Horárik, János, ungarischer Publizist, * Banovce na Bebrava (Komitat Trentschin) 1808, † Neusohl (Banská Bystrica) 28.05.1864, slowakischer Herkunft.
Leben
H. studierte zunächst am Pester Priesterseminar katholische Theologie und wurde 1831 zum Priester geweiht. Nach längerer Tätigkeit in der Seelsorge übernahm er das Amt eines Erziehers in Pest. Während der politischen Auseinandersetzungen in der Zeit der Reformer schlug er sich immer mehr auf die Seite der Radikalen. Er verfocht unter anderem die gleichwertige gesetzliche Verankerung der Mischehen bzw. die Zivilehe, die offizielle Möglichkeit des Konfessionswechsels und das fakultative Priesterzölibat. Auf Grund der daraus resultierenden Auseinandersetzungen mit seinen kirchlichen Oberen legte er das Priesteramt nieder und konvertierte, nachdem dies laut Gesetzartikel 3 vom Jahre 1844 möglich geworden war, 1844 zum Protestantismus. Nach einem längeren Studienaufenthalt in Deutschland (Tübingen) kehrte er 1848 nach Ungarn zurück und schloß sich dem radikalen Flügel der Revolution an (Sándor Petőfi, Mihály Táncsics, Lajos Kossuth).
Besonders H.s folgende Veröffentlichungen aus dieser Zeit verdienen Beachtung: „Die Ehe im Geiste Christi und die gemischten Ehen“ (Tübingen 1843), „Rede über die Bedeutung des Christkatholischen Concils in Berlin“ (Glogau 1847), „Johann Horárik’s Kampf mit Hierarchie und Kirche in den Jahren 1841-1845“ (Leipzig 1847; ungarische Ausgabe Budapest 1956) sowie die in ungarischer Sprache erschienene Broschüre „Szózat Némethonból a Habsburgház es Kossuth Lajos felől“ (Aufruf aus Deutschland, das Haus Habsburg und Lajos Kossuth betreffend, Pest 1849).
Nach dem Scheitern des Freiheitskampfes betätigte sich H. zurückgezogen als Erzieher und anonymer Publizist. Immer deutlicher verfestigte sich seine Kampfstimmung gegenüber der katholischen Kirche bzw. der katholischen Hierarchie. Er betonte die Gleichheit aller Menschen (bereits vor 1848 war er für eine volle Bauernbefreiung eingetreten) und das Recht eines jeden auf Arbeit. In seiner religiösen Anschauung näherte er sich deutlich den Ansichten Ferdinand Christian Baurs und Ludwig Feuerbachs. Er vertrat einen utopistischen Sozialismus (Wilhelm Weitling) und kannte die Werke von Paul Thiry d’Holbach, François Babeuf, Claude-Henri de Rouvroy, Graf von Saint-Simon, dem jungen Karl Marx und Friedrich Engels. Mit Arnold Rüge war er persönlich befreundet. Sein philosophisches Gedankengut soll er in der verschollenen Studie „Filozófiai rendszerek“ (Philosophische Systeme) niedergelegt haben.