Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Vrhovac-Rakitovecki, Maksimilijan
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Vrhovac-Rakitovecki, Maksimilijan

Vrhovac-Rakitovecki, Maksimilijan (Maximilianus Josephus Verhovacz de Rakitovacz), Bischof von Zagreb 1787-1827, * Karlstadt (Karlovac) 23.11.1752, † Zagreb 16.12.1827, Sohn des Offiziers Josip Aleksije V.

Leben

V. entstammte einer Adelsfamilie und war wie sein Vater für die militärische Laufbahn bestimmt. Nach dem Besuch der Lateinschule in Graz wurde er Fähnrich. Er quittierte jedoch bald den Dienst und trat in das Zagreber Priesterseminar ein. Philosophie und Theologie studierte er in Wien und Bologna, wo er 1774 zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1775 zum Priester geweiht, war er zunächst Professor für Rhetorik am Seminar in Zagreb, bald auch Vizedirektor und Kanonikus von Čazma und des Zagreber Kaptol. Nach Errichtung der sogenannten Zentralseminare durch Kaiser Joseph II. übernahm V. das Rektorat erst 1785 in Zagreb, dann 1786 in Pest. Schon kurze Zeit später wurde er am 21. August 1787 zum Bischof von Zagreb geweiht und 1788 vom Papst bestätigt.
Es ist umstritten, ob sich V., was in dieser Epoche durchaus denkbar gewesen wäre, einer Freimaurerloge angeschlossen hat. Als Bischof entfaltete er große seelsorgerische, kulturelle, soziale und politische Aktivitäten zum Nutzen von Kirche und Volk. Zuerst führte er anstelle der eigenen, alten liturgischen Ordnung der Diözese Zagreb den römischen Ritus ein. 1789 errichtete er 100 neue Pfarreien und stattete sie mit dem Besitz aufgelassener Klöster aus. 1804 hielt er mit seinem Klerus eine Diözesansynode ab. Vor allem kämpfte er im Oberhaus des Preßburger Landtags 1790, 1805 und 1825 um die Anerkennung der kroatischen („illyrischen“) Sprache, da er sah, wie die lateinische Amtssprache immer mehr durch das Ungarische verdrängt wurde. Dazu , ,,de provehenda lingua illyrica“, richtete er in Zagreb eine eigene Druckerei ein, die er zwar wegen mannigfacher Widerstände auf den Namen seines Schwagers Novosel überschreiben mußte, die er jedoch zeitlebens in seinem Sinne zu leiten wußte. V. stand mit vielen slawischen Gelehrten seiner Zeit in Briefwechsel, besonders mit den für die Wiedergeburt der Slawen bedeutsamen Philologen Josef Dobrov ský und Bartholomäus Kopitar. Seine Priester hielt er an, Volksgut, Urkunden und alte Bücher zu sammeln und ihm zuzuschicken. Weiterhin machte er die Metropolitanbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich, so wie er auch mit seiner Bibliothek den Grundstock für die spätere Universitätsbibliothek schuf. V. ließ auch einen Park anlegen, der nach ihm „Maksimir“ genannt wurde. 1804 stiftete er das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und 1824 gründete er ein Waisenhaus. In politischer Hinsicht bemühte er sich um die Vereinigung aller Kroaten, was ihm die Feindschaft weiter Kreise am Wiener Hof eintrug. Am 5. März 1809 zum Stellvertreter des Banus Ignjat Gyulay ernannt, rief V. zum Widerstand,  zur „Insurrektion“ gegen die Franzosen auf. In den Kirchen ließ er ein Rede gegen Napoleon verlesen. Für seine Aktivitäten, die er mit Andrija Dorotic abgesprochen hatte, erhielt er vom Kaiser das Adelsgut Rakitovec. Seine Hoffnung auf einen Zusammenschluß aller kroatischen Gebiete, auf die „Reinkorporation“, erfüllte sich nicht, denn seine Gegner in Wien waren einflußreicher.
Am 16. Dezember 1827 starb V. im Alter von 76 Jahren in Zagreb, wo er auch in der Kathedrale beigesetzt wurde. Von seiner weitläufigen Korrespondenz sind 15 Bände erhalten. Im Erzbischöflichen Archiv in Zagreb werden zwei Teile seines Diariums (II, 1810- 1817; III, 1818-1825) aufbewahrt. Den ersten Teil hatte er selbst vernichtet, als er sich wegen umstürzlerischer Ideen in Wien zu verantworten hatte. V. war ein typischer Vertreter der kirchlichen Aufklärung. Stand er Kaiser Joseph II. auch nahe, so teilte er doch nicht in allem dessen Ansichten und verstand es, die Reformen zum wirklichen Nutzen der Kirche durchzuführen.

Literatur

Šišić, Ferdo: Biskup Makso Vrhovac i Martinovićeva urota. In: Vienac 35 (1903) Nr. 12.
Deželić, Velimir: Maksimilijan Vrhovac. Zagreb 1904.
Šišić, Ferdo: Nepoznate stranice iz doba biskupa Vrhovca. In: Novosti. Zagreb 1.-4.06.1926, Nr. 149-152.
Novak, Viktor: Maksimilijan Vrhovac. In: Brastvo 22 (1928) 200-224.
Szabo, Djuro: Maksimilijan Vrhovac. In: Vijenac 8 (1928) Nr. 4.
Antoljak, Stjepan: Katoličke župe u francuskoj Hrvatskoj godine 1811. In: Croatia sacra 17/18 (1939).
Buturac, Josip u. Antun Ivandija: Povijest katoličke crkve medju Hrvatima. Zagreb 1973, 228-229.

Verfasser

Hans-Joachim Härtel (GND: 120323648)

GND: 119474352

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119474352.html


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Empfohlene Zitierweise: Hans-Joachim Härtel, Vrhovac-Rakitovecki, Maksimilijan, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 447-448 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1864, abgerufen am: (Abrufdatum)

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