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Gregoras, Nikephoros, byzantinischer Historiker, * Herakleia Pontika ca. 1295, † Konstantinopel ca. 1360.
Leben
Etwa 1315 kam G. nach Konstantinopel. Hier wurde er bald Günstling des Kaisers Andronikos II. Palaiologos, nahm aber weder ein staatliches noch ein kirchliches Amt an, sondern widmete sich ganz der Wissenschaft. Nur einmal, 1326, übernahm er auf Bitte des Kaisers eine Gesandtschaft nach Serbien. Von dieser mehr oder weniger abenteuerlichen Reise hat er in einem Brief an seinen Freund Zaridas einen kulturhistorisch interessanten Bericht hinterlassen, den er auch zum größten Teil in sein Geschichtswerk aufgenommen hat.
G. galt als einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Im Hesychastenstreit bekämpfte er Gregorios Palamas und wurde deswegen 1351 von der Synode verurteilt und darauf von Kaiser Johannes VI. Kantakuzenos im Chorakloster gefangengesetzt. Nach seiner Befreiung durch Johannes V. Palaiologos 1355 setzte er bis zu seinem Tode den Kampf gegen die Palamiten fort. G. war Theologe, Philosoph, Philologe, Naturwissenschaftler (bes. Astronom), Rhetor, Hagiograph, Dichter und Historiker. Von seinem vielfältigen Schrifttum ist bis heute nur ein Teil gedruckt. Sein Geschichtswerk erschien zuletzt im Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae (Bonn 1829/30, 1850). Die „Istoria Romaiki“ (Römische Geschichte) des G. behandelt die Zeit von 1204 bis 1360. Für die Jahre 1204-1308 folgte er hauptsächlich Akropolites (1204-1261) und Pachymeres (1255-1308), brachte aber auch Ergänzungen. Im letzten Teil des Werkes, ab Buch XVIII, 3 (ca. 1350), kommen die politischen Ereignisse im Vergleich zu dem ungebührlich ausführlich dargelegten Kontrovers mit Palamas zu kurz. Für die Zeit von 1320 bis 1360 ist G. mit Johannes Kantakuzenos der einzige zeitgenössische byzantinische Historiker. Er bedarf der Ergänzung durch seinen Kollegen nicht weniger als umgekehrt. G. unterrichtet uns über die wechselnde Machtposition von Byzanz in Südosteuropa, bes. über die Beziehungen zu den Serben und Bulgaren. Auch über die Rumänen, Mongolen und Tataren (= Skythen) berichtet er. Hauptthema seines Werkes ist, aus historischer Sicht, wie das durch Bürgerkrieg und Hesychastenstreit zerrissene byzantinische Reich den aufstrebenden Serben und den auf Europa übergreifenden Osmanen zum Opfer fällt.
Literatur
Krumbacher: S. 293-298.
Bezdeki, Stephan: Nicephori Gregorae epistolae XV. In: Ephemeris Dacoromana 2 (1924) 239-377.
Guilland, Rodolphe: Essai sur Nicéphore Grégoras. L’homme et l’oeuvre. Paris 1926.
Ders.: Correspondance de Nicéphore Grégoras. Paris 1927.
Laurent, V.: Gregoras. In: Dict. Théol. cath. 11 (1931) Sp. 455-467.
Moravcsik: S. 450-453 (mit Bibliographie).
Leone, Pietro L. M.: Nicephori Gregorae Opuscula nunc primum edita. In: Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’ Università di Macerata 3/4 (1970/71) 731-782.
Gregoras, Nikephoros: Rhomäische Geschichte. Übers. u. erl. von J.-L. van Dieten. 1. T. Stuttgart 1973. = Bibliothek der Griechischen Literatur. 4.
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