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Klapka, György, ungarischer Honvédgeneral, * Temeschwar 7.04.1820, † Budapest 17.05.1892, Sohn des Temeschwarer Druckereibesitzers und Bürgermeisters József K., mit dem er 1841 geadelt wurde.
Leben
K. war 1838 in das österreichische Heer eingetreten und diente ab 1842 bei der ungarischen Leibgarde in Wien, wo er Artúr Görgey kennenlernte und sich mit ihm befreundete. 1847 als Oberleutnant zum 12. Grenzregiment versetzt, nahm er Anfang 1848 aus Unzufriedenheit mit dem Dienst den Abschied und ging nach Beginn der militärischen Auseinandersetzungen zu den Aufständischen über. Zunächst wurde er im Range eines Hauptmanns nach Siebenbürgen geschickt, um den Székler-Landsturm zu organisieren, dann betraute man ihn mit der Leitung der Befestigungsarbeiten in Komorn und Preßburg, und später wurde er Stabschef der Banater Truppe und bei Jahresende Sektionschef im Kriegsministerium. Im Januar 1849 zum Oberst ernannt, kämpfte er in Oberungarn an der Spitze eines Armeekorps gegen die Truppen des österreichischen Feldmarschalleutnants Graf Franz Schlik. Er schlug diesen am 22./23. Januar bei Tarcal und nahm am 10. Februar im Verein mit Görgey Kaschau ein. Seinen militärischen Erfolgen verdankte K. Anfang April 1849 die Ernennung zum General. Während er im folgenden am 6. April bei Isaszeg gegen Feldmarschall Alfred Fürst zu Windisch-Graetz unterlag (die Schlacht wurde letztlich durch den Eingriff von General Lajos Aulich zugunsten der Honvéds entschieden), war er am 19. April am Sieg bei Nagysalló über Feldmarschalleutnant Freiherr Ludwig Wohlgemuth maßgeblich beteiligt. Am 5. Mai 1849 übergab K. den Oberbefehl über sein Armeekorps General József Nagy Sándor und wurde Kriegsminister-Stellvertreter in Debreczin. Die vom Ministerrat am 20. Mai gebilligten neuen Operationspläne wurden aufgrund von Görgeys Vorstellungen von K. ausgearbeitet. Noch im Monat Mai wählte ihn der Wahlkreis Szirmabessenyő (Komitat Borsod) zum Abgeordneten. Am 28. Mai 1849 wurde K. zum Kommandanten der Komorner Burg ernannt, von wo er die Österreicher unter Feldmarschalleutnant Julius Freiherr von Haynau mehrmals erfolgreich angriff. Nach der Kapitulation bei Világos mißachtete er Görgeys Kapitulationsbefehl und machte die Burg zum Sammelpunkt versprengter Honvéds, bis Anfang September Haynau selbst, durch russische Truppenteile unterstützt, die Belagerung übernahm. K. forderte freien Abzug und Straffreiheit für die Besatzung, und es war sein Verdienst, als Haynau schließlich am 27. September seine Bedingungen akzeptierte. K. emigrierte in die Türkei, lebte dann in Italien und der Schweiz. Zur Zeit des Krimkrieges verhandelte er unter Umgehung Kossuths über die Teilnahme der Emigration, die aber infolge der Neutralität Österreichs nicht verwirklicht werden konnte. 1859 gründete er mit Kossuth und Graf László Teleki das „Ungarische National-Direktorium“ (Magyar Nemzeti Igazgatóság) mit Sitz in Genua und organisierte die „Ungarische Legion“, die mit den Truppen Garibaldis in Österreich hätte einfallen sollen. Auch 1864 unterstützte er Garibaldis militärische Vorbereitungen. Nach Ausbruch des preußisch-österreichischen Krieges 1866 stellte K. mit Bismarcks Unterstützung in Oberschlesien die „Legion Klapka“ auf, mit der er kurz vor dem Friedensschluß - wiederum ohne Wissen Kossuths - die österreichische Grenze überschritt. Nach dem Ausgleich kehrte K. nach Ungarn zurück und stellte sich als Reichstagsabgeordneter mit Ferenc Deáks Ausgleichspartei gegen Lajos Kossuth. 1867 wurde er im Wahlkreis Illava (Komitat Trentschin) gewählt, 1869 erlangte er in seiner Geburtsstadt ein Mandat. K. wurde im Budapester Kerepesi-Friedhof beigesetzt, unter den Klängen des schon um 1850 von Béni Egressy komponierten und bis heute beliebten „Klapka-Marsches“. K.s „Memoiren“ erschienen bereits 1850 in Leipzig, 1881 veröffentlichte er „Életem és élményeim“ (Mein Leben und meine Erinnerungen), 1886 „Emlékeimből“ in Budapest (letzteres deutsch: Aus meinen Erinnerungen, Zürich 1887). Diese Werke, zusammen mit dem Buch „Der Nationalkrieg in Ungarn und Siebenbürgen“, das 1851 gleichfalls in Leipzig erschien, sind - besonders in militärhistorischer Hinsicht - eine wertvolle Quelle zur Geschichte des ungarischen Freiheitskampfes. In seinem Werk „Der Krieg im Orient“ (Genf 1855) beschäftigte sich K. mit dem Krimkrieg.
Literatur
Kossuth, Lajos: Irataim az emigráczióból. Bd 1. 3. Budapest 1880/82.
Vajda, Emil: Komárom hőse. Budapest 1892.
Kienast, A.: Die Legion Klapka. Eine Episode aus dem Jahr 1866 und ihre Vorgeschichte. Wien 1900.
Lengyel, Tamás: Klapka György emlékirata és emigrációs működése. Budapest 1936.
Mittelstaedt, Isolde: Bismarck und die ungarische Emigration. In: Ung. Jb. 22 (1942) 257-309.
Somogyi, Ferenc: Küldetés. A magyarság története. Cleveland, Ohio 1973(2).
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