Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Liudprand

Liudprand (Liutprando, Luitprandus), italienischer Geschichtsschreiber, Bischof von Cremona, * Pavia (?) um 920, † um 972, vermutlich aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie.

Leben

 Ab 931 am Hofe König Hugos von Italien erzogen, trat L. um 945 als Privatsekretär in den Dienst des Markgrafen Berengar II. von Ivrea und leitete 949 für diesen eine Gesandtschaft nach Byzanz. Danach mit diesem verfeindet, floh er nach Deutschland und wurde in Ottos I. Hofkapelle aufgenommen. Hier begann er 958 sein Werk „Antapodosis“ (Buch der Vergeltung), in dem er gegen Berengar polemisierte und sich vornehmlich noch als anekdotenreicher Historiker des deutsch-italisch-byzantinischen Raumes auswies. 959 wurde L. von Otto als Gesandter nach Byzanz geschickt, wohl mit dem Ziel, Zustimmung zu dessen Kaiserplänen zu erlangen. Durch seinen spätestens 965 verfaßten „Liber de rebus gestis Ottonis magni imperatoris“ wurde der etwa 961 zum Bischof von Cremona ernannte L. zum Propagandisten ottonischer Kaiserpolitik. 963-965 wirkte L. bei der Absetzung von Papst Johannes XII. und der Wahl der Päpste Leo VIII. und Johannes XIII. mit. 968 weilte er als Brautwerber Ottos (II.) wieder in Konstantinopel, doch wurde Ottos I. Absicht, durch die Vermählung seines Sohnes mit einer byzantinischen Prinzessin seine Kaiserkrönung in Rom (962) durch Byzanz anerkennen zu lassen und in den Besitz der noch Byzanz verbliebenen Teile Süditaliens zu kommen, von Nikephoros II. Phokas mit Hohn quittiert. L.s um 969 entstandene „Relatio de legatione constantinopolitana“, der Form nach offizieller Gesandtschaftsbericht, dem Inhalt nach groteske Verunglimpfung des byzantinischen Kaisertums, propagierte somit den ideologischen und militärischen Kampf gegen Byzanz. L.s Werke - die zu den wichtigsten Quellen des 10. Jh.s gehören - wurden von Joseph Becker 1915 in 3. Auflage in den „Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae historicis recusi“ herausgegeben.

Literatur

Lintzel, Martin: Studien über Liudprand von Cremona. Berlin 1933.
Ohnsorge, Werner: Die Anerkennung des Kaisertums Ottos I. durch Byzanz. In: Byzant. Z. 54 (1961) 28-52.
Hiestand, Rudolf: Byzanz und das Regnum Italicum im 10. Jahrhundert. Zürich 1964.
Ohnsorge, Werner: Konstantinopel im politischen Denken der Ottonenzeit. In: Polychronion. Festschrift für Franz Dölger. Heidelberg 1966, 388-412.
Zimmermann, Harald: Parteiungen und Papstwahlen in Rom zur Zeit Kaiser Ottos des Großen. In: Römisch-Historische Mitteilungen 8/9 (1966) 29-88.
Arnaldi, Girolamo: Liutprando e la storiografia contemporanea nell'Italia centro-settentrionale. In: La storiografia altomedievale. Settimane di studio dei Centro di studi sull’alto medioevo XVII. Spoleto 1970, 497-519.

Verfasser

Roland Schähle

GND: 103494360X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd103494360X.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   

Empfohlene Zitierweise: Roland Schähle, Liudprand, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 37 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1254, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos