Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Kunturiotis, Pavlos
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Kunturiotis, Pavlos

Kunturiotis, Pavlos, griechischer Offizier und Staatsmann, * Hydra 9.04.1855, † Palaion Phaliron (bei Athen) 24.08.1935, Abkömmling der alten hydriotischen Reederfamilie K.

Leben

 K. schlug die Seeoffizierslaufbahn ein. 1905 war er Adjutant König Georgs I. Beim Ausbruch des ersten Balkankrieges im Oktober 1912 übernahm er im Range eines Konteradmirals das Kommando über das Gros der griechischen Streitkräfte. Diesen hatte der im November 1909 erfolgte, durch großzügige Spenden des aus Metsovon stammenden reichen Alexandria-Griechen Georgios Averof ermöglichte Ankauf des erst 1910 in Livorno vom Stapel gelaufenen modernen Panzerkreuzers „Georgios Averof“ eine leichte Überlegenheit über die türkische Flotte gegeben, deren stärkste Schifte die beiden im Sommer 1910 in Deutschland gekauften Panzerschiffe „Barbarossa Hayreddin“ und „Turgut Reis“ waren, die bereits im Jahre 1891 gebaut worden waren. Bereits am 20. und 21. Oktober 1912 besetzte Admiral K. die Inseln Tenedos und Limnos und blockierte die türkische Flotte in den Dardanellen, außerdem den Golf von Smyrna (Izmir). Damit war die griechische Seeherrschaft gesichert und jede Verstärkung der in Mazedonien kämpfenden türkischen Truppen auf dem Seeweg unmöglich gemacht. Auch die Besetzung der sonstigen bis dahin noch zur Türkei gehörenden Ägäisinseln war nunmehr durchführbar, wobei es nur auf Lesbos (Myti- lene) und Chios zu nennenswerten Kampfhandlungen kam. Am 3. Dezember 1912 und am 5. Januar 1913 lieferte K. der türkischen Flotte am Ausgang der Dardanellen zwei erfolgreiche Seegefechte, wobei er das feindliche Gros zum Rückzug in die Meerenge zwang. Doch gelang es dem kleinen Kreuzer „Hamidije“ unter Führung von Kapitän Rauf Bey, in die Ägäis durchzubrechen, wo er einen erfolgreichen Kreuzerkrieg führte. 1915/16 bekleidete K. das Amt des Marineministers, wobei er gegen die von König Konstantin betriebene Politik der griechischen Neutralität im Ersten Weltkrieg opponierte. Nach der Ankunft von Elejtherios Venizelos in Thessaloniki am 9. Oktober 1916 führte er mit diesem und General Panajotis Danglis die Gegenregierung der „Nationalen Verteidigung“. Nach der Abdankung König Konstantins am 12. Juni 1917 übernahm er erneut das Marineministerium (bis 1919). Während des griechischtürkischen Krieges 1919-1922 konnte sich jedoch die nunmehr völlig unbestrittene griechische Überlegenheit zur See nur dadurch auswirken, daß sie in der Schlußphase des Krieges den Türken jeden Übergang auf eine der ägäischen Inseln unmöglich machte. Nach dem Tode des Königs Alexander am 25. Oktober 1920 bekleidete K. für einige Wochen das Amt des Vizekönigs, das er nach der zweiten Abdankung von König Konstantin (27.09.1922) erneut übernahm. Nach der Ausrufung der Republik am 25. März 1924 wurde er Staatspräsident und blieb es mit Ausnahme der Monate März bis August 1926, in denen General Theodoros Pangalos diktatorisch regierte, bis zum 10. Dezember 1929. Am 15. Dezember wurde dann Alexandros Zaimis Staatspräsident.

Literatur

Rohde, Hans: Die Ereignisse zur See und das Zusammenwirken von Heer und Flotte im Balkankrieg 1912/13. Berlin 1914.
Frangoulis, Antoine F.: La Grèce et la crise mondiale. 2 Bde. Paris 1926.
Aspreas, Georgios: Politiki istoria tis neoteras Ellados. 1821-1921. Bd 1. Athen 1930(2).
Kordatos, Janis: Istoria tis neoteras Ellados. Bd 5. Athen 1957/58.


GND: 119376202

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Empfohlene Zitierweise: Friedrich Karl Kienitz, Kunturiotis, Pavlos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 532-533 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1218, abgerufen am: (Abrufdatum)

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