Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Kvaternik, Eugen
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Kvaternik, Eugen

Kvaternik, Eugen, kroatischer Politiker, * Zagreb 31.10. 1825, † Rakovica bei Slunj 11.X. 1871.

Leben

 Als Sohn eines Geschichtsprofessors der Königlichen Akademie in Zagreb studierte K. in den Jahren 1842-1846 Philosophie, Theologie, Jurisprudenz und Pädagogik in Zagreb, Zengg (Senj) und Pest. Ab 1851 war er als Rechtsanwalt in Brod a. d. Kupa tätig, bis ihm 1857 die weitere Ausübung seines Berufs verboten wurde. Nach einem anschließenden Aufenthalt in Rußland reiste er 1859 nach Italien und Frankreich, wo er in Kontakten mit dem sardinischen Ministerpräsidenten Camillo Benso Graf von Cavour, dem angesehenen Dalmatiner Nikola Tommaseo und dem Prinzen Jérôme Napoléon sowie in Begegnungen mit Garibaldi u. a. um Unterstützung für die von ihm unter Berufung auf die staatsrechtliche Tradition seines Heimatlandes angestrebte Loslösung Kroatiens von Österreich warb und damit die Grundlage für das Programm der späteren „Rechtspartei“ legte (vgl. seine 1859 in Paris anonym erschienene Broschüre „La Croatie et la confédération italienne“). Nachdem er infolge von Auseinandersetzungen mit der magyarischen Emigration (Ludwig Kossuth) die Unterstützung im Westen verloren hatte, schlug er nach dem Sturz des Bachschen Absolutismus dem Wiener Hof vergeblich eine Reform der Monarchie bei gleichzeitiger staatlicher Wiedererrichtung Kroatiens vor. Kurz darauf nach Zagreb zurückgekehrt, setzte er sich als Publizist und Landtagsabgeordneter (1861) für die Lösung der kroatischen Frage durch eine Personalunion mit Österreich (aber unter Wahrung der vollen kroatischen Selbständigkeit gegenüber Wien und Pest) ein und forderte zugleich den Anschluß Bosniens, der Herzegowina und Sloweniens an das kroatisch-slawonisch-dalmatinische Königreich (vgl. seine 1861 in Zagreb veröffentlichte Landtagsrede vom 18. Juni: „Govor E. Kvaternika ...“ sowie seine Schriften „Das historisch-diplomatische Verhältnis des Königreichs Kroatien zu der ungarischen St. Stephans-Krone“, 2. Ausg. Zagreb 1861 und die im selben Jahr erschienene Broschüre „Was ist die Wahrheit? Eine Erwiderung auf das Szálaysche Pamphlet betitelt ,Zur kroatischen Frage'“). In Weiterverfolgung seiner von der Französischen Revolution und dem romantischen Integrationsnationalismus geprägten Vorstellungen von einem künftigen Großkroatien und in Ablehnung jeder staatsrechtlichen Verbindung mit Ungarn gründete er zusammen mit Ante Starčević die kleinbürgerliche kroatische Rechtspartei (Hrvatska stranka prava), die sich jedoch gegenüber den anderen politischen Gruppierungen im Lande (Großbürgertum und Aristokratie) und gegenüber dem Wiener Hof nicht durchzusetzen vermochte. Da er sich schon seit den Tagen der ersten Emigration gelegentlich mit Aufstandsplänen getragen hatte, sah er in der Erhebung der Polen von 1863 eine willkommene Gelegenheit zum Handeln. Er setzte sich abermals mit Jérôme Napoléon in Verbindung, knüpfte enge Beziehungen mit den polnischen Revolutionären und plante während seines Aufenthalts in Turin 1864/65 mit italienischer Hilfe einen Aufstand in der Lika und in Dalmatien. Nachdem sein Vertrauensmann Anton Rakijaš in Dalmatien verhaftet worden war, kehrte K. 1867 unter dem Schutz einer allgemeinen Amnestie für Emigranten nach Kroatien zurück, wo er mit publizistischen Mitteln den 1868 geschlossenen kroatisch-ungarischen Ausgleich energisch bekämpfte. In völliger Verkennung des sich festigenden serbischen Nationalbewußtseins sprachen er und Starčević allein den Kroaten und Bulgaren unter den südslawischen Völkern ein geschichtsphilosophisch verklärtes Anrecht auf einen eigenen Nationalstaat zu und bekräftigten den kroatischen Anspruch auf Bosnien und die Herzegowina (s. K.s Schrift „Istočno pitanje i Hrvati. Historično-pravna razprava“ [Die Orientfrage und die Kroaten. Historisch-rechtliche Abhandlung], Zagreb 1868). Als sich K. am 8. Oktober 1871 an die Spitze eines Aufstands in Rakovica (in der Militärgrenze) stellte, konnte er daher nicht auf die Unterstützung der serbischen Bevölkerung rechnen. Drei Tage später wurde der Aufstand von den Grenztruppen niedergeschlagen und K. getötet. Sein und seiner Partei Programm diente später dem extremen nationalistischen Flügel der kroatischen Opposition im Königreich Jugoslawien als das nicht immer zutreffend interpretierte ideologische Vorbild. Eine Auswahl seiner politischen Schriften (Politički spisi, priredio Ljerka Kuntić) erschien 1971 in Zagreb.

Literatur

Šegvić, Kerubin: O životu i radu hrvatskog političkog revolucionarca E. Kvaternika. Zagreb 1921.
Šišić, Ferdo: Eugen Kvaternik i Rakovička buna. Zagreb 1926 (Sonderdruck aus Jugoslavenska Njiva X/I).
Kuntić, Ljerka: E. Kvaternik prema nekim problemima hrvatske politike u šezdesetim godinama 19. stoljeća. In: Radovi Filozofskog fakulteta, Odsjek za povijest 1 (1959) 65-90.
Campanella, Antony P.: Lettere inedite della cospirazione Kvaternik-Garibaldi nel 1864. In: Il Risorgimento 13 (1961) 119-127.
Raditsa, Bogdan: Risorgimento and the Croatian Question: Tommaseo and Kvaternik. In: Journal of Croatian Studies 5/6 (1964/65) 3-144.
Frejdzon, V. I.: Obščestvenno-političeskaja pozicija Evgenija Kvaternika. In: Učenye zapiski Instituta slavjanovedenija 30 (1966) 86-113.
Gross, Mirjana: O nacionalnoj ideologiji Ante Starčevića i Eugena Kvaternika. In: Časopis za suvremenu povijest 4 (1972) 1, 25-46.
Šidak, Jaroslav: Eugen Kvaternik u historiografiji. In: Ebd. 5-23 (mit Bibliographie).
Gross, Mirjana: Povijest pravaške ideologije. Zagreb 1973.

Verfasser

Holm Sundhaussen (GND: 120956055)


GND: 119394448

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Empfohlene Zitierweise: Holm Sundhaussen, Kvaternik, Eugen, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 535-536 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1221, abgerufen am: (Abrufdatum)

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