Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Zarnik, Valentin

Zarnik, Valentin, slowenischer Politiker und Schriftsteller, * Repnje (Oberkrain) 14.02.1837, † Laibach (Ljubljana) 30.03.1888

Leben

Als Sohn eines Arbeiters studierte Z. unter den schwierigsten materiellen Bedingungen von 1855 bis 1861 zuerst Geschichte und dann Jura an der Wiener Universität. Zum Dr. jur. promovierte er 1864 in Graz. Von 1861 bis 1867 war er Hauslehrer und Erzieher beim späteren kroatischen Banus Levin Rauch. Danach war er als Konzipient in verschiedenen Anwaltskanzleien in Friedau (Ormož), Rann (Brežice), Marburg a.d. Drau (Maribor) und Laibach tätig. 1877 legte er die Advokatsprüfung ab und eröffnete seine eigene Anwaltskanzlei in Laibach.
Schon als Gymnasiast betätigte sich Z. literarisch. Er gehörte dem Kreis der „Vajevci“ an (genannt nach ihren handschriftlich verbreiteten „Übungen“ [Vaje]), von dem entscheidende Impulse für die slowenische Prosadichtung ausgingen. Z. verfaßte mehrere Erzählungen historischen Inhalts, schrieb Aufsätze über die politischen und sozialen Vorgänge seiner Zeit und wurde vor allem mit seinen Satiren und Humoresken, in denen er vorwiegend politische Gegner und nationale Renegaten verspottete, zu einem der damals beliebtesten slowenischen Schriftsteller. Seine literarischen Schöpfungen sind stark von Byron, Turgenev, D’Azeglio und Balzac beeinflußt, die ihm seiner umfangreichen Sprach- kenntnisse wegen im Original zugänglich waren.
Schon während der Studienzeit überwogen bei Z. die politischen Neigungen die literarischen. Sein volles Interesse wandte er der Politik jedoch erst ab 1867 zu, nachdem er aus Kroatien in die Untersteiermark übersiedelt war und die Slowenen zum ersten Mal einen entscheidenden Wahlerfolg über die Deutschen errungen hatten. Er wurde einer der hervorragendsten Vertreter der nach dem Vorbild der „Jungtschechen“ entstandenen gemäßigtliberalen „Jungslowenen“ (Mladoslovenci), die mit der kompromißbereiten Politik der konservativen „Altslowenen“ (Staroslovenci) unzufrieden waren und den 1867 eingeführten Dualismus in der österreichisch-ungarischen Monarchie bekämpften. Die Jungslowenen entfachten - ebenfalls nach tschechischem Vorbild - eine breite Volksbewegung, die sogenannten „Tabore“, die wesentlich zur Festigung des nationalen Bewußtseins im slowenischen Volk beigetragen haben. In den Jahren 1868 bis 1871 wurden vor allem in den Grenzgebieten 18 Volksversammlungen unter freiem Himmel abgehalten, an denen zumeist 4000-10000 Personen teilnahmen. Z. war einer der Hauptorganisatoren und der beliebteste Redner auf diesen Versammlungen. Die wichtigsten Punkte, über die auf den „Taboren“ gesprochen und abgestimmt wurde, waren die Forderung nach einem „Vereinigten Slowenien“ als einer eigenständigen administrativen Einheit innerhalb der Habsburgermonarchie und die Gleichberechtigung der slowenischen Sprache in Schulen und Ämtern. Die Spaltung der Slowenen in Konservative und Liberale führte bereits bei den nächsten Wahlen zur Niederlage, und es kam schon 1875 wieder zur Einheit und einer kompromißbereiten Politik. Als Abgeordneter zum Krainer Landtag (1869-1883) trat Z. entschieden für die nationalen Interessen der Slowenen ein. Er war wesentlich beteiligt an der Gründung von slowenischen Lesevereinen (Čitalnice) und der ersten slowenischen politischen Zeitung „Slovenski narod“ (Das slowenische Volk, 1868). Zum letzten Mal trat Z. politisch in Erscheinung, als er 1883-1886 mit Ivan Hribar und Ivan Tavčar eine radikal-nationale Opposition innerhalb der Liberalen bildete.

Literatur

Grafenauer, Ivan: Zgodovina novejšega slovenskega slovstva. 2 Bde. Ljubljana 1909/11.
Gorše, Miroslav: Doktor Valentin Zarnik, narodni buditelj, pisatelj in politik. Ljubljana 1940.
Prijatelj, Ivan: Slovenska kulturno-politična in slovstvena zgodovina 1848-1895. 5 Bde. Ljubljana 1955/66.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)


GND: 1088344755

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/1088344755

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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Zarnik, Valentin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 483-484 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1889, abgerufen am: (Abrufdatum)

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