Dudich (kroatisch Dudić, ungarisch Dudith), Andreas, ungarischer Bischof, Humanist und Diplomat, * Ofen 16.02.1533, † Breslau 23.02.1589, väterlicherseits Nachkomme des kroatischen Adelsgeschlechts der Dudić von Orehovica, mütterlicherseits aus der italienischen Adelsfamilie der Sbardellati.
Leben
D. begann - nach ersten Anfängen in Breslau - sein Studium der Humaniora, der Philosophie und der Rechtswissenschaften in Verona, wo er die Aufmerksamkeit des Kardinals Reginald Pole auf sich lenkte, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. In Verona setzte D. seine Studien zusammen mit István Báthory fort, bis er 1553/1554 den Kardinal Pole an den englischen Hof begleitete. Solange Karl V. es verstand, diese Mission des Papstes in Brüssel aufzuhalten, studierte D. in Paris neben Griechisch und Hebräisch auch andere orientalische Sprachen. Bevor D. 1560 nach Ungarn zurückkehrte, hielt er sich in Italien und Frankreich auf, wo er neben theologischen Schriften Übersetzungen schwieriger griechischer Texte verfaßte. Auch infolge seiner Redekunst errang D. allgemeine Anerkennung unter den zeitgenössischen Humanisten und die Gunst von Cosimo und Katharina Medici.
Seine kirchliche Karriere begann D. als Kanonikus bzw. ab 1561 als Probst von Gran. Zugleich mit seiner Ernennung zum Bischof von Knin (1562) - ihr folgte bald die Ernennung zum Bischof von Csanád und 1563 von Fünfkirchen - wurde D. zusammen mit dem Bischof von Csanád János Kolosvári beauftragt, den ungarischen Klerus auf dem Konzil von Trient zu vertreten. In Trient trat er besonders für die Kommunion in beider Gestalt und für die Aufhebung des Zölibats ein. Sein kirchenreformerischer Eifer zusammen mit einer brillanten, z. T. spöttischen Rhetorik führte 1563 zu seiner Entsendung an den kaiserlichen Hof, von wo er nicht mehr nach Trient zurückkehrte.
Auch während des Konzils setzte D. seine schriftstellerische und wissenschaftliche Arbeit fort; darunter gelangten die Übersetzung und Erweiterung der von Ludovico Beccatelli verfaßten Biographie des Kardinals Reginald Pole (Vita Reginaldi Poli... Venedig 1563, 2. Aufl. London 1690) sowie einzelne von D. auf dem Konzil gehaltene Reden in Venedig zum Druck.
Im Auftrag von Kaiser Maximilian II. wurde D. in den folgenden Jahren mit mehreren diplomatischen Missionen nach Polen beauftragt, bis er 1567 sein Bistum aufgab, aus der Kirche austrat und in Polen die Hofdame Regina von Strass heiratete. Ob D. zum protestantischen Glauben übertrat, ist umstritten. Bis zu seinem Lebensende ließ D. sich in Breslau nieder, wo er sich überwiegend mit mathematischen und astronomischen Fragen beschäftigte und dem zeitgenössischen astrologischen Aberglauben mit seinen Schriften entgegentrat.
D. war im umfassenden Sinn ein humanistischer Polyhistor, der wegen seines scharfen Intellekts, seiner Rhetorik und seiner umfangreichen Sprachkenntnisse an den bedeutendsten europäischen Höfen bekannt war und schon bei seinen Zeitgenossen zum Gegenstand zahlreicher Abhandlungen wurde.
Literatur
Juhász, Coloman: Andreas Dudich. Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus und der Gegenreformation. In: Hist. Jb. 55 (1935) 55-74.
Trencsényi-Waldapfel, Imre: Erasmus és magyar barátai. Budapest 1941.
Bazala, Vladimir: Andria Dudić (1533-1589). Zagreb 1951.