Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Dózsa, György
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Dózsa, György

Dózsa, György, Anführer des ungarischen Bauernkrieges 1514, * Dálnok um 1470, † Temeschwar 20. (?) VII. 1514.

Leben

Von D.s Herkunft und Jugendzeit ist über seine szeklerische Abstammung hinaus, aus der sich auch sein zweiter Name György Székely erklärt, nichts bekannt. Für seinen Sieg im Zweikampf über einen Türken wurde D. im Februar 1514 geadelt. In dem durch päpstliche Bulle vom Kanzler und Erzbischof Tamás Bakócz ausgerufenen Kreuzzug gegen die Osmanen, der sowohl von den gesellschaftlichen Widersprüchen in Ungarn ablenken als auch Bakócz' kirchlichen Ambitionen dienen sollte, wurde D. an die Spitze des Kreuzzugheeres gestellt. Der Aufstellung dieses Bauernheeres widersetzte sich ein großer Teil des ungarischen Hochadels; dieser übte angesichts des zunehmenden Mangels an landwirtschaftlichen Arbeitskräften gegen seine Hintersassen Repressalien aus, die teilweise zu einer noch stärkeren Flucht der Bauern zum Kreuzzugheer führten und die aufrührerische Stimmung in dem noch bei Pest versammelten Heere D.s schürten. Als Wladislaw II. das Heer vergeblich zur Belagerung von Knin aufforderte und darauf am 15. Mai 1514 die Auflösung des Heerlagers befahl, zog D. mit dem Heer nach Cegléd, wo er am 18. Mai mit seiner „Cegléder Rede“ als Untertan des Königs von Ungarn den offenen und bewaffneten Kampf gegen die Feudalherren forderte. Von dort zog das Heer unter der Führung D.s weiter nach Süden und besiegte am 26. Mai bei Nagylak ein Heer der Feudalherren unter der Leitung von István Báthory. Der Bischof Miklós Csáky und der Schatzmeister István Telegdi wurden von den Aufständischen gefangen genommen und gepfählt. Nach der Einnahme von Arad und Lippa begann das Bauernheer am 16. Juni vergeblich, die Festung Temeschwar zu belagern, in die sich István Báthory geflüchtet hatte. Unterdessen näherte sich aus Siebenbürgen ein adliges Entsatzheer unter der Führung von János Szapolyai, das das Bauernheer bei Temeschwar besiegte und D. sowie dessen jüngeren Bruder Gergely gefangen nahm. Nach qualvollen Folterungen auf einem glühenden Eisenthron wurde D. grausam hingerichtet.
Anfänglich noch mit Anerkennung des ungarischen Königs nach der gesellschaftlichen Gleichberechtigung der „Jobbagyen und Bürger“ sowie des niederen Klerus strebend, entwickelte sich der Bauernkrieg zur radikalen Infragestellung des ungarischen Feudalsystems, wobei weniger der Heerführer D. als Lőrinc Mészáros der Ideologe des Aufstandes war; sein Konzept stand dem der böhmischen Taboriten und der deutschen Chiliasten nahe; wahrscheinlich war er auch der Verfasser der Cegléder Rede mit ihren egalitären Forderungen gegenüber den Baronen und Prälaten. Der Mißerfolg des von D. geführten Bauernaufstandes hatte nicht nur die Einführung der „zweiten Leibeigenschaft“ zur Folge, sondern beeinflußte auch besonders die Abfassung der von István Werbőczy zusammengestellten Gesetzessammlung (Tripartitum), die bis in das 19. Jh. praktisch gültige Festlegung der Adelsvorredite gegenüber den im wesentlichen rechtlosen Leibeigenen.

Literatur

Márki, Sándor: Dózsa György. Budapest 1913.
Székely, György: A Dózsa-parasztháború ideológiájához. In: Századok 95 (1961) 473-506.
Barta, Gábor és Fekete Nagy Antal: Parasztháború 1514-ben. Budapest 1973.

Verfasser

Karl Nehring (GND: 170892018)

GND: 119311291

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119311291.html


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Empfohlene Zitierweise: Karl Nehring , Dózsa, György, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 423-424 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=749, abgerufen am: (Abrufdatum)

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