Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Luarasi, Petro Nini

Luarasi, Petro Nini, albanischer Pädagoge und Publizist, * Luarasi 1865, † Erseka 17.08.1911.

Leben

 Seine Ausbildung erhielt L. in griechischen Schulen. Er gehört zusammen mit Papa Kristo Negovani zu den ersten albanischen Lehrern und zählt zu den Vorkämpfern für ein albanisches Schulwesen. Er war der Lehrer vieler späterer albanischer Patrioten, wie Shahin Kolonja, Kristo Luarasi und anderer. 1882 wurde L. zum Griechisch-Lehrer im Dorf Bezhdan in Südalbanien ernannt. Dort begann er auf eigene Initiative die Kinder Albanisch Lesen und Schreiben zu lehren; er benützte dabei das Istanbuler Alphabet. Gleiches tat er im Dorf Treska und 1884 in seinem Heimatort Luarasi. Später erhielt L. dann für die Eröffnung albanischer Schulen finanzielle Hilfe von Nikolla Naço aus Bukarest. Eine besonders große Aktivität entfaltete er in den Jahren 1885-1890, als er, gegen den Widerstand der griechisch-orthodoxen Kirche, eine Reihe von albanischen Schulen in verschiedenen Orten Südalbaniens errichtete. Allein im Bezirk Kolonja wandelte er drei griechische Schulen in albanische um. 1885 gründete er in Korja eine albanische kulturelle Vereinigung. Die griechisch-orthodoxe Kirche drohte 1887 jeden zu exkommunizieren, der sich als Lehrer (dhaskall) an einer albanischen Dorfschule betätigte. Trotzdem fuhr L. mit der Eröffnung von Privatschulen fort. Als am 7. März 1887 in Korça die erste von der türkischen Regierung anerkannte albanische Schule eröffnet wurde, gehörte L. zu ihren Lehrern. Er wurde dann der dritte Direktor dieser Schule. Nach einer Mitteilung des österreichisch-ungarischen Vizekonsuls Aristoteles Petrović an Außenminister Goluchowski vom 11. Dezember 1900 aus Valona, war L. damals ein kleiner Steuereinnehmer in Luarasi. Als 1903 die türkische Regierung begann, die albanischen Schulen zu verbieten, verließ L. Albanien und reiste in die USA. Im Januar 1906 finden wir ihn unter den Begründern der Gesellschaft „Malli i mëmëdheut“ (Berge der Heimat) in Buffalo, USA. Er verfaßte auch das Statut dieser Gesellschaft. Nach der jungtürkischen Revolution, im September 1908, kehrte L. nach Albanien zurück. Von 1909 bis 1910 war seine schulische und erzieherische Aktivität eng mit Bitolj verbunden. Er war von Luarasi nach Bitolj mit der Absicht gekommen, dort eine albanische Schule zu eröffnen. Er hatte damit aber wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem dortigen „Bashkimi“-Klub keinen Erfolg; dafür gelang es ihm aber, die Erlaubnis zu erreichen, an einer türkischen Schule Albanisch zu unterrichten. Gleichzeitig war er Mitarbeiter der Zeitung „Bashkimi i kombit“ (Nationale Union, 1909-1910), in der er Beiträge vorwiegend pädagogischen Charakters veröffentlichte. Er nahm am Zweiten Kongreß von Bitolj (Monastir), der vom 20. bis 30. März 1910 tagte, teil und wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt. Auf diesem Kongreß erkannte die überwiegende Mehrheit der Delegierten aus den verschiedenen albanischen Bezirken das lateinische Alphabet für das Albanische an und beschloß, den Kampf für die Wahrung der nationalen Rechte der Albaner, die durch die jungtürkische Führung bedroht wurden, aufzunehmen. In diesem Zusammenhang führte L., der auch das Mandat der „Lidhja ortodokse“ (Orthodoxe Liga) besaß, heftige Angriffe gegen den griechischen Klerus, der sich mit allen Mitteln bemühte, das albanische Schulwesen zu unterdrücken und auch nicht vor Morden zurückschreckte, wenn es darum ging, Leute zu beseitigen, die für albanische Schulen eintraten, wie Papa Kristo Negovani und zahlreiche andere Patrioten (darüber s. L.s Artikel „Mbledhja e Shqipëtarëvet në Manastir“ [Die Albanerversammlung von Manastir], in: Lirija (Freiheit), Selanik (Saloniki), Nr. 81, 27. März 1910, erschienen unter dem Pseudonym P. Raullasi). L.s Haltung zur Frage der albanischen Schulen und zur Annahme des lateinischen Alphabets erkennt man am deutlichsten in seiner Schrift „Mallkimi i shkronjave shqip dhe çpërfolja e Shqiptarit“ (Die Schmähung der albanischen Schrift und die Verachtung der Albaner, Monastir 1911), die er in albanischer und griechischer Sprache veröffentlichte. Auch hier griff er mit großer Heftigkeit die griechisch-orthodoxe Kirche an, die jeden Christen mit dem Anathema belegte, der das albanische Alphabet anerkannte und in albanischen Schulunterricht einwilligte. Von 1910 bis August 1911 lehrte L. an der Grundschule von Negovani. Wegen seines großen Einsatzes für das albanische Schulwesen und die albanische Sache überhaupt nannte man ihn Petro Shqipja.  Er wurde auch Direktor der Schule und, nach einigen Quellen, Schulinspektor. Am 17. August 1911 starb er durch Gift, das nach einer Version von griechischer Seite, nach einer anderen von albanischen Feudalherren kam.

Literatur

Sevo, G.: Petro Luarasi. Mësonjësi im i shqipes. Tiranë 1936.
Luarasi, Skënder: Petro Luarasi. Jeta dhe vepra. Tiranë 1958.
Xoxa, Dh. und S. Xhango: Fletë nga historiku i shkollës sonë (Materiale e dokumenta). Tiranë 1963.
Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, PA, Albanien XII - Albanische Notabeln.

Verfasser

Hasan Kaleshi (GND: 1084144948)

GND: 128853573

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd128853573.html


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Empfohlene Zitierweise: Hasan Kaleshi, Luarasi, Petro Nini, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 48-50 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1264, abgerufen am: (Abrufdatum)

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