Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Mavrocordat, Constantin

Mavrocordat, Constantin (Konstantinos Mavrokordatos), Fürst der Walachei 1730, 1731-1733, 1735-1741, 1744-1748, 1756-1758, 1761-1763 und der Moldau 1733-1735, 1741-1743, 1748-1749, 1769, * Istanbul 27.02.1711, † Jassy 23.11.1769, Sohn des Nicolae M.

Leben

 M. stellte den Höhepunkt der türkisch-fanariotischen Zusammenarbeit dar. Von seinem Vater für die politische Laufbahn vorbereitet und unter Aufsicht des Professors Demetrius Procopiu Pamperis ausgebildet, wurde M. schon von früh auf in die öffentlichen Angelegenheiten eingeführt. Beim Tode seines Vaters wurde er vom Klerus und den Bojaren der Walachei zum Fürsten gewählt (September 1730), infolge der Thronentsetzung Sultan Ahmeds III. jedoch kurz nach seiner Wahl wieder entsetzt und seiner Güter verlustig. Mahmud I. erhob ihn wieder auf seinen Posten. M., der sich mit der Politik der Zusammenarbeit mit der osmanischen Pforte identifizierte, spielte eine bedeutende Rolle im Bemühen des Osmanischen Reiches, unter den von der Expansion des Habsburgischen und des Russischen Reiches geschaffenen Bedingungen die Herrschaft über die rumänischen Länder aufrechtzuerhalten. Nahezu vier Jahrzehnte lang (1730-1769) hat M. die politische Szene der Donaufürstentümer beherrscht, dank des unbegrenzten Vertrauens, das ihm die Pforte schenkte. Während seiner zehn Regierungen, abwechselnd in der Walachei und in der Moldau, entfaltete er eine breitangelegte Reformpolitik; er setzte die von seinem Vater eingeleiteten Maßnahmen fort und baute sie in der Gesamtheit der rumänischen Gesellschaft aus. Um der massiven Flucht der Bauernschaft, die vor allem von der erdrückenden Last der Steuerabgaben verursacht wurde, ein Ende zu setzen, reorganisierte M. das gesamte Steuerwesen. Die häufigen Abgaben, die in kurzen und unregelmäßigen Zeitabschnitten zu entrichten waren, wurden durch eine einzige Abgabe ersetzt, die vierteljährlich eingehoben wurde. Gleichzeitig schaffte er die Gemeinhaftung der steuerpflichtigen Bevölkerung gegenüber der Kammer ab, führte die Individualisierung der Steuerlasten ein und schränkte die Zahl der Privilegierten stark ein (1741). Die gesamte Steuerreform gründete sich auf eine genaue Bevölkerungsaufnahme. Ein noch bedeutenderer Schritt der Reformpolitik wurde von M. durch die staatliche Kontrolle der Beziehungen zwischen Gutsbesitzern und Bauern verwirklicht; am 16. August 1746 hob er in der Walachei und am 17. April 1749 in der Moldau die Leibeigenschaft auf und war in dieser Hinsicht ein Vorkämpfer in Osteuropa. Infolge dieser Maßnahmen waren alle Bauern auf den Gütern der Bojaren und der Kirche demselben einheitlichen Regime von Verpflichtungen gegenüber den Grundbesitzern untergeordnet, das durch Urbarialreglementierungen festgelegt wurde. Die Steuerreform und die sozialen Reformen M.s wurden durch eine Reihe administrativer Reformen ergänzt, deren wichtigste die Entlohnung der Mitglieder des Staats- und Justizapparates war. Die von M. verwirklichten Reformen hatten zum Großteil die Maßnahmen zum Vorbild, die die österreichische Verwaltung in Oltenien (1718-1739) durchgeführt hatte, und die die Politik des aufklärerischen Absolutismus ankündigen. Die Verwirklichung der Reformen wurde durch die Geld- und Naturalforderungen der Pforte ständig behindert, die die Grundlagen der Steuerreform selbst unterminierten. Der Wortlaut der Reform ist in französischer Übersetzung im Mercure de France kurz nach ihrer Inkrafttretung veröffentlicht worden. M. hat sich um die Entwicklung des Unterrichts besonders bemüht; er baute die Akademien in Bukarest und Jassy sowie die Schulen in der Provinz aus. Um die nötigen Kader für die Staatsverwaltung heranzubilden, verpflichtete er die Bojarensöhne, die Schulen zu besuchen und schickte sogar einige zum Studium ins Ausland, nach Istanbul und Venedig. Außenpolitisch fiel in M.s Regierungszeit nach dem Frieden von Belgrad (18.09.1739) die Rückgliederung Olteniens an die Walachei. Ein Jahr nach Ausbruch des russisch-türkischen Krieges von 1768 bis 1774 wurde M. von den Russen gefangengenommen und starb kurze Zeit danach.

Literatur

Stourdza, Alexandre A. C.: L’Europe orientale et la rôle historique des Maurocordatos (1660-1830). Paris 1913.
Iorga, Nicolae: Le despotisme éclairé dans les pays roumains au XVIII-e siècle. In: Bulletin of the International Committe of Historical Sciences 9 (1937) 101-115.
Brâtianu, Gheorghe I.: Două veacuri de la reforma lui Constantin Mavrocordat, 1746-1946. In: Analele Academiei Române, Memoriile Secţiunii istorice, ser. III, tom. XXIX (1946/47) 391-461.
Corivan, N. : Aplicarea aşezămîntului fiscal al lui Constantin Mavrocordat cu privire la perceperea birului (1741-1743). In: Studii şi cercetări ştiinţifice. Iaşi. Ser. 3. Ştiinţe sociale. 6 (1955) 3/4, 51-76.
Papacostea, Şerban: La grande charte de Constantin Mavrocordato (1741) et les réformes en Valachie et en Moldavie (1741). In: Symposium l’Epoque phanariote 21-25 Octobre 1970. Thessaloniki 1974, 365-376.
Armbruster, Adolf: Historiographische Beziehungen zwischen der Moldau und Kronstadt zur Zeit des Fürsten Constantin Maurocordatos (1742-1743). In: Rev. Ét. sud-est europ. 13 (1975) 51-75, 209-229.

Verfasser

Şerban Papacostea (GND: 121331083)


GND: 121153037

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Empfohlene Zitierweise: Şerban Papacostea, Mavrocordat, Constantin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 121-123 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1309, abgerufen am: (Abrufdatum)

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