Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

D’Istria, Dora
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D’Istria, Dora

D’Istria, Dora (Pseudonym für Elena Ghica, verheiratete Kol’cov-Masal’skyj), rumänische Schriftstellerin, * Bukarest 3.02.1828, † Florenz 20.11.1882.

Leben

D. war die Tochter des Bojaren Mihai Ghica aus einer in der ersten Hälfte des 17. Jh.s aus Mazedonien in die Walachei eingewanderten albanischen Familie. Ihr Onkel war Grigore IV. (1822-1828 Woiwode der Walachei). Das hochbegabte Mädchen erhielt seine Ausbildung durch einen griechischen Hauslehrer und reiste von 1841 bis 1848 mit seinen Eltern in Deutschland und Österreich, wo es in den Hofkreisen von Dresden, Wien und Berlin durch seine ungewöhnliche Schönheit, sein Sprachtalent und seine sportlichen Leistungen Bewunderung erregte. Durch die Heirat mit dem Fürsten Aleksandr Aleksandrovič Masal’skyj (1849) kam D. nach Rußland, wo sie fast sechs Jahre mit Reisen, Malen und karitativen Bemühungen verbrachte. Nach der Trennung von ihrem Gatten begab sie sich zunächst in die Schweiz, reiste 1860 nach Griechenland und hielt sich dann bis zu ihrem Lebensende vorwiegend in Italien auf.
Von 1855 an hat D. eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit entfaltet, durch die sie zu einer europäischen Berühmtheit wurde. Ihr nimmermüder Geist beschäftigte sich mit den verschiedensten Materien, doch sind drei Schwerpunkte ihres persönlichen Engagements unverkennbar: Der Kampf für die Befreiung unterdrückter Völker (hierbei wendete sie sich vor allem gegen das Kaisertum Österreich), für die Gleichberechtigung der Frau und für die Verbesserung der Volksbildung (als deren vermeintlichen Hauptgegner sie das Papsttum bekämpfte). Zeugnisse ihres Mutes sind die Erstbesteigung des Mönches im Berner Oberland (1855) und die Berichterstattung aus Kreta in der Zeit des Aufstandes von 1867/68. Ihre beiden ersten Südosteuropa gewidmeten Bücher, „La vie monastique dans l’église orientale“ (1855) und „Les femmes en Orient“ (2 Bände 1860) sind teils aus eigenem Augenschein, teils aus Literaturstudien erwachsen. Ihre vielfältigen Sprachkenntnisse befähigten D., die wissenschaftlichen Ergebnisse der internationalen folkloristischen und historischen Forschung zusammenzufassen und zu popularisieren. So referierte sie in einer Reihe von Aufsätzen in der bekannten „Revue des deux mondes“ über die Nationalität der Serben, Bulgaren, Ungarn, Rumänen und Griechen nach dem Ausweis ihrer Volksdichtungen. Reisebeobachtungen lieferten den Grundstoff für das zweibändige Werk „Excursions en Roumélie et en Morée“ (1863), das beachtliche Beiträge zur Landeskenntnis Griechenlands vermittelt. Aus archivalischen Quellenstudien ist die Artikelserie in der „Rivista Europea“ erwachsen: „Gli Albanesi in Rumenia“ (1871-1873), worin im wesentlichen die Geschichte der Familie Ghica abgehandelt wird. Aus zweiter Hand ist das Werk „La poésie des Ottomans“ (1877) gearbeitet. Die starke innere Anteilnahme und das Fehlen einer wissenschaftlichen Ausbildung sind dafür verantwortlich, daß D. oft richtige Beobachtungen einseitig interpretierte. Indessen verdient sie nicht ganz das Schicksal, heute vergessen zu sein.

Literatur

Cortambert, Richard: Les illustres voyageuses. Paris 1866(2), 267-302.
[Cecchetti, Bartolomeo:] Dora d'lstria e la poesia albanese. Venezia 1869.
Pereţ, Gregor: Operele principesei Dora d’Istria. 2 Bde. Bucureşti 1876/77.
Mantegazza, Paolo: Die Frauen meiner Zeit. Berlin, Leipzig 1908, 219-232.
Ioan, Magda: Dora d’Istria. Bucureşti 1930.
Jorga, Nicolai: Lettres de Dora d’Istria. In: Rev. hist. Sudesteur. 9 (1932) 134-209.

Verfasser

Gerhard Grimm (GND: 13735374X)


GND: 116330724

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/116330724

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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Grimm, D’Istria, Dora, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 412 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=739, abgerufen am: (Abrufdatum)

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