Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Fronius, Michael Traugott von

Fronius, Michael Traugott von, siebenbürgisch-sächsischer Politiker, * Kronstadt 31.10. 1727, † Halmagen (Repser Stuhl) 28.06.1799, aus einer angesehenen Kronstädter Beamtenfamilie; sein Vater hatte als Ratsherr verschiedene Ämter, u. a. des Stadthannen inne.

Leben

Dem Beispiel des Vaters folgend mußte sich auch F. nach seinem Studium in Jena und Halle im damals außerordentlich verzweigten System der städtischen Beamtenlaufbahn hinaufdienen. 1751 begann er seine Amtstätigkeit als Kassier bei der Kronstädter Steuerkasse und arbeitete in der Folgezeit als Amanuensis und Sekretär-Aktuar (Unterbeamter) in verschiedenen Abteilungen der städtischen Verwaltung. 1758 wurde ihm das Amt eines Vizenotars zugewiesen, 1762 stieg er zum Notar auf und führte als solcher die Protokolle über die Sitzungen des Magistrats (Ratskollegium, Innerer Rat) und der Kommunität (Hundertmannschaft, Großer Rat). Daneben erledigte er bis 1763 die Aufgaben eines Aktuars der Sanitätskommission, deren Beisitzer er 1770 wurde. Seit 1763 hatte er als Senator (Ratsherr) Sitz und Stimme im Magistrat. 1768 wurde ihm als Allodial-Perzeptor (Stadtbuchhalter) das Rechnungswesen der Stadt unterstellt. 1772 übernahm er als Allodial-Inspektor die Revision der sächsischen Allodialrechnungen in Hermannstadt, weil der kränkliche Comes Samuel von Baußnern diese Aufgabe nicht allein bewältigte. 1778 bewährte sich F. bei der Aufstellung einer Freiwilligentruppe (137 Reiter aus Kronstadt) für den Bayerischen Erbfolgekrieg. Im Herbst 1778 wurde F. durch ein Dekret, das die Ergebnisse der Magistratswahl vom Frühjahr desselben Jahres aufhob, zum Stadthannen von Kronstadt ernannt. In dieser Stellung des zweithöchsten Beamten der Stadt übernahm er u. a. die Aufsicht über das Spitalwesen. 1780 wurde er auf Vorschlag Samuel von Brukenthals in den Adelsstand erhoben. 1782 wurde er wegen Erkrankung des Stadtrichters (Bürgermeisters) vorläufig mit dessen Agenden betraut; 1783 trat er als gewählter Stadtrichter offiziell an die Spitze des Kronstädter Gemeinwesens. Joseph II., der auf seinen drei Reisen nach Siebenbürgen (1773, 1783, 1786) in Kronstadt bei F. Quartier nahm und seine sachlich-kühle Art schätzte („scheinet ein ausnehmend geschicktes Subjekt...“), ernannte ihn 1786 zum Gubernialrat. Damit trat er in den Dienst der Landes Verwaltung Siebenbürgens über. Die Reformen des Kaisers, die für Siebenbürgen in der Aufhebung der Landesverfassung gipfelten, nötigten F. vorübergehend, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Nach dem Restitutionsedikt von 1790, das für Ungarn die meisten Reformen wieder aufhob und den Stand vor 1780 wiederherstellen sollte, kehrte F. in die Stadtverwaltung zurück und war noch 9 Jahre lang Stadtrichter.
In einer Zeit, in der mit Denkschriften an Gubernium und Hofkanzlei Geschickte gemacht wurde und in der die hohen weltlichen Beamten wetteiferten, mit wissenschaftlichen Sammelarbeiten über die ererbten Rechte der Siebenbürger Sachsen hervorzutreten, sah sich auch F. veranlaßt, unter dem Eindruck der josephinischen Reformen Rechtsfragen der Sachsen schriftlich zu behandeln. Sein Buch „Über das ausschließende Bürgerrecht der Sachsen in Siebenbürgen auf ihren Grund und Boden“ erschien 1792 in Wien. Bei seiner Nation scheint F. mit seiner politischen Tätigkeit wenig Anklang gefunden zu haben, so daß er als übervorsichtiger, kontaktarmer und überdies habsüchtiger Fürstendiener in die sächsische Geschichtsschreibung eingegangen ist.

Literatur

Herrmann, Georg Michael Gottlieb von: Das alte und neue Kronstadt. Ein Beitrag zur Geschichte Siebenbürgens im 18. Jh. Bearb. Oscar von Meltzl. 2 Bde. Hermannstadt 1883.
Herbert, H. (Hrsg.): Briefe an den Freiherrn Samuel von Brukenthal. In: Arch. Ver. siebenbürg. Landeskde 31 (1903) 7-1029.
Teutsch, Friedrich: Geschichte der Siebenbürger Sachsen für das sächsische Volk. Bd 2. Hermannstadt 1907.
Stemmer, Friedrich: Die Beamten der Stadt Brassó (Kronstadt) vom Anfang der städtischen Verwaltung bis auf die Gegenwart. Brassó (Kronstadt) 1916. = Quellen zur Geschichte der Stadt Brassó. 7/Beiheft 1.
Schuller, Georg Adolf: Samuel von Brukenthal. 2 Bde. München 1967/69. = Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission. 18. 19.

Verfasser

Ute Monika Schwob (GND: 1050326059)


GND: 1119373093

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/1119373093

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Empfohlene Zitierweise: Ute Monika Schwob, Fronius, Michael Traugott von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 553-554 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=843, abgerufen am: (Abrufdatum)

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