Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Leont’ev, Konstantin Nikolaevič
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Leont’ev, Konstantin Nikolaevič

 Leont’ev, Konstantin Nikolaevič, russischer Religionsphilosoph und Diplomat, * Gut Kudinovo (Gouv. Kaluga) 25.1.1831, † Optina-Einsiedler-Kloster (Gouv. Kaluga) 24.11.1891.

Leben

 L. zählt zu den bedeutenden russischen Religions- und Kulturphilosophen neben Aleksej Stepanovič Chomjakov, Ivan Vasil’evič Kireevskij und Vladimir Sergeevič Solov’ev. Bevor er 1863 mit dem Eintritt in das Asiatische Departement des Außenministeriums seine bescheidene diplomatische Karriere begann, war er als Militärarzt tätig gewesen. Im Oktober 1863 wurde er zum Konsulatssekretär in Iraklion auf Kreta bestellt, und im August 1864 ging er in gleicher Funktion nach Adrianopel. Über Belgrad (Januar 1869) führte ihn sein Weg in das Amt des Vizekonsuls in Tulcea. 1871 mit Hilfe des russischen Botschafters in Istanbul, Ignat’ev, Konsul in Saloniki, schied er nach zwei Athos-Besuchen im Januar 1873 aus dem diplomatisehen Dienst. Von schwerer Krankheit genesen, entschloß er sich zu einer streng religiösen, weitabgewandten Lebensführung, die er nur noch einmal unterbrach, freilich für längere Zeit, um in Moskau als Publizist und Zensor tätig zu werden. Völlig vereinsamt, zog er sich 1887 in das Optina-Kloster zurück, wo er, zum Mönch geweiht, vier Jahre später starb. Beigesetzt ist er im Dreifaltigkeitskloster des hl. Sergius bei Moskau. L.s literarische Anfänge - Dramen, Romane und Erzählungen - wurden vom Publikum und von der Kritik wenig beachtet. Seine kulturphilosophische Lehre legte der „russische Nietzsche“, der sich eindeutig weder zu den Slawophilen und noch weniger zu den Westlern bekennen wollte, vor allem in der Aufsatzsammlung „Vostok, Rossija i slavjanstvo“ (Der Osten, Rußland und das Slawentum, 2 Bde, Moskau 1885/86) nieder. Durchzogen ist das Werk von der Polemik gegen Westeuropa und dessen Zivilisation, der er Rußlands Eigenart in Verbindung mit der byzantinisch-orthodoxen Tradition gegenüberstellt. Der von Petersburg unterstützten Erhebung der Balkanvölker gegen die osmanische Oberherrschaft und dem in jenen Jahren weitverbreiteten Türkenhaß trat er entgegen mit der Forderung nach der Vereinigung Rußlands mit allen Slawen im Sinne einer orientalischen Konföderation, der - unter der Hegemonie Rußlands und unter dem kirchlichen Supremat des ökumenischen Patriarchen - auch die Türken, die Griechen und die Rumänen angehören sollten.

Literatur

Pamjati Konstantina Nikolaeviča Leonťeva. Petersburg 1911.
K. N. Leonťev. Sobranie sočinenij. 9 Bde. Moskva 1912/14.
Berdjaev, Nikolaj Aleksandrovič: Konstantin Leonťev. Očerk iz istorii russkoj religioznoj mysli. Paris 1926.
Kologrivov, Iwan von: Von Hellas zum Mönchtum. Leben und Denken Konstantin Leontjews. Regensburg 1948.

Verfasser

Klaus Appel

GND: 118727613

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727613.html


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Empfohlene Zitierweise: Klaus Appel, Leont’ev, Konstantin Nikolaevič, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 21-22 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1243, abgerufen am: (Abrufdatum)

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