Davud Pascha, osmanischer Großwesir, † Dimetoka 1498.
Leben
D. war gebürtiger Albaner und dürfte über die Janitscharenrekrutierung ins Serail gelangt und in den dortigen Dienst übernommen worden sein. 1472 war er Beylerbey von Anatolien und focht als solcher gegen Uzun Hasan, Herrn der Horde vom Weißen Hammel (1473) und gegen die Moldauer (1476); als rumelischer Beylerbey war er am Kampf um Albanien und die Stadt Skutari (Shkodër) beteiligt (1478). Unter Bayezid II. rückte er zum Wesir, dann 1483 zum Großwesir auf, welches Amt er volle 15 Jahre innehatte. Im Kampf zeichnete er sich gegen die Mamluken (1487) und gegen Albanien (1492) aus. 1497 wurde er pensioniert und verlebte seine Alterstage in Dimetoka, wo er bereits im folgenden Jahr starb.
Über die Gründe seiner Entlassung sind verschiedene Varianten im Umlauf, deren Widersprüche sich jedoch klären lassen. Nach außen hin erfolgte die Dienstenthebung aus Altersgründen, auch wurde ihm, um den Schein zu wahren, eine stattliche Pension bewilligt, obwohl er an sich schon „Millionär“ war. Als Vorwand für die Enthebung diente die Flucht des in Istanbul internierten Aqqoyunlu-Prinzen Göde Ahmed Bey nach dem Iran, für die man D. verantwortlich machte. Es scheint jedoch, daß der tiefere Grund für seine Entlassung seine beharrlich verfolgte provenezianische Politik war. Mit der Ausdehnung Venedigs im Mittelmeer seit 1489 (Zypern) gewann mehr und mehr die antivenezianische Kriegspartei unter Führung Iskender Paschas Oberwasser, die die venedigfreundliche Politik D.s nicht weiterführen wollte.
D. war zweifellos ein befähigter Politiker und ein gebildeter Mann. An frommen Stiftungen tätigte er eine Moschee nebst Anbauten in Istanbul. Auch ein kleiner Hafen und eine kleine Befestigung tragen seinen Namen. Ferner erinnert an ihn die Davud-Pascha-Ebene westlich von Istanbul, eine der regelmäßigen Lagerstätten der osmanischen Armee bei Westfeldzügen.
Literatur
Hammer: Bd 1, passim.
Zinkeisen: Bd 2, passim.
Jorga: Bd 2, passim.
Kissling, Hans Joachim: Quelques problèmes concernant Iskender Paša, vizir de Bâyezîd II. In: Turcica 2 (1970) 130-137.