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Kvaternik, Slavko, kroatischer Feldmarschall, Politiker, * Vučinić selo (Kroatien) 25.08.1878, † Zagreb 8.06.1947.
Leben
Nach Absolvierung der Infanteriekadettenschule in Karlstadt (Karlovac), einem mehrjährigen aktiven Truppendienst und einer weiterführenden Ausbildung in der Kriegsschule (1904-1906) wurde K. 1911 als Hauptmann beim Zagreber Honvéd- Distrikt eingesetzt. Während des Ersten Weltkrieges war er als Stellvertretender Generalstabschef der 42. Honvéd-Infanterie-Division, dann als Flügeladjutant des Generals Svetozar Boroević, als Generalstabschef der 55. (155.) Infanterie-Division und schließlich im Kommando der Isonzo-Armee tätig und rückte gegen Kriegsende zum Oberstleutnant vor. Nach einer kurzen Verwendung in der neuen jugoslawischen Wehrmacht quittierte er den aktiven Truppendienst und wandte sich dem rechten Flügel der kroatischen Opposition gegen den neuen südslawischen Einheitsstaat zu. Durch seine Ehe mit einer Tochter des verstorbenen Chefs der kroatischen Rechtspartei (Hrvatska stranka prava), Josip Frank, war er auch persönlich mit den Führern der nationalistischen Separatisten verbunden. Sein Sohn Eugen verließ Anfang 1929 (nach Einführung der Königsdiktatur) das Land und gehörte zu den engsten Mitarbeitern Ante Pavelićs in der Emigration und zu den Begründern der terroristischen „Ustaša-Freiheitsbewegung“, während K. als Direktor der Genossenschaft „Hrvatski Radiša“ (Der kroatische Werktätige) eine der Hauptstützen Pavelićs im Lande war. Nachdem der Führer der kroatischen Bauernpartei Vladimir Maček kurz vor Beginn des Angriffs der Achsenmächte auf Jugoslawien die Kollaboration mit den künftigen Besatzungsmächten abgelehnt hatte, avancierte K. zur Schlüsselfigur bei der Realisierung der nationalsozialistischen Pläne in Kroatien. Am Nachmittag des 10. April 1941, als die Vorhut der deutschen Truppen Zagreb erreichte, proklamierte K. als Stellvertreter des noch in Italien weilenden Pavelić und in Anwesenheit eines Sonderbevollmächtigten des Reichsaußenministers den „Unabhängigen Staat Kroatien“ und begründete noch am selben Tag durch ein Gesetzesdekret die neue kroatische Wehrmacht und Marine. In der am 15. April gebildeten Regierung wurde der zum Marschall ernannte K. Stellvertreter des Staatschefs, Oberbefehlshaber der Wehrmacht und Landesverteidigungsminister, sein Sohn Eugen übernahm als Staatssekretär im Innenministerium die Leitung des Polizeiapparats. Mit Billigung Hitlers und unter Aufsicht des „Deutschen Generals in Agram“, Edmund Glaise von Horstenau, begann noch im April 1941 der Aufbau der kroatischen „Heimwehr“ (Domobranstvo), die jedoch schon bald in Gegensatz zur Ustaša-Miliz geriet. Diese Spannungen sowie die organisatorischen Mängel beim Aufbau der neuen Wehrmacht führten am 6. Oktober 1942 zur Entlassung K.s. Gleichzeitig mußte auch sein durch den Ustaša-Terror kompromittierter Sohn den Dienst quittieren. Bis 1945 lebte K. in Preßburg, Wien und am Semmering und wurde dann an Jugoslawien ausgeliefert, wo er am 7. Juni 1947 zum Tode verurteilt und einen Tag später hingerichtet wurde.
Literatur
Keesings Archiv der Gegenwart 16/17 (1946/47) 886 C, 1102 F, 1109 A.
Hory, Ladislaus und Martin Broszat: Der kroatische Ustascha-Staat 1941-1945. Stuttgart 1964. = Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte. 8.
Kiszling, Rudolf: Die Wehrmacht des unabhängigen Staates Kroatien 1941-1945. In: Österreichische militärische Zeitschrift (1965) 261 bis 266.
Colić, Mladen: Kopnena vojska Domobranstva NDH. In: Vojnoistorijski glasnik 21 (1970) 2,169-230.
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