Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Ali Pacha Hekimoğlu

Ali Pascha Hekimoğlu, osmanischer Großwesir unter Sultan Mahmud I. und Osman III. * 04.06.1689, † Kütahya 1758. Sein Vater Nuh Efendi, ein venezianischer Renegat, war Oberarzt des Serails.

Leben

A. genoß eine gute Erziehung und Ausbildung und wurde noch zu Zeiten Ahmeds III. ins Serail aufgenommen. In Kürze stieg er vom Leibgardisten zum Oberkämmerer auf. Nachdem er die Aufmerksamkeit des Sultans erregt hatte, wurde er aufgrund der Intrigen des Großwesirs Ali Pascha (Şehid) aus dem Serail entfernt, konnte aber unter dem Großwesir Damad Ibrahim zuerst Beylerbey, 1722 Gouverneur von Adana werden. In den Jahren um 1720 nahm er oft an den Kämpfen im Osten des Landes teil und bekam den Rang eines Wesirs und Beylerbeys von Anatolien. Er wurde Statthalter von Täbris und Gouverneur von Sivas und Diyarbakır (1729). 1730 wurde er wieder gegen Nadir Şah im Osten eingesetzt und, nachdem er gegen Tahmasb III. mehrere Erfolge aufzuweisen hatte, ernannte man ihn in der frühen Regierungszeit Mahmuds I., am 12. März 1732, zum Großwesir.
In seiner ersten, dreieinhalb jährigen Amtsperiode als Großwesir wußte er den Versuch des französischen Botschafters, Marquis de Villeneuve zurückzuweisen, der sich bemühte, des Großwesirs antirussische Politik auszunützen und das Reich zu einem Krieg gegen Rußland zu bewegen. Zu diesem Zeitpunkt enthob man ihn seines Amtes und verbannte ihn auf die Insel Midilli. Im darauffolgenden Jahr wurde er jedoch Gouverneur von Bosnien. Seine dreijährige Amtszeit war von Erfolg gekrönt, da er aus den Auseinandersetzungen zwischen Prinz von Hildburghausen und dem kroatischen Ban Graf Esterházy Nutzen zog und mit einem Aufruf, „Travniker Mobilisierung“ genannt, alle wehrhaften Bosniaken unter seinen Befehl nahm und am 4. August 1737 Banjaluka eroberte. Auf seine Erfolge bei der Reform in Bosnien und seine Haltung im Krieg gegen Österreich hin verfaßte zu der Zeit ein Kadi namens Ömer in Bosnien ein Werk über die Zustände und Kriege im Lande, das sogleich in fremde Sprachen übersetzt wurde.
Im Jahre 1740 wurde er wiederum zur Durchsetzung von Reformen nach Ägypten versetzt und anschließend zum Beylerbey von Anatolien ernannt. 1742 berief man ihn das zweite Mal zum Großwesir. Er wurde aber wegen der verworrenen Lage im Osten entlassen, wieder auf die Insel Midilli verbannt und von dort 1744 erneut als Gouverneur nach Bosnien geschickt. 1746 beorderte man ihn nach Anatolien zur Bekämpfung des Räubertums, jedoch mußte er wegen der gespannten Lage zum dritten Mal auf seinen alten Posten nach Bosnien zurückkehren. Als er 1754 Beylerbey von Anatolien war, berief ihn Osman III. wiederum zum Großwesir (1755), jedoch dauerte seine dritte Amtsperiode nur 53 Tage. Er fiel als ein Opfer von Intrigen, und wurde diesmal nach Zypern verbannt. Die Geschenke, die er während seiner Verbannung von seinen Schützlingen erhielt, verwandte er auf Zypern für wohltätige Zwecke. Kurz darauf wurde er rehabilitiert und als Gouverneur nach Ägypten bestellt. Sein letztes Amt als Anadolu Beylerbey trat er 1756 an. 1758 verschied er in Kütahya. Vorläufig dort begraben, wurde er aufgrund eines Fermans 26 Tage später nach Istanbul überführt, um dort in seinem Mausoleum neben der Moschee, die er im Stadtviertel Davud Pascha hatte erbauen lassen, beigesetzt zu werden.
A. war ein angesehener, kluger und gebildeter Staatsmann. Von seinen Mitarbeitern erwartete er Ernst und Ehrlichkeit. Wo er dies nicht fand, griff er hart durch, weswegen ihn seine Gegner blutrünstig nannten. Seine Bewährung bei Missionen, sei es in den Osten, sei es nach Rumelien, gerade zu kritischen Zeiten, zeugen von seinem ernsten Willen, seiner Beharrlichkeit und seinem Organisationstalent.

Literatur

Fraser, C.: History of the war in Bosnia during the years 1737-8 and 9. London 1830.
Hammer: Bd 7.
Bašagić, Safvet Beg: Bošnjaci i Hercegovci u islamskoj književnosti. Sara jevo 1912.
Ibn ül-Emîn Maḥmŭd Kemâl [Inal]: Meṭâli' ül-’âlîye fî gurret ül-gâlîye. In: Türk Ta’rîḫ Engümeni Meğmŭ ’asi 16 (1926) 16/93, 197-210.

Verfasser

Buğra Atsız (GND: 103703985)


GND: 130260193

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/130260193

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Empfohlene Zitierweise: Buğra Atsız, Ali Pacha Hekimoğlu, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 58-59 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=441, abgerufen am: (Abrufdatum)

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