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Hajnóczy, József, Jurist, einer der Führer der ungarischen Jakobiner, * Modern (Modor, Komitat Neutra) 3.05.1750, † Ofen 20.05.1795, Sohn eines evangelischen Geistlichen A. B.
Leben
H. studierte Jura in Preßburg und erwarb das Advokatendiplom. 1774 wurde er Privatsekretär des Grafen Miklós Forgách, 1778 des Grafen Ferenc Széchényi. Zu dieser Zeit begann er, Material zu einem großen Werk über die Geschichte der Bauern in Ungarn zu sammeln. H.s politische Einstellung entwuchs der französischen Aufklärung. Er war für die bürgerliche Umgestaltung; in diesem Sinne schlug er 1768 die Abschaffung der Leibeigenschaft vor. Ab 1782 Mitglied der Freimaurerloge „Zur Sicherheit“ (A Biztonsághoz) in Preßburg, war er ein Anhänger der aufgeklärten Reformpolitik Kaiser Josephs II. 1785 wurde er neben Széchényi Sekretär des Fünfkirchener Distriktes, 1786 Vizegespan des Komitates Syrmien, in welcher Stellung er sich besonders für die Besserung der materiellen und kulturellen Lage der Bauern bemühte. Nach dem Tode Josephs II. (1790) mußte er als Nichtadeliger sein Amt ablegen, trotzdem stellte er sich im Konflikt zwischen Hof und Adel an die Seite des letzteren. Er ging nach Pest und schaltete sich in die inoffiziellen Vorbereitungsarbeiten des Reichstages ein; zur selben Zeit propagierte er in anonymen Schriften die Reformen und arbeitete eine neue Staatsverfassung aus. Seine wichtigsten Propositionen waren Verzicht des Adels auf seine Vorrechte, allgemeine Steuerpflicht, Abschaffung der Leibeigenschaft und Erhebung der Bauern zum freien Pächter, Gleichheit vor Gericht (Gedanken eines Ungarischen Patrioten; Ratio proponendarum in comitiis Hungariae legum). Der Adel versöhnte sich jedoch mit dem neuen Herrscher Leopold II. und verschloß sich vor allen Reformen. H. wollte die Überholtheit und Unhaltbarkeit der feudalen Einrichtungen beweisen und veröffentlichte ab 1791 eine Reihe von anonymen lateinischen Abhandlungen (Dissertatio politico-publica de regiae potestatis in Hungaria limitibus, 1791; De comitiis regni Hungariae, 1791; Extractus legum de statu ecclesiastico catholico ..., 1792; De diversis subsidiis politico dissertatio, 1792). 1792 wurde er als Sekretär zur Ungarischen Hofkammer in Ofen ernannt.
Verbittert durch das Scheitern seiner Reformpläne, durch die ablehnende Haltung des Hofes und des Adels, auch unter dem Einfluß der Französischen Revolution, wandelte H. sich vom Reformer zum Revolutionär und Republikaner. In seinem politischen Programm verknüpfte er die nationalen Forderungen mit den sozialen, gegen den Wiener Hof und den ungarischen Adel. 1793 übersetzte er aus dem Französischen die Verfassung der Jakobiner. Zu dieser Zeit war er schon die führende Persönlichkeit der ungarischen Demokraten. Er befreundete sich mit Ignaz Martinovics , machte ihn mit dem Programm der Demokraten bekannt, und als dieser im Frühling 1794 seine geheime revolutionäre Gesellschaft organisierte, schloß er sich dieser an und wurde einer deren Direktoren. Er übersetzte aus dem Französischen den revolutionären „Catéchisme de l’homme et du citoyen“ und gewann eine Reihe von führenden Intellektuellen für die Jakobiner Verschwörung (Ferenc Kazinczy, Ferenc Verseghy, László Szentjóbi-Szabó u. a.). Daneben arbeitete er an seinem großen Werk über die Geschichte der Bauern in Ungarn. Die Verschwörung wurde entdeckt, und H. wurde am 16. August 1794 in Ofen verhaftet. Von der Wiener Untersuchungs-Hofkommission verhört, wurde er Ende Dezember 1794 der ungarischen Justiz übergeben. Im Prozeß gegen die ungarischen Jakobiner (50 Angeklagte) wurde er zum Tode verurteilt und mit dem Schwert hingerichtet.
Literatur
Bónis, György: Hajnóczy. Budapest 1954.
Benda, Kálmán (Hrsg.): A magyar jakobinusok iratai. 3 Bde. Budapest 1952/57.
Ders.: Die ungarischen Jakobiner. In: Markov, Walter (Hrsg.): Maximilien Robespierre. Beiträge zu seinem 200. Geburtstag. Berlin [Ost] 1958, 441-472.
Csizmadia, Andor: Hajnóczy József közjogi-politikai munkái. Budapest 1958.
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