Kulin, Ban von Bosnien ca. 1180 bis ca. 1204.
Leben
K. ist zwar nicht der erste namentlich bekannte, aber doch der erste historisch faßbare Herrscher Bosniens. Seine Herrschaftszeit fällt mit der Neugliederung des Balkans nach dem Zusammenbruch des byzantinischen Reiches zusammen. Zugleich geriet Bosnien in den Verdacht, die Häresie der Bogomilen angenommen zu haben, so daß es in den Wirkungsbereich des großen Papstes Innozenz III. einbezogen wurde. Gleichwohl gelang es Ban K. nicht, wie den gleichzeitigen bulgarischen und serbischen Herrschern, ein festgefügtes Reich mit römischer Königskrone zu schaffen. Ban K. erscheint 1180 zum ersten Mal in einer historischen Quelle, als der in Dalmatien tätige Legat dem „großen Banus von Bosnien“ nahelegt, seine Ergebenheit gegenüber dem Papst durch Geschenke zu bezeugen. Der Bindung an Byzanz ledig, scheint K. sich in die Gemeinschaft der westlichen Reiche begeben zu haben, d. h. in den Einflußbereich Ungarns. 1183 hat er, wenn die dürftigen Quellen richtig interpretiert sind, mit Ungarn und Serben zusammen einen Kriegszug in byzantinisches Gebiet unternommen. Von der Beute erbaute er eine Kirche, von der eine Steinplatte mit einer Inschrift erhalten ist, die neben K. auch seine Gattin Voislava nennt. Daß die Beziehungen zu Ungarn keine eigentliche Vasallität bedeuteten, ergibt sich aus einem Vertrag mit Dubrovnik, in dem K. als unabhängiger Gebieter den Kaufleuten der Stadt abgabenfreien Handel in ganz Bosnien gewährte. Dieser Akt von 1189 bildet zugleich die erste in südslawischer Sprache verfaßte Urkunde.
Im Gegensatz zu Stefan Nemanja von Serbien scheint K. den Bogomilen Zuflucht gewährt zu haben. So denunziert ihn 1199 König Vukan (Wlcanus) von Dioklitien bei Papst Innozenz III. und behauptet, Ban K. (Bacilinus) sei mit Gattin, Schwester (die Witwe des vormaligen Königs von Dioklitien, Miroslav) und vielen Untertanen zur bogomilischen Häresie übergetreten. Vukan fordert den Papst auf, den ungarischen König zum Eingreifen zu bestimmen, der K.s Oberherr sei, wie Bosnien in terra regis Ungariae läge. Ob diese Behauptungen richtig sind, läßt sich mit Recht anzweifeln, da sie sich im Lichte der folgenden Ereignisse als politische Intrige herausstellten. (Vukan stieß mit ungarischer Hilfe seinen Bruder Stefan vom serbischen Thron, worauf K. und Kalojan von Bulgarien 1202/03 in Serbien einfielen.) Die vom Papst angeordnete Untersuchung durch den Legaten Johannes de Calamaris führte am 8. April 1203 zur Abjuratio K.s und der bosnischen Honoratioren auf dem Bilino Polje, in der allerdings keine Häresie, sondern das Schisma abgeschworen wurde, wozu das Gelöbnis trat, die Normen der katholischen Kirche einzuhalten. Der wirkliche Zustand der christlichen Kirche unter K. konnte bisher nicht aufgehellt werden; auffällig ist, daß Papst und König nach der Abjuratio zufriedengestellt scheinen, zumal der Sohn K.s, der am Hofe König Emmerichs erschienen war, sich verpflichtete, tausend Mark Silbers Strafe beim Nachweis häretischer Umtriebe in Bosnien zu zahlen. Mit diesem Bericht des ungarischen Königs an den Papst brechen die Quellen über Ban K. ab, so daß man das Ende seiner Herrschaft wohl mit 1203/04 ansetzen kann.
Literatur
Truhelka, Ćiro: Eine Inschrift des Banus Kulin. In: Wiss. Mitt. Bosnien u. Hercegovina 7 (1900) 215-220.
Ćorović, Vladimir: Ban Kulin. In: God. Nikole Čupića 34 (1921) 13-41.
Ders.: Historija Bosne. Beograd 1940.
Čremošnik, Gregor: Original povelje Kulina bana. In: Glasn. zemaljsk. Muz. 12 (1957) 195-213.
Ćirković, Sima: Jedan prilog o Banu Kulinu. In: Ist. Čas. 9/10 (1959) 71-77.
Ders.: Istorija srednjovekovne bosanske države. Beograd 1964.