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Mustafa III., osmanischer Sultan 1757-1774, * Istanbul 28.01.1717, † ebd. 21.01.1774, Sohn Sultan Ahmeds III.
Leben
Über die ersten 40 Jahre von M.s Leben ist wegen seiner Abgeschlossenheit im Palast wenig bekannt; sein Interesse für die Medizin soll ihm bei Vergiftungsversuchen mehrfach das Leben gerettet haben, seine Abhängigkeit von der Astrologie ließ ihn bei jedem Problem die „glücklichste Zeit“ suchen. Am 30. Oktober 1757 gelangte er durch den natürlichen Tod seines Onkels Osman III. auf den Thron und bemühte sich zusammen mit dem Großwesir Koca Ragıb Pascha (bis 1763) um eine Finanzreform, die keinen Erfolg hatte, und um Verbesserungen im Militär- und Marinewesen, die wegen des Widerstandes der Janitscharen nur vorsichtig und teilweise im Geheimen durchgeführt werden mußten, unterstützt von dem französischen Offizier François Baron de Tott. Auch gegen den wachsenden Einfluß der lokalen Gewalten war M. machtlos. Die Reiseberichte der Gesandten, die er in die verschiedenen europäischen Hauptstädte geschickt hatte, wurden aufmerksam gelesen, doch eigene hochfliegende Pläne wie der Bau eines Suezkanals und der eines Sakaryakanals wurden nicht verwirklicht; nur für Istanbul konnten nach Erdbeben und Feuersbrünsten einige bescheidenere Vorhaben realisiert werden. Die Friedenspolitik der Vorgänger wurde von M. zuerst fortgesetzt; Friedrich II. von Preußen gelang es nicht, die Türkei auf seiner Seite in den Siebenjährigen Krieg zu ziehen. Auch mit Rußland wurde der Friede zunächst gewahrt, obwohl M. selbst ein Gegner seines nördlichen Nachbarn war und auf eine Gelegenheit zur Kriegserklärung wartete. Die Russen ihrerseits verstärkten den Druck auf Georgien und die Krim und schickten Agenten nach Montenegro. Schließlich wurden Hilfegesuche aus Polen und diverse Grenzverletzungen zum Anlaß genommen, an den russischen Gesandten in Istanbul Aleksej Michajlovič Obreskov unerfüllbare Forderungen zu richten, ihn und sein Gefolge zu verhaften und Katharina II. den Krieg zu erklären (03.10.1768). Eine englische Vermittlung wurde abgelehnt, und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Zwar wurden die Russen bei der von den Osmanen besetzten Festung Chotin (Hotin) geschlagen (14.07.1769), doch konnten die Türken am Dnestr nichts ausrichten, mußten Chotin aufgeben und sich in die Dobrudscha zurückziehen. Am 1. August 1770 wurden sie erneut an der unteren Donau bei Kartal gegenüber von Isaccea (Isakçi) geschlagen, während russische Kriegsschiffe, von Kronstadt über Gibraltar segelnd, im März 1770 vor Koroni (Koron) erschienen und die Griechen der Morea zum Aufstand veranlaßten. Die überlebenden Türken flohen nach Tripolis (Tripoliçe), konnten sich jedoch halten, den Aufstand niederschlagen und die zahlenmäßig schwachen Russen am 7. Juni zur Räumung der Halbinsel zwingen. Genau einen Monat später wurde die osmanische Flotte im Hafen von Çeşme gegenüber der Insel Chios völlig vernichtet. Friedensgespräche unter Vermittlung Preußens und Österreichs blieben zunächst weiterhin erfolglos, doch wurde mit Österreich nach längeren Verhandlungen am 6. Juli 1771 eine Konvention geschlossen, wonach der Pforte gegen Zahlung von Subsidien und Abtretung der Kleinen Walachei der eigene Besitzstand und die Aufrechterhaltung der polnischen Freiheiten zugesagt wurden. Im gleichen Jahr eroberten die Russen die Krim; der Khan Selim Giray III. floh nach Istanbul, der osmanische Befehlshaber Ibrahim Pascha wurde gefangengenommen. Auf dem Balkan zogen sich die Türken nach Niederlagen bei Babadag (Babadağı) und in der Walachei auf das Gebiet um Šumen (Şumnu) zurück. Die russische Flotte im Mittelmeer, die ihre Basis auf der Insel Paros hatte, suchte auf örtliche Bewegungen in Syrien und Ägypten Einfluß zu nehmen; am 22. Juni 1772 gingen sogar russische Soldaten für drei Tage in Beirut an Land. Der erste Waffenstillstand war bereits am 30. Mai 1772 in Giurgiu (Yergöği) unterzeichnet worden, und Friedensverhandlungen wurden im August in Focşani aufgenommen und im November in Bukarest fortgeführt. Sie blieben ergebnislos, der Kampf begann noch einmal im März 1773, die Türken konnten Silistra und Varna halten, wurden aber bei Kozludža (Kozluca; heute Suvorovo) geschlagen. Das Ende des von ihm begonnenen Krieges sollte M. nicht mehr erleben; er starb noch vor der endgültigen osmanischen Niederlage gebrochen an einem Schlaganfall.
Literatur
Baron de Tott: Mémoires sur les Turcs et les Tartares. 2 Bde. Amsterdam 1784.
Vasıf, Ahmed: Mahasin ül-âsâr ve haka’ik ul-ahbar. 2 Bde. Bulaq 1246/1830/1.
Hammer: Bd 10.
Zinkeisen: Bd 5.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: Osmanlı tarihi. Bd 4, T. 1-2. Ankara 1956/59.
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