Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Leon VI. der Weise
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Leon VI. der Weise

Leon VI. der Weise (Sophos), byzantinischer Kaiser 886-912, * Konstantinopel 19.(?) IX. 866, † ebd. 12.05. 912, Sohn Kaiser Basileios’ I.

Leben

 L.s Regierung (ab 30. VIII. 886), deren politische Richtlinien in den ersten zehn Jahren der Armenier Stylianos Zautzes bestimmte, ist durch den Zweifrontenkrieg gekennzeichnet. Wegen der Verlegung des bulgarischen Markts von Konstantinopel nach Thessalonike begann Simeon 894 den Krieg. Byzanz rief die Ungarn zu Hilfe, doch Simeon wurde dank petschenegischer Hilfe auch mit diesen fertig. Er schlug die Byzantiner 896 bei Bulgarophygon entscheidend und erzwang jährliche Tributzahlungen sowie 904 die Festlegung einer neuen nahe an Thessalonike heranreichenden Grenze; bei den Verhandlungen spielte Leon Choirosphaktes eine große Rolle. Im Osten konnte zwar durch Nikephoros Phokas den Arabereinfällen einigermaßen Einhalt geboten werden, nicht aber ihren Plünderungszügen in der Ägäis, deren schlimmster unter dem griechischen Renegaten Leon von Tripolis 904 Thessalonike heimsuchte; zwei Jahre zuvor war mit Taormina der letzte Stützpunkt auf Sizilien gefallen. Eine unter dem Admiral Himerios aufgerüstete Flotte wurde nach einigen Erfolgen 912 vernichtet. Zudem erschien 907 Fürst Oleg von Kiev mit einer Flotte vor Konstantinopel und erzwang von der byzantinischen Regierung einen Handelsvertrag (911). Die Innenpolitik ließ sich zunächst gut an: Die von Basileios begonnene Rechtskodifikation wurde mit der Veröffentlichung der aus sechzig Büchern in sechs Bänden (daher auch der Name Hexabiblos) bestehenden Basilika abgeschlossen. Als Ergänzung wurden ferner 113 von L. erlassene Novellen publiziert. Unfrieden stiftete dann aber L.s Privatleben. Seine drei Gattinnen starben bald: die später heilig gesprochene Theophano, die er auf Befehl seines Vaters heiraten mußte, 897, seine Jugendliebe Zoe, die Tochter des Stylianos Zautzes, 899, und die Phrygierin Eudokia Baiana 901. 905 schenkte ihm Zoe Karbonopsina (die Kohlenäugige) den ersehnten Thronfolger Konstantin (VII.), der vom Patriarchen Nikolaos Mystikos nur unter der Bedingung getauft wurde, daß L. Zoe nicht heirate. Er heiratete sie trotzdem; den nötigen Dispens erteilte Papst Sergius III.; Nikolaos wurde abgesetzt, wodurch die Opposition des in diesem Tetragamiestreit überspielten byzantinischen Klerus’ nur noch größer wurde. Der glänzend gebildete L. - sein Lehrer war der später von ihm verbannte Photios - war auch literarisch tätig. Er schrieb Reden, Gedichte, Predigten, sowie ein Handbuch der Kriegswissenschaft. Unter seinem Namen lief ferner eine immer wieder ergänzte Sammlung von Orakeln, die zu seinem Nachruhm wesentlich beitrug. Robust wie sein Vater, mit dem ihn wenig verband, war der ständig Kränkelnde nicht, aber standfest. Die Wahl seiner Mitarbeiter verrät zudem Klugheit. Die wachsende Verbitterung kann man verstehen; fehlte ihm doch eines besonders - Glück.

Literatur

Grumel, Venance: Chronologie des événements de règne de Léon VI (886-912). In: Échos d’Orient 35 (1936) 5-42.
Kolias, George: Léon Choirosphactès, magistre, proconsul et patrice. Biographie - Correspondance (texte et traduction). Athen 1939.
Moravcsik: Bd 1, 397-398, 400-409, 470 (mit Bibliographie).
Mango, Cyril: The Legend of Leo the Wise. In: Zborn. Rad. vizant. Inst. 6 (1960) 59-94.
Ostrogorsky: S. 201-216 (mit Bibliographie).
Karlin-Hayter, Patricia: Clément d’Ochrid, la guerre Bulgare de Léon et la prise de Thessalonique en 904. In: Byzantion 35 (1965) 606-611.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)

GND: 118901486

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118901486.html


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Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Leon VI. der Weise, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 20-21 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1242, abgerufen am: (Abrufdatum)

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