Theophylaktos, Erzbischof von Ochrid (Achrida) um 1090 (1088?)-1108/9, * Euboia vor 1050, † Ochrid 1108/9.
Leben
Th. war ein Schüler des Michael Psellos, Diakon der Hagia Sophia, und lehrte im Auftrag des Patriarchats Rhetorik. Als Erzieher des Kronprinzen Konstantin, des Sohnes Michaels VII., verfaßte er einen Fürstenspiegel (Paideia basilikè). Seine Ernennung zum Erzbischof von Ochrid empfand er beinahe als eine Verbannung in barbarisches Gebiet. Trotzdem entfaltete er eine rege Tätigkeit. Er bemühte sich, sein bulgarisches Bistum kulturell und kirchlich an Byzanz zu binden, setzte sich aber auch ein, um seine Herde gegen Übergriffe der byzantischen Steuerverwalter und Lokalmagistraten zu schützen. Obgleich er das Griechische als offizielle Kirchensprache vorschrieb, ließ er doch auch die Benutzung der alt-kirchenslawischen Übersetzungen aus dem 9. Jh. zu. Für die Kenntnis der älteren bulgarischen Geschichte nach der Landnahme ist seine Passion der 15 Märtyrer von Tiberiopolis (Strumica) unter Julian Apostata, für die der Christianisierung der Slawen seine Vita des Klemens von Ochrid von Bedeutung. Aufschlußreiches Material zur Geschichte seiner Zeit, insbesondere für die politischen und kirchlichen Beziehungen zwischen Bulgarien und Byzanz enthält sein umfangreicher Briefwechsel (130 Briefe) mit hohen Persönlichkeiten in Konstantinopel, mit seinen Suffraganbischöfen u. a. Gegenüber der lateinischen Kirche nahm Th. eine gemäßigte Haltung ein. In einer Schrift über die Anschuldigungen gegen die Lateiner erklärte er die Vorwürfe hinsichtlich des Zölibats und des Gebrauchs ungesäuerten Brotes für unerheblich, lehnte aber den päpstlichen Primatanspruch und das filioque ab. Im übrigen machte er die lateinische Sprache für mangelhafte theologische Ausdrucksweisen der westlichen Kirche verantwortlich.
Th. war ein fruchtbarer Schriftsteller. Außer den bereits genannten Werken hinterließ er vor allem Bibelkommentare (zu Osee, Habacuc, Jonas, Nahum, Micheas, den Psalmen und allen Büchern des Neuen Testaments mit Ausnahme der Apokalypse), die allerdings kaum eigene Gedanken des Autors enthalten, Homilien und eine Lobrede auf Kaiser Alexios I. Komnenos. Der größte Teil der Werke des Th. erschien in vier Bänden 1864/79 in Paris (Theophylacti Bulgariae archiepiscopi opera).
Literatur
Xanalatos, Diogenes A.: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Makedoniens im Mittelalter, hauptsächlich auf Grund der Briefe des Erzbischofs Theophylaktos von Achrida. (Diss.) München 1937.
Leroy-Molinghen, A. : Prolégomènes à une édition critique des lettres de Théophylacte de Bulgarie. In: Byzantion 13 (1938) 253-262.
Leib, Bernard: La Paideia Vasiliki de Théophylacte, archevêque de Bulgarie et sa contribution à l’histoire de la fin du XIe siècle. In: Rev. Ét. byzant. 11 (1953) 197-204.
Moravcsik: Bd 1, 537-539.
Gautier, Paul: Le discours de Théophylacte de Bulgarie à l’autocrator Alexis Ier Comnène (6 janvier 1088). In: Rev. Ét. byzant. 20 (1962) 93-130.
Ders.: L’épiscopat de Théophylacte Héphaistos archevêque de Bulgarie. In: ebd. 21 (1963) 159-178.
Katičić, Radoslav: Korespondencija Teofilakta Ohridskog kao izvor za historiju srednjovjekovne Makedonije. In: Zborn. Rad. vizant. Inst. 8 (1964) 2, 177-189.
Dragova, N.: Starobŭlgarskite izvori na žitieto na petnadesette tiveriupolski mŭčenici ot Teofilakt Ochridski. In: Studia Balcanica. Bd 2. Proučvanija po slučaj vtorija meždunaroden kongres po balkanistika. Sofija 1970, 105-131.
Maslev, Stojan: Les lettres de Théophylacte de Bulgarie à Nicéphore Mélissènos. In: Rev. Ét. byzant. 30 (1972) 179-186.
Theophylacti Achridensis . . . scripta ad historiam Bulgariae pertinentia. Studia in scriptis ... relictis elab. St. Jv. Maslev. Sofija 1974. = Fontes graeci historiae bulgaricae. IX/1.