Bocskay, István (Stephan), Fürst von Siebenbürgen 1605-1606, * Klausenburg 01.01.1557, † Kaschau 29.12.1606, aus altem ostungarischen Adel.
Leben
B.s Vater war der ungarische Sekretär der königlichen Hofkanzlei unter Ferdinand I. und Maximilian II.; so verbrachte der junge B. seine Kindheit größtenteils am Hof in Wien und Prag. Anfang 1576 in seine Heimat zurückgekehrt, vollendeten Regierung und Beispiel Stephan Báthorys seine Schulung; von diesem wurde er 1581 als einer der vier Räte ernannt, die neben dem minderjährigen Fürsten die Leitung der Staatsgeschäfte zu besorgen hatten. 1592 wurde B. Wardeiner Kapitän und damit einflußreichster Mann in der Umgebung des Fürsten. B. war überzeugt, daß die Herausdrängung der Türken aus Ungarn und die Wiederherstellung der staatlichen Einheit des Landes nur im Bunde mit den Habsburgern und mit ihrer Hilfe zu erreichen sei. Nach Ausbruch des Fünfzehnjährigen Krieges im Jahre 1593 gelang es ihm, Fürst Sigismund für seine Ansichten zu gewinnen, und der türkenfreundliche Landtag beschloß am 27. August 1594 - von den Truppen des Kapitäns eingeschüchtert - den Abfall von den Türken. Sigismund rechnete, wohl auf B.s Rat, mit der türkenfreundlichen Partei blutig ab.
B. schloß am 28. Januar 1595 in Prag ein Bündnis mit Kaiser Rudolf II. ab. Die Türken holten zu einem Vergeltungsschlag aus, doch B. empfing das Invasionsheer des Großwesirs Sinan in der Walachei, nahm Targovişte und Bukarest ein und schlug die Türken bei Giurgiu (29.10. 1595). Doch wartete man vergebens auf die Hilfe des Kaisers. Erzherzog Maximilian, der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Streitkräfte, ließ die Zeit nutzlos verstreichen. B. unterstützte unter diesen Umständen den Plan des Fürsten, abzudanken und das Land den Habsburgern zu übergeben, weil er glaubte, diese würden ihrem eigenem Land, einem unter ihrer Herrschaft geeinten Ungarn, die notwendige finanzielle und militärische Hilfe gewähren. Als die zum Regieren unfähigen kaiserlichen Kommissare ihrer Schwierigkeiten durch die Erweiterung ihrer Befugnisse Herr werden wollten und B. als Wardeiner Kapitän und Oberkapitän Siebenbürgens auch noch absetzten, rief dieser Sigismund nach Hause (August 1598).
Die Verhandlungen mit Rudolf II. um die Anerkennung des Fürstentums Sigismunds waren mit B.s Führung bereits dem Abschluß nahe, als die Absicht des Fürsten, wieder Thronverzicht zu leisten, B.s Pläne zunichte machte. Der Fürst hatte den Kapitän Anfang 1599 nach Prag geschickt; er übergab den Thron in B.s Abwesenheit und ohne dessen Kenntnis seinem Vetter Andreas. Nur B. hätte die Wahl des türkenfreundlichen Báthory verhindern können.
Fürst Andreas verbannte B. und konfiszierte dessen Güter in Siebenbürgen. B. zog sich zurück und versäumte nicht, ständig auf die verhängnisvollen Fehler und Ausschreitungen unter Basta und Michael hinzuweisen. Durch seine Kritik erweckte er am Hof den Eindruck, daß er sich selbst an die Stelle des Woiwoden setzen und zum Fürsten machen wolle. Um sich zu rechtfertigen, reiste B. Anfang 1601 nach Prag, wurde hier aber zwei Jahre in „ehrlicher Haft“ zurückgehalten. Er beriet den König in siebenbürgischen Angelegenheiten und kehrte anschließend auf seine Besitzungen in Ostungarn zurück.
Die Schreckensherrschaft der fremden Söldner und die einsetzende Gegenreformation schuf wachsende Verbitterung im Lande. B. nahm Fühlung mit der siebenbürgischen Emigration auf türkischem Gebiet auf (Gábor Bethlen). Diese Korrespondenz fiel aber bei einem Überfall den habsburgischen Söldnern in die Hände. Der Kaschauer Oberkapitän Belgioioso lud darauf B. zu sich ein, dieser aber bewaffnete sich, um einer drohenden Verhaftung zuvorzukommen und wandte sich an die Haiducken, die sich ihm anschlossen. Der Angriff des Wardeiner Kapitäns Concini auf Burg Kereki wurde von B. erfolgreich abgeschlagen, und die Söldner Belgioiosos, die Concini zur Hilfe eilten, erlitten von den Haiducken bei Álmosd eine vernichtende Niederlage (15.10.1604). Die Stadt Kaschau verschloß vor ihrem fliehenden Oberkapitän die Tore, nahm aber B. auf, der sie zu seiner Residenz machte (12. November). General Basta sollte nun den Aufstand niederschlagen, doch er konnte Kaschau trotz anfänglicher Erfolge nicht einnehmen. Bis Ende 1605 war der von den Türken nicht besetzte Teil Ungarns und ganz Siebenbürgen in B.s Hand.
Der ungarische Reichstag trat am 17. April 1605 in Szerencs zusammen, und wählte B. zum „illustrissimus princeps“ Ungarns und Siebenbürgens. Die Stände wandten sich von hier in einer Proklamation an die „Völker Europas“, um für die Autonomie Ungarns zu werben (Querelae Regni Hungariae). In Siebenbürgen setzte der Landtag von Mediasch am 14. September 1605 B. als Fürst ein. Die Székler und die Städte hatten ihn bereits am 21. Februar 1605 in Nyárádszereda zum Fürsten gewählt.
Die Türken betrachteten B. bereits im Herbst 1604 als Fürsten von Siebenbürgen. Nun traf B. am 11. November 1605 den Großwesir Lala Mehmed Pascha persönlich in dessen Lager bei Pest. Der Großwesir überreichte B. im Namen des Sultans einen Säbel und eine Krone. B. nahm die Geschenke an, wies aber die königliche Ehrung zurück: Ungarn hätte ja bereits seinen gekrönten Herrscher. Die beiden Führer schlossen ein Bündnis, in dem sie sich zur gegenseitigen Hilfeleistung und gemeinsamem Friedensschluß verpflichteten.
Rudolf war gezwungen, mit B. zu verhandeln. Erzherzog Matthias führte die Verhandlungen. Der Wiener Friede vom 23. Juni 1606 erkannte die Religionsfreiheit des Adels, der freien königlichen Städte und der Marktflecken auf königlichen Gütern, ferner die des Militärs an. Wieder sollte ein Palatin gewählt, die Regierung und die Verwaltung wie auch die Verteidigung Ungarns durch Ungarn und nicht durch Fremde ausgeführt werden. B.s Fürstentum wurde als „liber principatus“ anerkannt und drei ungarische Komitate mit der Burg von Tokaj für die Regierungszeit B.s Siebenbürgen einverleibt. Auch mit den Türken wurde der Friede am 11. November 1606 geschlossen. Der Friede von Zsitvatorok, der 20 Jahre bestehen sollte, beendete den Fünfzehnjährigen Krieg. Zwar ruhten die Beschlüsse dieses Vertrags auf dem status quo, aber die Habsburger zahlten dem Sultan keinen Tribut mehr.
Bald darauf starb B., vermutlich vergiftet von seinem Kanzler Mihály Kátay.