Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Petz, Gideon

Petz, Gideon, deutschungarischer Germanist, * Harkau (Harka, Komitat Ödenburg) 24.11.1863, † Budapest 21.12.1943, aus einer deutsch-evangelischen Pfarrersfamilie.

Leben

Nach dem Besuch des evangelischen Gymnasiums in Preßburg studierte P. an der Universität Budapest bei den Professoren Gustav Heinrich und Pál Gyulai deutsche und ungarische Philologie. Ein Stipendium des Unterrichtsministers Ágoston Trefort ermöglichte ihm in den Jahren 1885-1887, seine sprachwissenschaftlichen Kenntnisse an den damaligen Zentren der Germanistik Freiburg i. Br., Leipzig und Berlin zu vervollkommnen. Nachhaltigen Einfluß auf ihn übte die damals neue sprachwissenschaftliche Methode der junggrammatischen Schule seiner Freiburger Lehrer Karl Brugmann und Hermann Paul aus. P. habilitierte sich 1887 in Budapest, 1896 wurde er dort außerordentlicher und 1904 ordentlicher Professor der deutschen Sprachwissenschaft. Er war Abgesandter der philosophischen Fakultät der Budapester Universität im Oberhaus des ungarischen Reichstages (ab 1927), ordentliches Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (1934) sowie auch der wissenschaftlichen Abteilung der Deutschen Akademie in München und im Studienjahr 1931/1932 Rektor seiner Universität. Im Gegensatz zu seinen Fachkollegen Jakob Bleyer und Richard Huß hat P. am aktiven politischen Leben seines Landes keinen Anteil genommen.
Neben Problemen der ungarischen Literaturgeschichte („A magyar hunmonda“ [Die ungarische Hunnensage], Budapest 1885), der indogermanischen und deutschen Sprachwissenschaft und der deutschen Lehnwörter im Ungarischen richtete P. nach dem Vorbild der Junggrammatiker, die den Eigenwert der lebenden gesprochenen Sprache besonders betonten, sein Interesse vor allem auf die Mundartforschung. Durch seine Schüler ließ er zahlreiche der sehr differenzierten deutschen Siedlungsmundarten Ungarns beschreiben und wurde dadurch zum Begründer der deutschen Dialektgeographie in Ungarn. Die Ergebnisse dieser intensiven Forschungen, die wegen ihrer interessanten methodischen Fragen mehrfach Rückwirkungen auf die deutsche Sprachwissenschaft zeigten, gab P. zusammen mit Jakob Bleyer und Heinrich Schmidt ab 1912 in der Schriftenreihe „Német Philológiai Dolgozatok“ (Arbeiten zur deutschen Philologie) heraus. Er redigierte ab 1905 auch acht Hefte der Reihe „Magyarországi német nyelvjárások“ (Ungarländische deutsche Mundarten).

Literatur

Bleyer, Jakob: Prof. Dr. Gideon Petz zum 70. Geburtstag (24. Nov. 1933). In: Deutsch-Ungarische Heimatblätter 5 (1933) 157-159.
Ders.: Aufgaben der Deutschtumsforschung im altungarischen Raume. In: ebd., 238-249.
Németh, Julius: Petz’ Wirkung in Ungarn außerhalb der Germanistik. In: ebd., 190-192.
Bolohorszky, Franz: Verzeichnis der literarischen Veröffentlichungen von Gideon Petz (1883-1933). In: ebd., 386-391.
Klein, Karl Kurt: Germanistik in Ungarn. In: Südostdt. Heimatbl. 3 (1954) 3-23.
Hutterer, Claus Jürgen: Geschichte der ungarndeutschen Mundartforschung. Berlin 1960.

Verfasser

Anton Schwob (GND: 119531100)


GND: 116135476

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/116135476

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Empfohlene Zitierweise: Anton Schwob, Petz, Gideon, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 451-452 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1532, abgerufen am: (Abrufdatum)

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