der Zips stammende Kuruzzen-Brigadier Urban Czelder ließ ihn denn auch am 8. März 1707 die Regimentsfahnen der Aufständischen in der Silleiner evangelischen Kirche weihen. Die Rückkehr von Baron István Petrőczy, dem Onkel Imre Thökölys, der in die Wesselényi-Verschwörung verwickelt war und später auf dessen Seite gegen die Habsburger kämpfte, hatte ihn bereits 1704 zu einer Laudatio zu Ehren des Kuruzzengenerals inspiriert. Auf der Synode in Rosenberg im April 1707 versuchte K. die Evangelischen zu einer ständischen Körperschaft zur Unterstützung Rákóczys zusammenzuschließen und beschwor dazu die Erinnerung an die große Synode von 1610, die unter der Leitung des Palatins György Thurzó Beschlüsse über eine feste Kirchenordnung und Distrikteinteilung gefaßt hatte. K. veröffentlichte 1708 deren alte Akten unter dem Titel „Acta et conclusiones Conventus sev Synodi“. Im Mai 1708 reiste K. zusammen mit dem adeligen Gutsbesitzer Samuel Podhorszky im Auftrag von Fürst Rákóczy in kirchlichen Angelegenheiten zum schwedischen König Karl XII. in die Ukraine. Das lateinisch geführte Tagebuch des Superintendenten läßt in seinen Schilderungen erkennen, wie ihm auf dieser Reise der slawische Charakter seines Volkes noch stärker ins Bewußtsein trat. Das „Itinerarium“ wurde 1894 in Budapest (in den „Monumenta Hungariae Historica“) und 1969 in Preßburg (in einer Reihe der „Slowakischen Akademie der Wissenschaften“), auch mit ungarischer bzw. slowakischer Übersetzung, herausgegeben. Trotz des Sathmarer Friedens, der den Protestanten in Ungarn Religionsfreiheit zusicherte, wurde K. noch im Laufe des Jahres 1711 von Sillein vertrieben, aber bald darauf berief ihn die Gemeinde von Myjava erneut zum Prediger. Er kämpfte hier verbissen um Kirchenzucht und gegen den herankommenden Pietismus. Mit der Streitschrift „Man Hu? Co gest to za Mannu Skrytau?“ (Man Hu? Was ist das für ein verstecktes Manna?), die er gegen den katholischen Pfarrer in Tepla, Stephan Dubniczay, geschrieben hatte, suchte er 1718 im Grunde seine eigenen Gläubigen aufzurütteln. Dennoch bearbeitete er die Auflage der Kralitzer tschechischen Bibel vom Jahre 1613 zusammen mit dem Pietisten Matthias Bél bis 1722 in jenem Mittelslowakisch, das „von der tschechischen Nation und von den Slowaken verwendet werden“ könne. Dank der Förderung von Heinrich Erdmann Graf Henkel von Donners mark konnte das Werk noch im selben Jahr in Halle in einer Auflage von 5 000 Exemplaren gedruckt werden. (2. und 3. Auflage Halle 1745, 1766). Diese „bibliština“ war auch die Sprache, in der weitere Schriften für die Kirchengemeinden erschienen. Die von K. betriebene Konvertierung eines Katholiken zum Protestantismus nahmen K.s Feinde zum Anlaß, mit dem unbequemen Prediger abzurechnen. Des Exorzismus und des Hochverrats bezichtigt, kam K. 1729 vor Gericht und wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die er auf dem Preßburger Schloß verbüßte. Die „Carolinae resolutio“ von 1731 gegen die außerkirchliche Tätigkeit evangelischer Geistlicher in Ungarn machte von Wien aus jede Möglichkeit der Freilassung zunichte. Dennoch verfaßte K. noch seine „Agenda ecclesiastica Slavonica“ und konnte diese wie auch seinen „Dwogj Katechysmus Včenj Křest'anského pro Mládež wětssj y menssj w Otázky a Odpowědi vwedený“ (Zweifacher Katechismus der christlichen Lehre für die größere und kleinere Jugend in Fragen und Antworten dargestellt) dank der Hilfe seines Schülers Pfarrer Georg Ambrózy, der den Druck besorgte, 1734 bzw. 1738 publizieren. Das bedeutsame Werk „Rudimenta grammaticae Slavicae“, das von K.s wachsendem nationalen Bewußtsein zeugt (Myjava 1704), die Kirchengeschichte „Hungaria evangelica sive Historia evangelii Jesu Christi in Flungaria et provinciis ejus“ (wahrscheinlich 1718) und die Abhandlung „De Slavorum origine dissertatio“ (nach 1719, verschollen) blieben unveröffentlicht. K.s Manuskripte gelangten in die Bibliotheken von Halle, Wittenberg, Wien, Preßburg oder Budapest. Schon die Auflage des „Tranoscius“ von 1768 (Jiří Třanovskýs Kirchengesangbuch „Cithara Sanctorum“, erschienen 1635 in Leutschau), in die auch Gedichte K.s unter dessen vollem Namen Aufnahme fanden, legt ein beredtes Zeugnis davon ab, in welch lebendigem Bewußtsein K. weiterlebte.

Literatur

Klein, Johann Samuel: Nachrichten von den Lebensumständen und Schriften evangelischer Prediger in allen Gemeinden des Königreichs Ungarn. Leipzig, Ofen 1789.
Fabó: Skizzen aus der Geschichte des ungarischen Protestantismus. Pest 1869 (ungarisch 1868).
Menčík, Ferdinand: Daniel Krman. In: Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Philos.-histor.-philolog. Classe. Jahrgang 1887. Prag 1888, 182-197.
Zsilinszky, Mihály: Kermann Dániel, evangelikus püspök élete és művei. Budapest 1899.
Bachát, Dániel: Život a diela Daniela Krmana, evanj. biskupa. Senica 1901.
Szimonidesz, Lajos: Kermann Dániel ev. püspök főbenjáró pere iratai a Magyar Országos Levéltárban. Ružomberok-Rózsahegy 1940.
Winter, Eduard: Die tschechische und slowakische Emigration in Deutschland im 17. und 18. Jh. Berlin 1955.
Gogolák: Bd 1, passim.
Mišianik,J.: Antológia staršej slovenskej literatúry. Bratislava 1964.

Verfasser

Kurt Oberdorffer (GND: 105126594)


GND: 121302822

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Empfohlene Zitierweise: Kurt Oberdorffer, Krman, Daniel, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 509-511 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1204, abgerufen am: (Abrufdatum)

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