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Hüseyin Pascha, Aga, osmanischer Wesir, * Edirne 1776, † Vidin 25.04.1849; seine Familie stammte wohl aus Rusjuk (Ruse).
Leben
Bald nach seiner Geburt siedelte sein Vater Haci Mustafa nach Bender (Bendery) um, wo H. in das dortige 9. Janitscharenregiment (bölük) eingeschrieben wurde und 1789 nach Istanbul kam. Er nahm 1807-1812 an den Kämpfen gegen Rußland teil und stieg zunächst bis zum Rang eines Zağarcıbaşı (Chef der Jagdhundführer, des 64. Janitscharenregiments) auf. Durch seinen Gönner Silähdar Ali Pascha (1822-1823 Großwesir) wurde Sultan Mahmud II. auf ihn aufmerksam und machte ihn 1822 zum Kul Kethüdasi (Kul Kähyasi, stellvertretenden Kommandanten) und kurz darauf zum Aga (Kommandanten) der Janitscharen. Seine Säuberungsmaßnahmen brachten H. einerseits den Wesirsrang mit dem Beinamen Aga Pascha, andererseits die Feindschaft der reaktionären Kreise ein, so daß es noch 1823 Mahmud für ratsam hielt, ihn abzusetzen. Unter dem Eindruck der Erfolge der ägyptischen Truppen im griechischen Aufstand entschloß sich der Sultan zur Aufstellung moderner Militärverbände, die zur Vermeidung innerer Schwierigkeiten zunächst aus jeweils 150 Mann der in Istanbul stationierten 51 Janitscharenregimenter gebildet werden und den konservativen Namen Muallem Eşkinci (etwa: ausgebildete Feldtruppen; Eşkinci war die Bezeichnung des auf dem Feldzug befindlichen Janitscharen) tragen sollten. Am 26. und 29. Mai 1826 fanden diesbezügliche Besprechungen im Amtssitz des Schejch ül-Islam Kadizade Mehmed Tahir Efendi statt; an der zweiten nahm auch H. teil, zu jener Zeit Kommandant der Verteidigungsanlagen auf der europäischen Seite des Bosporus, auf dessen Empfehlung auch eine Reihe prominenter Janitscharenführer für die Reformen gewonnen werden konnte. Am 12. Juni begann die Ausbildung der neuen Einheiten, zugleich auch der Widerstand ihrer reaktionären Kameraden. Der Aufstand vom 15. Juni abends führte zu einem Fetva des Schejch ül-Islam über die Rechtmäßigkeit der Bekämpfung der Rebellen und entsprechenden Befehlen des Sultans; H. war der stärkste Befürworter des Kampfes gewesen. Gemeinsam mit Izzet Mehmed Pascha, dem Kommandeur der anatolischen Seite der Bosporus-Befestigungen, ließ H. die Kasernen am Etmeydani durch Artilleristen zusammenschießen und alle gefangenen Janitscharen hinrichten. Die neuen Verbände erhielten jetzt den Namen Asakir-i Mansure-i Muhammediye (siegreiche Soldaten des Islams) mit dem Fes als Kopfbedeckung; H. wurde ihr erster Kommandeur mit der gleichzeitigen Eigenschaft eines Befehlshabers der beiderseitigen Befestigungen am Bosporus und der Sandschake Kocaeli (Izmid) und Hüdavendigär (Bursa). 1828 zeichnete er sich als Serdar an der Donaugrenze aus, als er im russisch-türkischen Krieg $umnu (Sumen) halten konnte und sogar dem belagerten Varna Unterstützung zu leisten versuchte. 1829 Kommandant von Rusfuk (Ruse), danach Wali von (firmen (Ormenion; Edirne), wurde er bei der Auseinandersetzung Mahmuds II. mit Mehmed Ali zusätzlich zum Oberbefehlshaber und künftigen Wali von Ägypten und Kreta ernannt, indessen am 29. Juli 1832 von Ibrahim Pascha am Beylän-(Belen-) Paß bei Iskenderun geschlagen und von Mehmed Refid Pascha abgelöst. Seine guten Beziehungen zu Fürst Milos von Serbien dürften ihm seine zweimalige Ernennung als Kommandant bzw. Wali von Vidin (1833-1844 und von 1846 bis zu seinem Tode) erleichtert haben. Dort besuchten ihn u. a. Helmuth von Moltke und der französische Emissär Jerome-Adolphe Blanqui. Das bekannteste der von H. veranlaßten Bauwerke ist der Feuerturm auf dem Gelände der Universität Istanbul (Seraskerlik bzw. Bayezid kulesi).
Literatur
Moltke, Helmuth von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin 1841(1), 1917(8).
Blanqui, (J.-A.): Voyage en Bulgarie pendant l’année 1841. Paris 1843.
Moltke, Helmuth von: Der russisch-türkische Feldzug in der europäischen Türkei 1828 und 1829. Berlin 1845(1), 1877(2).
Rosen, Georg: Geschichte der Türkei von dem Siege der Reform im Jahre 1826 bis zum Pariser Tractat vom Jahre 1856. I. Theil. Leipzig 1866.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: Osmanlı devleti teşkilâtından Kapıkulu ocakları. 2 Bde. Ankara 1943.
Karal, Enver Ziya: Osmanlı tarihi V. Nizam-ı Cedid ve Tanzimat devirleri (1789-1856). Ankara 1961(2).
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