Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Hauptmann, Ljudmil

Hauptmann, Ljudmil, jugoslawischer Historiker, * Graz 5.02.1884, † Zagreb 19.04.1968, Sohn eines Gymnasialprofessors.

Leben

H. besuchte die Volksschule und das Gynasium in Graz, immatrikulierte sich 1902 an der Universität Graz und hörte hier Vorlesungen aus Geschichte und Geographie vornehmlich bei den Professoren Wilhelm Bauer, Johann Loserth, Karl Uhlirz, Hans von Zwiedineck-Südenhorst und Johann Peisker. Sein Hauptlehrer war Uhlirz, bei dem er 1907 promovierte. Ein Jahr später legte er die Lehramtsprüfung für Geschichte und Geographie ab. Bis 1919 war er als Mittelschullehrer in Graz, Fürstenfeld und Wien tätig. 1919-1920 lehrte er am Gymnasium in Ljubljana. 1920 wurde er an die Universität Ljubljana für allgemeine und slowenische Geschichte berufen, 1926 erhielt er den Ruf an die Universität Zagreb an den Lehrstuhl für allgemeine Geschichte des Mittelalters, wo er bis 1948 wirkte, als er aus politischen Rücksichten pensioniert wurde.
Als Wissenschaftler bemühte sich H. um die Erforschung der Geschichte der Alpenslawen, der Sozial- und Rechtsgeschichte der Alpenländer sowie der Erforschung der historischen Geographie, wobei er der Wissenschaft grundlegende Erkenntnisse der Sozialstruktur der Alpenländer lieferte. Er ist der Schöpfer der sog. Kroatentheorie in der frühmittelalterlichen, südslawischen Wanderungsbewegung und hat entscheidend auf die verschiedenen sozialen Schichtungen in diesen Wanderungen hingewiesen. Er ging dabei davon aus, daß eine nichtslawische Splittergruppe des Antenbundes in Weißkroatien, die „Kroaten“, in ihrer Wanderungsbewegung als staatsbildender Faktor im südslawischen bzw. dalmatinischen Raum auftrat, wobei ein Teil von ihnen sich loslöste und als spätere „Edlinger“ den karantanischen Staat mitgestaltete. Er zeigte dabei auch das Verhältnis Slawen und Awaren auf. H. schrieb darüber hinaus eine Reihe von Synthesen zur slowenischen, kroatischen, österreichisch-ungarischen, aber auch zur deutschen und italienischen Geschichte. Überhaupt war das umfassende Wissen, das sich nicht nur in der Mediävistik erschöpfte, kennzeichnend für H., der alle seine Fragestellungen immer im Zusammenhang mit der allgemeinen großen Geschichte behandelte, wobei seine Arbeiten bis ins 20. Jh. reichten. So beruhen auf seiner Synthese der gesamten slowenischen Geschichte von den Anfängen bis ins 20. Jh. (s. Narodna Enciklopedija SHS, 4. Band, Zagreb 1929, S. 210-232) und seinen Arbeiten über die Entstehung und Entwicklung Krains alle späteren historischen Arbeiten über die Slowenen. Ein Manuskript über die Geschichte der südslawischen Völker im Mittelalter ist noch unveröffentlicht.

Literatur

Klaić, Vj[ekoslav]: Dr. Ljudmil Hauptmann. In: Ljetop. JAZU 40 (1927) 137-138.
Torggler, Karl: Die Arbeiten Ludmil Hauptmanns und ihre Bedeutung für Kärnten besonders in der Edlingerfrage. In: Carinthia I 128 (1938) 24-47.
Ramovš, Fran: Lj. Hauptmann. In: Letopis Slovenske Akademije Znanosti in Umetnosti v Ljubljani 1 (1943) 166-167 (mit Bibliographie).
Grafenauer, Bogo: Ob osemdesetletnici Ljudmila Hauptmanna. Bibliografski pregled dela Ljudmila Hauptmanna. In: Razprave 5 (Hauptmannov zbornik) (1966) 3-15.
Ders.: Ljudmil Hauptmann. In: Letopis Slovenske Akademije Znanosti in Umetnosti v Ljubljani 19 (1968) 51-62.
Saria, Balduin: Univ.-Prof. Dr. Ludmil Hauptmann zum Gedenken. In: Blätter für Heimatkunde 43 (1969) 2-4.

Verfasser

Rüdiger Malli (GND: 109496477)


GND: 128063998

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/128063998

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Empfohlene Zitierweise: Rüdiger Malli, Hauptmann, Ljudmil, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 130-131 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=939, abgerufen am: (Abrufdatum)

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