Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Luarasi, Kristo

 Luarasi, Kristo (Kristo Papa Stefani Luarasi), albanischer Publizist und Herausgeber, * Luarasi 15.12.1875, † Tirana 1934, Sohn eines griechisch-orthodoxen Priesters aus Luarasi.

Leben

 L. besuchte die Volksschule in Hotova, wo Petro Nini Luarasi sein Lehrer war. 1892 wurde er selbst Lehrer in seinem Heimatort. Als die türkische Regierung 1892 die albanischen Schulen schloß, ging L. nach Rumänien und begann dort 1894 in einer kleinen Druckerei zu arbeiten, wo er das Druckerhandwerk erlernte. 1897 kam er nach Sofia und gründete hier die Druckerei „Mbrothësia“ (Fortschritt), die mit der Herausgabe eines „Ditërrëfenjësi“ (Kalender, Almanach) begann, der später unter der Mitarbeit von Kosta Jani Trebicka und Midhat Frashëri in „Kalendari kombiar“ (National-Kalender) umbenannt wurde. Dieser Kalender erschien mit Unterbrechungen bis 1928; er hatte vor allem erzieherischen Charakter. In ihm wurden Beiträge zu Problemen der albanischen Sprache und des Schulwesens, zu Geschichte und Literatur, daneben aber auch Artikel zu Fragen der Geographie, Medizin, Landwirtschaft usw. abgedruckt. In Sofia gründete L. dann zusammen mit einigen Freunden die Gesellschaft „Dëshira“ (Sehnsucht). 1899 verließ er Sofia und begab sich nach Korfu, um die patriotische Aktivität der Albaner zu koordinieren. Wegen der Nachstellungen von seiten der türkischen Polizei sah er sich jedoch bald gezwungen, über Valona nach Italien zu reisen, wo er Unterredungen über eine Zusammenarbeit zwischen den italo-albanischen Gesellschaften und der Albanervereinigung von Sofia führte. Danach reiste er nach Istanbul und führte mit dort ansässigen Landsleuten Verhandlungen über die Herausgabe einer Zeitung. Als in Sofia Shahin Kolonja eintraf, begründete L. mit ihm zusammen die Zeitung „Drita“ (Licht). Diese bald verbreitetste albanische Zeitung legte besonderes Gewicht auf die Weckung des Nationalgefühls bei den Albanern. Nach der jungtürkischen Revolution versuchte L., seiner Zeitung eine andere Ausrichtung zu geben; er verlegte seine Druckerei nach Saloniki und gab dort in nicht ganz einem Jahr ca. 60 Titel heraus - Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und mehr als 10 000 Exemplare Fibeln, die er kostenlos unter den Albanern verteilen ließ. Nachdem die türkische Polizei gegen ihn Verdacht zu hegen begann, legte L. im März 1910 den Sitz seiner Druckerei nach Sofia zurück. Am 10. März 1910 begann er dort mit der Herausgabe einer neuen Zeitung „Liria e Shqipërisë“ (Die Befreiung Albaniens), in derem Programm es hieß: „Wir werden mit aller Kraft für die Verbreitung von Wissen und Nationalgefühl in unserem Volk kämpfen, damit es sich von Unwissenheit und Dunkelheit befreit. Unser Ziel ist die Verteidigung unseres Volkes und Albaniens gegen die verschiedensten Intrigen und Ungerechtigkeiten, von welcher Seite sie auch kommen sollten.“ 1921 kehrte L. nach Albanien zurück und eröffnete in Tirana die größte Druckerei zwischen den beiden Weltkriegen, die seinen Namen trug. L. starb 1934. In seiner Druckerei in Sofia wurden 37 Werke der albanischen Literatur gedruckt, unter ihnen solche von Naim und Samt Frasheri, dazu zahlreiche Lesebücher, Fibeln usw. L.s Druckerei war ein Treffpunkt der albanischen Patrioten. Es wird behauptet, daß die Maschinen für die Druckerei in Sofia von Aladro Kastriota, einem der Prätendenten auf den albanischen Thron, gekauft wurden; das ist jedoch keineswegs sicher. L. sagte zwar, daß Kastriotas Einsatz für die albanischen Belange es verlange, daß sich alle Patrioten um ihn scharten; sein Mitherausgeber Shahin Kolonja griff aber gleichzeitig den angeblichen Skanderbeg-Nachkommen deshalb an, daß er sich nur für den albanischen Thron interessiere, nicht aber für das albanische Volk und seine Erziehung. Im Zusammenhang mit L. muß auch seine Frau Polikseni (geb. Dhespoti) genannt werden, die als eine der ersten gebildeten albanischen Frauen zu gelten hat, und die uns in ihren Memoiren die wichtigsten Angaben über L. und das Wirken der „Dëshira“-Gesellschaft in Sofia hinterlassen hat.

Literatur

Luarasi, Polikseni: In: Lufta për çlirimin kombëtar në vitet 1878-1912. Kujtime veteranësh. Tiranë 1962.

Verfasser

Hasan Kaleshi (GND: 1084144948)

GND: 129936030

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd129936030.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Hasan Kaleshi, Luarasi, Kristo, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 47-48 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1263, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos