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Ali Pascha, Çandarlızade, osmanischer Großwesir 1387-1406; † Ankara 18.12.1406.
Leben
Wie vor ihm sein Vater Halil Pascha und nach ihm sein Bruder und seine Neffen stieg A. über das Kadi-Amt zum Kadiasker auf, wurde Wesir und Großwesir. Noch Kadiasker, vielleicht auch schon Wesir, war er gerade mit Murad I. gegen Karaman aufgebrochen, als sein Vater, der zur Sicherung Rumeliens zurückgeblieben war, 1387 in Serres starb. A. rückte in die erstmals in dessen Person vereinigten administrativ-politischen und militärischen Aufgaben des Großwesirs ein. Er hatte Teil am karamanischen Krieg, Sieg und Vertrag. Im folgenden Jahr (1388) eroberte er in raschen Zügen Tŭrnovo, Pravad und andere Städte Ostbulgariens, womit er den gefährlichen Flankengegner Bulgarien aus der antiosmanischen Balkanallianz herausbrach, eine wesentliche Grundlage für den Erfolg gegen die Serben und ihre Verbündeten auf dem Amselfeld (Kosovo polje) im Sommer 1389.
Als Bayezid I. noch auf dem Schlachtfeld die Nachfolge seines ermordeten Vaters antrat, beließ er den Großwesir im Amte. A. hatte selbständiges Urteil, wagte Widerspruch und hintertrieb notfalls raffiniert voreilige Sultansentschlüsse. Von ihm soll der Sultan aber auch das Trinken und andere Laster angenommen haben. Er schuf die Institution der Içoğlanları, aus der später die führenden Staatsdiener kommen sollten, baute die Çerehor-Truppe aus und ging mit einer Gebührenordnung gegen die Bestechlichkeit der Kadis vor. Er zog mit Bayezid gegen Bosnien und Griechenland, führte Einfälle in die Walachei an und war maßgeblich an der Blockade Konstantinopels (nach 1391) beteiligt. Timurs Erscheinen rettete Rest-Byzanz, denn Bayezid mußte sich ihm in Anatolien entgegenstellen. A. und andere rieten zu vorsichtigem Vorgehen unter Vermeidung einer Feldschlacht, aber der ungestüme, erfolgverwöhnte Sultan entschied sich für die Konfrontation. Als A. die Schlacht (Ankara 1402) verloren sah, rettete er Süleyman, den ältesten Prinzen, nach Rumelien, das dieser als sein Erbe und eine Basis für die Wiederangliederung der verlorenen Reichsteile übernahm. Es gelang ihm, die anatolischen Herrschaftsbereiche seiner Brüder bis zur Linie Ankara-Ägäis zurückzudrängen. Vier Jahre lang stand A. als Großwesir mit seinem ganzen politischen, militärischen und diplomatischen Geschick hinter dem feiernden, zechenden Süleyman; als er starb, begann Süleymans Niedergang.
Literatur
Babinger, Franz (Hrsg.): Die frühosmanischen Jahrbücher des Urudsch. Hannover 1925. = Quellenwerke des islamischen Schrifttums. 2.
Taeschner, Franz und Wittek, Paul: Die Vezirfamilie der Gandarlyzâde (14./15. Jh.) und ihre Denkmäler. In: Der Islam 18 (1929) 60-115.
Giese, Friedrich (Hrsg.): Die altosmanische Chronik des ‘šiḳpašazâde. Leipzig 1929.
Menzel, Theodor und Franz Taeschner (Hrsg.): Gihânnümâ. Die altosmanische Chronik des Mevlânâ Meḥemmed Neschrî. Bd 1. Leipzig 1951.
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