Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Nenadović, Jakov
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Nenadović, Jakov

Nenadović, Jakov, Woiwode im ersten serbisdien Aufstand, * Brankovina (bei Valjevo) 1765, † Belgrad 1836, Sohn des Stefan N.

Leben

Nach der Ermordung seines Bruders Aleksa, des Knezen von Valjevo, durch die Türken (23.01.1804), übernahm N. die weiteren Vorbereitungen für die Erhebung der Serben, stellte in der Folge eines der stärksten Truppenkontingente in Westserbien und zeichnete mit seinem Neffen Matija N. vor allem für den Aufstand in den Nahijen von Valjevo und Šabac verantwortlich. Er bemühte sich auch intensiv um die Versorgung der serbischen Einheiten mit Waffen und Munition. Von seinen Aktionen sind am bedeutendsten die Einnahmen der Nahijen von Sokol, Užice (Titovo-Užice), Šabac und Valjevo (1804/05), womit er vier der wichtigsten Nahijen Westserbiens beherrschte und neben Karadjordje zur führenden Persönlichkeit im Freiheitskampf avancierte. N. fühlte sich schließlich als selbständiger Herrscher zwischen Kolubara und Drina und negierte die Stellung Karadjordjes als Beherrscher des gesamten befreiten Gebietes. Um dessen Macht einzuengen, schuf er auf russischen Vorschlag zusammen mit seinem Neffen Matija N. und Božidar Grujović im Jahre 1805 den „Praviteljstvujušči Sovjet“, in der Absicht, eine richtige Zentralgewalt einzurichten. In der ersten Zeit übte der Sovjet die Funktionen eines Gerichtshofes und der obersten Verwaltungsstelle aus und erweiterte in der Folge trotz Rücksichtnahme auf die persönlichen Angelegenheiten der Woiwoden seinen Einfluß und Machtbereich ständig und war unter anderem auch bald für die Staatsfinanzen zuständig. Als die Türken im Jahre 1806 mit stärkeren Kräften aus Bosnien nach Westserbien vordrangen und N. zurückweichen mußte, sah er sich genötigt, Karadjordje um Unterstützung zu bitten, der am 13. August 1806 an der Mišar einen glänzenden Sieg errang und im Anschluß durch die Ernennung ihm ergebener lokaler Kommandanten im Gebiet des Gegners seine Stellung festigen konnte. In den folgenden Jahren führte N. einen aktiven Kampf gegen Karadjordje und wurde hierin vor allem von Milenko Stojković und Petar Dobrnjac unterstützt, wobei im Hintergrund der russische Agent Konstantin Konstantinovič Rodofinikin stand. Im Zusammenhang mit der schwierigen Lage im Jahre 1809 sah sich Karadjordje aber veranlaßt, gegenüber der Opposition einzulenken und ließ den Vorsitzenden des Sovjet Mladen Milovanović durch N. ablösen, der aber diesem Amte nicht gewachsen war, nach kurzer Zeit auf den Posten verzichtete und sich wieder der Verteidigung der serbischen Grenzen widmete. Die Vermählung seines Sohnes Jevrem mit der Tochter Milovanovićs setzte dann gewissermaßen den Schlußpunkt unter die oppositionelle Einstellungs N.s, der schließlich auch die von Karadjordje 1811 durchgeführte Verwaltungsreform billigte, wodurch der bisherige Sovjet in sechs Ministerien umgewandelt wurde. Zum ersten Leiter (popečitelj) des Innenministeriums wurde N. ernannt. Bedeutung erlangte N. noch durch zwei wichtige diplomatische Missionen: 1. Zu Beginn des Jahres 1812 legte er zusammen mit Sima Marković in St. Petersburg Zar Alexander I. die Wünsche des serbischen Volkes im Falle eines Friedensschlusses Rußlands mit der Pforte vor. 2. Im Sommer 1812 war er - auf Beschluß der von Karadjordje am 29. Juli 1812 nach Topola einberufenen Skupština - in Bukarest bei Admiral Pavel Vasil’evič Čičagov, den er um Unterstützung gegen die Serbien betreffenden Beschlüsse des inzwischen abgeschlossenen Friedensvertrages (Bukarest 28.05.1812) bat. Nach der Katastrophe von 1813 ging N. zuerst nach Österreich, dann nach Bessarabien, von wo er 1831 nach Serbien zurückkehrte, ohne in der Folge im politischen Leben eine Rolle zu spielen.

Literatur

Memoari prote Matije Nenadovića. Hrsg. Ljubomir Nenadović. Beograd 1867.
Nenadović, Konstantin N.: Život i dela velikog Djordja Petrovića Kara Djordja. .. i život njegovi vojvoda i junaka. Bd 2. U Beču 1884 (Nachdruck Beograd 1971), 328-362.
Arsenijević-Batalaka, Lazar: Istorija srpskog ustanka. 2 Bde. Beograd 1898/99.
Kállay, Benjamin von: Die Geschichte des serbischen Aufstandes 1807-1810. Wien 1910.
Novaković, Stojan: Die Wiedergeburt des serbischen Staates (1804-1813). Sarajevo 1912. = Zur Kunde der Balkanhalbinsel. II. Quellen und Forschungen. 3.
Drašković, Rad. M.: Nenadovići iz Brankovine. In: Istorijski glasnik (1967) 123-142.

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)


GND: 1106272579

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/1106272579

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Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Nenadović, Jakov, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 307-308 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1446, abgerufen am: (Abrufdatum)

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