Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Brukenthal, Samuel Freiherr von
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Brukenthal, Samuel Freiherr von

Brukenthal, Samuel Freiherr von, Gubernator Siebenbürgens, * Leschkirch 26.07.1721, † Hermannstadt 9.04.1803.

Leben

B. entstammte väterlicherseits dem in seinem Geburtsort beheimateten bäuerlichen Geschlecht der Breckner, mütterlicherseits der Mediascher Adelsfamilie von Heydendorff. Dem Ansehen seines Großvaters dieser Linie, des siebenbürgischen Gubernialrates Samuel Conrad von Heydendorff, verdankte B.s Vater, der Leschkircher Königsrichter, die Nobilitierung unter Verleihung des Prädikates „von Brukenthal“ (1724). Auch dürfte dieser Großvater, der zu Beginn der österreichischen Ära Siebenbürgens um die Wende des 17./18. Jh.s vorübergehend sogar mit allen Machtvollkommenheiten eines Gubernators von Siebenbürgen ausgestattet war, B. als Leitbild vorgeschwebt haben. Später übertraf der politische Aufstieg des Enkels beträchtlich den des Großvaters: er kann von dem Tage an gerechnet werden, als B., damals Vizenotär des Hermannstädter Magistrates, das erste Mal vor der Kaiserin Maria Theresia erschien, um ihr Beschwerden und Wünsche der sächsischen Nation in Siebenbürgen vorzutragen (25.03.1753). Er tat es mit solchem Erfolg, daß er seither in steigendem Maße sowohl das Vertrauen seiner Landsleute gewann, die ihn mit immer höheren Aufgaben und Würden bedachten, so 1761 mit der Wahl zum Königsrichter von Hermannstadt und Comes der Sachsen, wie auch das der Kaiserin, die diese Wahl nicht bestätigte, sondern ihn 1762 zum Vorsitzenden des siebenbürgischen Landtages einsetzte und ihm die erbliche Freiherrnwürde verlieh. In allen diesen Eigenschaften unternahm B. zahlreiche Reisen nach Wien, wo er die siebenbürgischen Fragen der Zeit (gerechteres Steuersystem, Grenzmilitarisierung, Urbarialregelungen, Truppenkontingente, Errichtung einer Universität u. a.) zu betreiben versuchte. Auf seinen Vorschlag erhob die Kaiserin 1765 Siebenbürgen zum Großfürstentum und übertrug ihm 1766 die Leitung der Siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien, dies alles unbeschadet seiner Weigerung, dem dringenden Wunsche der Kaiserin nach Übertritt vom protestantischen zum katholischen Glauben Folge zu leisten (Fidem genusque servabo). Elf Jahre später, 1777, ernannte sie ihn sogar zum Gubernator Siebenbürgens.
Nach dem baldigen Tode der Kaiserin gelangten aber mit ihrem Nachfolger Joseph II. ganz andere Regierungsgrundsätze zur Anwendung. Diese führten durch überstürzte Reformen wie in vielen Teilen des Reiches auch in Siebenbürgen chaotische Verhältnisse herbei. Unstimmigkeiten zwischen dem jungen Herrscher und dem erfahrenen Gouverneur waren die Folge davon. Sie zeigten sich besonders unverhüllt bei den mehrmaligen Bereisungen der Provinz durch den Kaiser. Sie auch waren Schuld an B.s bedauerlichstem staatsmännischem Mißgeschick, als er sich 1784 gezwungen sah, einen ausgebreiteten Aufstand rumänischer Höriger in Westsiebenbürgen durch Waffengewalt niederzuschlagen. Schließlich wurde B. 1787 unter kränkenden Umständen seines Amtes enthoben.
Seinen Lebensabend vermochte er nur zum Teil auf seinen Besitzungen in und um Hermannstadt durch Vermehrung seiner wertvollen Sammlungen an Büchern, Gemälden und Münzen genußreich zu gestalten. Nach dem 1782 eingetretenen Tod seiner Frau Sophie geb. von Klocknern, mit der er ein glückliches Familienleben geführt, die ihm aber nach dem frühen Verlust einer Tochter keine weitere Nachkommenschaft geschenkt hatte, vereinsamte er immer mehr und verfiel in Verbitterung. Durch ein großzügiges Testament sorgte B. jedoch dafür, daß seine reiche Hinterlassenschaft gesammelt und zum Nutzen späterer Geschlechter erhalten blieb. Das in seinem Barockpalais in Hermannstadt noch heute verwahrte bedeutsame „Brukenthal-Museum“ stellt ein Zeugnis dieses seines Vermächtnisses dar.

Literatur

Schaser, Johann Georg: Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Freiherrn Samuel von Brukenthal, Gubernators von Siebenbürgen. Fiermannstadt 1848.
Groß, Julius: Zur Geschichte der Heydendorff'schen Familie. In: Arch. Ver. siebenbürg. Landeskde. N. F. 24 (1892/93) 233-346.
Arz, Albert: Das Brukenthalische Wappen. In: Mitt. Baron Brukenthal. Mus. 1 (1931) 7-12.
Pomarius, Alfred: Brukenthal und seine Zeit. Ebd. 13-33.
Schuller, Georg Adolf: Samuel von Brukenthal. 2 Bde. München 1967/69. = Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission. 18. 19 (mit Bibliographie).

Verfasser

Otto Folberth (GND: 116646683)


GND: 118516027

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/118516027

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Empfohlene Zitierweise: Otto Folberth, Brukenthal, Samuel Freiherr von, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 262-264 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=621, abgerufen am: (Abrufdatum)

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